040 - Chopper – Geisterstimme aus dem Jenseits
hatte.
Aber
dieses Geschehen hatte sich hinter seinem Rücken abgespielt, entgegen der
Fahrtrichtung der Olympia !
Als
Bettina Marlo sah, daß Martin Böhr über die Reling kletterte und seine Not
hatte, auf dem schaukelnden Untergrund nicht den Halt zu verlieren, verstärkte
sie ihre Anstrengungen noch, um das Rettungsboot zu erreichen.
Von
Hunderten Schaulustiger wurde das seltsame Schauspiel beobachtet, aber außer
Böhr gab es keinen, der es gewagt hätte, seinen sicheren Platz auf dem Schiff
zu verlassen, um der offenbar verwirrten Frau zu Hilfe zu kommen. Nur eine
Steinwurfweite von dem Boot im Schlepptau entfernt, tauchte in diesem Moment
das grüne Motorboot mit dem Namenszug Marina auf. Das schnelle Fahrzeug
befand sich nun auf gleicher Höhe, und da sahen auch das Mädchen Marina und
Larry Brent das Drama, das sich unmittelbar vor ihnen abspielte.
Larry
beobachtete die blonde Frau, die verzweifelt vor dem Mann zu fliehen versuchte,
der ihr bestes wollte, nämlich sie zu retten.
»Verschwinde«, fauchte da eine Stimme aus ihrem Mund, die so gewaltig und
schaurig über den Fluß hallte, daß die Menschen, die sie hörten, eine Gänsehaut
bekamen. »Ich will nichts mit dir zu tun haben… Sie gehört nicht dir… sondern
mir, denn ich bin Chopper!« Das war nicht Bettina Marlos Stimme. Es war die
Geisterstimme aus dem Unsichtbaren, aus einer jenseitigen Welt, die aus ihrem
Mund sprach.
●
Dieses
fauchende Brüllen übertönte das Rauschen des Wassers, das Brummen der
Schiffsschrauben und sogar das Knattern des Motors, der die Marina antrieb.
Nicht nur die Passagiere der Olympia hörten sie, sondern auch das
Mädchen Marina und Larry Brent. Chopper!
X-RAY-3
war wie elektrisiert.
Er
hatte die Geisterstimme eines in dieser Art einmaligen Spukphänomens auf
zahlreichen Tonbandaufnahmen gehört. In einer bayerischen Kleinstadt hatte sich
die knarrende Stimme deutlich mehrere Male gemeldet, sogar während Aufnahmen
für Rundfunk und Fernsehen stattfanden.
Aus
Steckdosen, der Telefonleitung, der Heizung, dem Wasserhahn und aus dem
Spucknapf der inzwischen zu trauriger Berühmtheit gelangten Arztpraxis war sie
geklungen. Aber direkt gehört, und dazu noch aus dem Mund eines Menschen, der
sich in einer Extremsituation befand, hatte er sie noch nicht.
Die
Stimme gab sich als Chopper zu erkennen. War es die gleiche, unheimlich
klingende Stimme wie von den Tonbandaufnahmen, die er studiert hatte, oder war
es eine andere, die ihr nur frappierend ähnlich klang? Die Situation war so
dramatisch, daß der Verdacht, hier könne sich jemand einen Scherz erlauben, von
vornherein absurd schien. Die Frau war besessen! Von einem Geist, der sich
Chopper nannte! Zeit, über diese Dinge in Sekundenschnelle Gedanken
anzustellen, gab es nicht. Da war ein Mensch in Todesgefahr. Ihm mußte geholfen
werden. Erkennen und Handeln waren für Larry Brent alias X-RAY-3 stets eins.
Springen!
Er
riß schon die Arme hoch, aber dann stand er schräg da und kam mit den Füßen
nicht vom Boden los, als wäre er daran mit Superleim geklebt.
Was
hatte das zu bedeuten? Nur drei Sekunden währten die Eindrücke.
Er
sah, daß noch jemand sprang. Ein Mann, etwa fünfzig. Mit kühnem Sprung landete
er im hochspritzenden Wasser. Gerade im richtigen Moment.
Bettina
Marlos Finger rutschten ab, als sie versuchte, sich in das hölzerne
Rettungsboot zu ziehen.
Die Marina jagte an der Olympia, deren Motoren inzwischen ruhten,
vorbei. Das helle, klare Lachen der Frau im schwarzen Bikini schallte in Larrys
Ohren. »Überraschung, wie?« fragte das Mädchen Marina lachend, während er noch
immer steif wie ein Stock neben ihr stand. »Kleine Ursachen, große Wirkungen…
Ich merkte, was du vorhattest, Larry. Ich habe mir gedacht, es wäre nicht gut
für dich, mit einer Frau in Berührung zu kommen, die so seltsame Dinge in die
Welt hinausschreit…« Er starrte sie mit unverhohlener Neugier an und sah, daß
sie nur eine Hand am Steuer des Bootes liegen hatte.
Die
andere befand sich in Höhe ihrer Hüfte und wies auf Larry Brent. Die
Fingerstellung fiel ihm sofort auf.
Der
Kleine und der Ringfinger ihrer rechten Hand waren leicht nach innen gekrümmt,
der Daumen abgespreizt. Mittel und Zeigefinger waren gekreuzt und zwar so, daß
der Zeigefinger unter dem Mittelfinger lag. Eine magische Geste! Marina sah ihn
aus ihren dunklen glutvollen Augen an.
»Es
gibt Dinge zwischen Himmel und Erde, sagt man, die man nicht versteht oder
nicht verstehen
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