0401 - Dem Henker ins Handwerk gepfuscht
Sie doch an der Sache interessiert, Agent Cotton«, rief der Cop. »Beim Grab 953 handelt es sich um das von Gerald Potter. Außerdem ist Captain Harding im Augenblick nicht zu erreichen. Erbefindet sich mit einigen Kollegen in den Bergen am Pulaski Highway im Einsatz. Der Captain hat mich beauftragt, bei einem wichtigen Vorkommnis Sie zu verständigen, Agent Cotton.«
»Geht in Ordnung«, sagte ich und legte auf. Dann warf ich Phil aus dem Bett. Sein Zimmer im Hotel Imperial lag neben dem Meinigen.
Fünf Minuten später rasten wir los.
Bis zu dem Augenblick hatte sich in dem Fall, den wir in Baltimore bearbeiteten, nicht mehr viel ereignet. Phil und ich hatten uns im Archiv über das Vorleben von Tomaten-Jo orientiert. Wir nahmen Jonny Locksmith nochmals ins Verhör. Die Angst vor Samedi lähmte ihm immer noch die Zunge.
Der tote Potter war heute Nachmittag auf dem Friedhof in der Nähe des Gefängnisses begraben worden. Phil und ich waren dabei gewesen. Dabei hatten wir den Totengräber kennengelernt.
Wir hatten den Galgen überprüft. Es stellte sich dabei heraus, dass Cäsar uns nicht belogen hatte. Auch wir waren in der Lage gewesen, die Fallklappe versagen zu lassen. Danach wurde das Gerüst abgebaut und nach Washington ins Kriminalmuseum transportiert. Von Tomaten-Jo hatten weder Hardings Polizeiapparat noch wir eine Spur entdeckt.
Auf unseren Wunsch hin war Nachtigall zur Ziegelei abkommandiert worden, als man von dort einen Schreiner verlangte. Der Gefängniswärter, der ihn begleitete, warentsprechend instruiert worden. Die Aktion verlief ohne Erfolg. Tomaten-Jo tauchte nicht bei seinem alten Komplizen auf.
Nieselregen schlug gegen die Scheiben des Jaguar. Die Wischer arbeiteten. Am Ende der Allee lag das schwarze eiserne Tor, das zum Friedhof führte.
Am linken Torpfeiler stand eine große Gestalt. Sie war in einen schwarzen Mantel gekleidet und trug einen großen Hut. Es war der Totengräber, der mit den Armen in der Luft herumruderte, als er unseren Wagen erkannte. Er sah wie eine riesengroße Fledermaus aus.
»Gut, dass Sie kommen, G-men«, begrüßte er uns.
Wir gingen durch das Tor auf ein kleines graues Haus zu, in dem der Totengräber wohnte. Dabei erzählte er uns, was geschehen war. »Ich war bereits im Bett«, sagte der Totengräber. »Da höre ich plötzlich Stimmen, das Klirren von Schaufeln, das Trampeln von Füßen. Ich stand auf und ging über den Friedhof. Bei Potters Grab sah ich dunkle Gestalten herumspringen. Als ich darauf zuging, entdeckte ich, dass sie dabei waren, das Grab zu öffnen. Ehe ich einschreiten konnte, schlug mich einer von ihnen nieder. Als ich wieder zu mir kam, waren sie verschwunden. Da bin ich sofort ins Haus gelaufen und habe die Polizei angerufen.«
Wir standen an der Stelle, wo sich Gerald Potters Grab befand. Phil und ich hatten Lampen mit. Frische Erdhügel türmten sich zu beiden Seiten der Grube auf.
»Ich habe nichts daran verändert«, erklärte uns der Totengräber. »Das Grab ist noch genau in dem Zustand, wie in dem Augenblick, als ich wieder zu mir kam.«
»Seltsam«, sagte Phil und leuchtete in die Grube, die mit loser Erde halb zugeschüttet war. »Warum wurde das Grab geöffnet?«
»Es muss sich etwas darin befunden haben, das für jemand wichtig war«, meinte ich.
»Aber was? Potter lag in einem einfachen Fichtensarg. Reichtümer wurden ihm nicht mitgegeben.«
»Sehen wir mal nach«, sagte ich zum. Totengräber. Der Totengräber lief zu dem Haus zurück und kam mit einer Schaufel wieder. Ihm schien diese schaurige Szene nichts auszumachen, aber Phil und ich fröstelten leicht.
Es dauerte nicht lange, da stieß er auf den Holzsarg. Phil und ich gaben ihm mit unseren Lampen Licht.
Er säuberte den Deckel mit den Händen, dabei rief er: »Die Deckelschrauben sind nicht zugeschraubt, Agent Cotton.«
»Öffnen Sie den Sarg«, sagte ich. Phil und ich standen am Rand der Grube und starrten hinunter. Der Totengräber zog den Deckel hoch.
Der Sarg war leer!
***
»Wer hat ein Interesse daran, den toten Potter aus dem Sarg zu stehlen?«, fragte Captain Harding immer wieder. Er war es nicht allein, der diese Frage stellte. Auch Phil und ich standen vor einem Rätsel, das wir nicht zu lösen vermochten. Wir zerbrachen uns in der Nacht und auch am nächsten Tag die Köpfe darüber. Eine Erklärung fanden wir nicht.
Dann wurden wir durch einen anderen Vorfall abgelenkt.
Als wir am Abend wieder in unseren Hotelzimmern waren, rief mich Harding
Weitere Kostenlose Bücher