0401 - Die Druiden-Falle
begann.
»Das hätte ich mir auch nicht träumen lassen, daß ich mal die Geschichte von Jonas im Walfischbauch nachvollziehen würde«, sagte er.
Er sog den Pfeifenrauch ein und blies ihn dann wieder durch die Nasenlöcher aus. Der Rauch stieg empor.
Er berührte die obere »Magenwand«.
Der Effekt war mehr als erstaunlich.
Das Organhaus begann krampfhaft zu »husten«…
***
Leonardo deMontagne lebte noch.
Es war nicht das erste Mal, daß er seine Gegner perfekt täuschte. Manchmal war er dabei wirklich selbst dem Tode nahe gewesen. Damals zum Beispiel, als ihm Bill Fleming eine Silberkugel in den Kopf schoß. Aber er hatte das überlebt, als er selbst noch kein Dämon gewesen war. Inzwischen war er noch weit widerstandsfähiger.
Als er den Pflanzenangriff registrierte, beschloß er, daß er sich totstellen mußte… Nur dann würden die beweglichen Zweige von ihm ablassen.
Er wollte auch noch nicht die Flucht ergreifen, was ihm ebenfalls möglich gewesen wäre. Er wollte wieder hier am Ball bleiben und beobachten - und nach Möglichkeit Sid Amos einen Denkzettel verpassen.
Denn es gab keinen Zweifel, daß Amos für die Pflanzenwucherungen verantwortlich war. Leonardo spürte die Art der Magie, die hier wirkte.
Als Wang Lee Chan ihm das Schwert abnahm und damit zuschlug, setzte Leonardo seinen eigenen Zauber ein. Er hatte in der letzten Zeit eine Menge gelernt. Das Gelernte und sein magisches Dämonenpotential benutzte er nun. Er gaukelte Wang Lee damit vor, ihn geköpft zu haben, und spielte den toten Mann.
So ganz schien der Mongole nicht darauf hereinfallen zu wollen. Er blieb mißtrauisch. Er stieß sogar noch einmal mit dem Schwert zu, um Leonardos Herz zu durchbohren.
Leonardo hätte es fast nicht geschafft. Gut, der Stoß tötete ihn nicht. Aber er konnte ihn zumindest verletzen, und auch wenn er ihn rasch wieder ausheilen konnte, kostete das Kraft.
Leonardo brachte es fertig, den Schwertstoß durch Muskelbewegungen ein wenig abzulenken. Die Klinge verfehlte sein dämonisches Herz.
Der Schmerz war zu ertragen, die Verletzung nicht weiter gefährlich. Noch während Wang die Kling wieder herauszog, begann die Wunde sich zu schließen.
Schließlich entfernte der Mongole sich talwärts.
Da wußte Leonardo, daß er gewonnen hatte. Vermutlich hielt Wang Lee ihn für tot. Oder zumindest für so schwer verletzt, daß sich alles weitere erübrigte.
Aber Leonardo war nach wie vor lebendig.
Als Wang außerhalb seiner Sichtweite war und das Knacken von Zweigen verstummte, richtete Leonardo sich auf.
Er grinste.
Etwas Merkwürdiges geschah.
Sein Schatten löste sich von seinem Körper.
Er glitt über den Boden davon, hinter dem Mongolen her. Ein Dämon blieb auf der Lichtung zurück, der jetzt keinen Schatten mehr warf.
Aber er steuerte ihn, jagte ihn hinter Wang Lee her. Durch seinen Schatten konnte er verfolgen, was Wang nun tun würde.
Er konnte diesen Schatten auch wie ein zweites Ich handeln lassen, wenn er das wollte.
Reglos stand er da und nahm die Eindrücke in sich auf, sah die Reste seiner Skelettkrieger. Aber das störte ihn nicht. Es gab jederzeit Ersatz.
Er war der Überzeugung, daß er die Skelett-Krieger vorerst ohnehin nicht mehr benötigte. Sein neuer Plan sah ganz anders aus.
Viel perfider…
***
Als er draußen stand, wußte Merlin selbst nicht, was in ihn gefahren war.
Erst recht nicht, wie er das gemacht hatte.
Er versuchte sich zu erinnern.
Er hatte plötzlich das Bedürfnis entwickelt, der Barriere zu trotzen und den Raum zu verlassen. Er hatte es den anderen beweisen müssen, daß sie ihn nicht festhalten konnten!
Zumindest nicht mit solch einfachen Methoden!
Er hatte die Wand berührt und ihr seinen Willen aufgezwungen.
Und er hatte das Organhaus verlassen!
Was nun?
Was anderen nicht gelungen war, hatte er geschafft. Jetzt mußte er versuchen, das Beste daraus zu machen. Er war es ihnen schuldig. Sie machten sich Gedanken über ihn, sie sorgten sich um ihn, und zumindest einer von ihnen, dieser Zamorra, hatte ihm eindeutig das Leben gerettet. Und aus ihren Andeutungen ging hervor, daß sie alle seine Freunde waren.
Wenn er sich doch nur erinnern könnte!
Aber da war nichts. Seine Existenz begann in seiner Erinnerung eigentlich erst mit dem Augenblick des Auftauchens auf dem Silbermond. Er wußte, auch ohne daß die anderen darüber sprachen, daß da vorher etwas gewesen war.
Aber was?
Immerhin - er war ihnen Unterstützung schuldig. Er war frei.
Er
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