0404 - Die Bande der Toten
Halunken jetzt mehr als zweitausend Dollar in der Hand hat! Dafür müsste ich…«
»Regen Sie mich nicht auf«, grollte Sheriff Eberhard. »Auffällig ist, dass die vier Burschen sich nicht die geringste Mühe gegeben haben, ihre Gesichter zu verstecken! Sie hätten sich nur ein Halstuch vor die Nase zu binden brauchen, aber nein, nicht einmal das hielten sie für erforderlich!«
»Na ja, manchmal gibt es eben solche leichtsinnigen Burschen!«
»Stimmt. Aber inzwischen haben vier Männer in Tennessee einen ganz ähnlichen Überfall ausgeführt, und auch diese vier Halunken gaben sich keine Mühe, ihre Gesichter zu verstecken. Fällt Ihnen immer noch nichts auf?«
»Was soll mir denn auf fallen außer der Tatsache, dass sie eben leichtsinnig sind? Je mehr Beschreibungen von ihnen sich ansammeln, umso eher wird man dahinterkommen, wer sie sind.«
»Genau das«, seufzte Sheriff Eberhard, »müssen sich die Burschen doch auch sagen! Warum tun sie dann nichts dagegen? Warum besorgen sie sich keine Masken? Oder binden sich wenigstens ein Tuch vors Gesicht? Warum? Warum, Bill?«
»Das mag der Teufel wissen.«
»Der weiß es bestimmt. Außerdem wissen es natürlich die Gangster. Und dann gibt es noch einen, der das herausfinden muss. Und das bin ich. Ich habe so ein blödes Gefühl, als könnte die Antwort auf diese Frage alles erklären. Wenn ich nur wüsste, in welcher Richtung man diese Antwort zu suchen hätte!«
Mit gerunzelter Stirn starrte Sheriff Eberhard vor sich hin. Als Kriminalist mit den jahrelangen Erfahrungen, die er in Chicago gesammelt hatte, war sein Verstand fast automatisch auf einen entscheidenden Punkt gestoßen. Nur fand er keine Antwort auf die Frage, weil er gewissermaßen den Wald vor lauter Bäumen nicht sah. Und deshalb wandte er sich einer anderen Arbeit zu, die auch getan werden musste.
»Haben Sie sich mit der Mordkommission wegen dieses blödsinnigen Autounfalls in den Bergen in Verbindung gesetzt?«, fragte er seinen Amtsgehilfen.
Bill Woolson war heilfroh, aus dem grauen Gebiet der Theorie wieder in das ihm vertrautere Feld der praktischen Arbeit zurückkehren zu dürfen. Er ging lebhaft auf die Frage seines Vorgesetzten ein.
»Klar, Sheriff, ich war heute früh drüben bei den Burschen von der MK.«
»Und? Was war nun wirklich in der Haarnadelkurve los?«
»Tatsachen zuerst?«
»Ja. Warum? Gibt es außer den Tatsachen noch etwas?«
»Hm. Die Burschen von der MK haben eine gewisse Ähnlichkeit mit Ihnen, Sheriff. Die denken pausenlos. Und dabei kommen sie natürlich auf die ausgefallensten Ideen.«
»Erzählen Sie mir erst einmal die Tatsachen. Dann können Sie versuchen, die Vermutungen der Mordkommission wie derzugeb en.«
»Tatsache ist, dass ein Auto mitten in der Nacht und im dicksten Nebel in der Haarnadelkurve von der Straße abkam und achtzehn Meter tief in die Schlucht stürzte. Der Wagen geriet in Brand. Der Fahrer ist verbrannt.«
»Was für ein Wagen war es?«
»Ich habe alles aufgeschrieben, Typ, Fahrgestellnummer, Kennzeichen und so weiter. Steht alles in unserer Unfallakte.«
»Okay. Wieso ist der Fahrer von der Straße abgekommen? Wegen Nebels? Wenn er langsam genug fuhr, musste er sich an der Leitlinie in der Mitte orientieren können.«
»Genau wie die Burschen von der Mordkommission!«, rief Woolson und schüttelte den Kopf. »Genau dasselbe haben die auch gesagt!«
»Das ist doch logisch!«, brummte Eberhard.
Woolson verzog das Gesicht.
»Logisch«, wiederholte er verächtlich. »Wenn gewisse Leute eine einfache Sache kompliziert machen wollen, gebrauchen sie meistens dieses Wort. Sheriff, ich sehe die Sache so: Es war mitten in der Nacht. Es herrschte dicker Nebel. Der Fahrer braucht nur ein paar Sekunden vor Müdigkeit mal nicht auf die Mittellinie gestarrt zu haben, und schon war es passiert! Wozu muss ich da noch komplizierte Überlegungen anstellen? Was soll da Logik oder so ’n Kram? Der Fall ist sonnenklar. Unfall bei Nebel mit tödlichem Ausgang. Ganz klar.«
»Was für Vermutungen stellt die Mordkommission an?«
»Das Verrückteste, was ich je in meinem Leben gehört habe. Die Burschen spielen allen Ernstes mit dem Gedanken, dass jemand die Mittellinie verändert haben könnte! Stellen Sie sich das vor! Da hätte also ein Verrückter die richtige Mittellinie erst einmal grau überpinseln und dann eine falsche Mittellinie, die praktisch genau in die Schlucht hinunterführte, wieder weiß auf die Straße malen müssen! Außerdem hätte
Weitere Kostenlose Bücher