0407 - Die Mordgeister
melden, okay?«
»Okay.«
Er war von ihrer Reaktion enttäuscht. Unterschwellig hatte er gehofft, sie würde ihn begleiten. Aber statt dessen riet auch sie ihm zur Vorsicht. Diese Frauen! Sie waren verrückt! Da hatte er die einmalige Chance, ein solches Haus zu einem solchen Preis zu erwerben, und sie rieten ihm alle davon ab.
Aber davon würde er sich nicht beirren lassen.
Okay, dann fuhr er eben heute allein zu diesem Haus…
***
Nach dem fünfzehnten Durchklingeln wurde abgehoben. Die Rezeption des Hotels meldete sich. Die Anlage hatte automatisch durchgeschaltet, nachdem in Teodore Eternales Zimmer niemand abhob.
Puzoni kannte die Technik. Er wunderte sich deshalb kaum, jemanden am Apparat zu haben, den er eigentlich nicht kannte. Er erkundigte sich, ob Signor Eternale irgendwo im Hotel erreichbar wäre und bat darum, ihn ausrufen zu lassen.
Der Mann an der Rezeption war ein guter Beobachter. Er teilte Puzoni dann mit, daß Eternale mit seinem Auto das Hotel verlassen habe. Ob eine Nachricht hinterlassen werden solle.
Puzoni überlegte kurz. Dann entschied er sich dagegen. »Wissen Sie, wohin sich Signor Eternale begeben wollte?«
Das konnte ihm der Concierge nicht verraten.
Aber Puzoni konnte es sich denken. Möglicherweise war Eternale wieder zu dem Haus in Monte Sacro unterwegs.
»Grazie«, murmelte er und legte auf. Er überlegte. Noch einmal versuchen, dorthin zu kommen und mit Eternale zu reden? Aber es war anzunehmen, daß die lautlose Stimme in seinem Kopf, die ihn so total beherrschte, das abermals verhindern würde.
Ganz richtig, hörte er es in sich aufklingen.
Puzoni stöhnte auf. »Wer bist du? Warum willst du es mir nicht verraten, was du von mir willst? Warum quälst du mich so?«
Er wußte schon nicht mehr, zum wievielten Mal er diese Frage gestellt hatte. Aber auch diesmal gab es keine Antwort.
***
Ted Ewigk jagte den Mercedes wieder nach Monte Sacro. Diesmal fuhr er nicht durch die Stadt, sondern benutzte die Umgehungsstrecke. Die Autostrada, die als weiträumiger Ring um Rom lief, hielt ihn vom chaotischen Innenstadtverkehr fern. Auf dem Autobahnring konnte er einigermaßen zügig fahren. In der City gab es jetzt schon heilloses Durcheinander. Seit die antike Innenstadt gesperrt war, ballte sich der Autoverkehr im umliegenden Bereich um so stärker. Es gab noch weniger Parkmöglichkeiten als früher, und die nach Parkplätzen suchenden Fahrer behinderten alle anderen um so mehr.
Dafür gab es wohl auch keine Patentlösung. Es war schon ein Wunder, daß die an sich als Nation autobegeisterten Römer sich zu einer so einschneidenden Maßnahme durchgerungen hatten.
Unaufhörlich brannte in Ted das Fieber, das ihn zu diesem einsamen Haus in der Parklandschaft zog. Er kam diesmal von der anderen Seite auf den Vorort zu, von der Autostrada her, und mußte sich deshalb nach links orientieren. Fast hätte er den schmalen Zufahrtsweg verfehlt in all dem Strauchwerk an der Straße. Im letzten Moment schaffte er es, auf die Bremse zu treten und anzuhalten. Er stellte den Mercedes ab und sicherte ihn. Diesmal benutzte er dafür nicht die Alarmanlage des Wagens, sondern seinen Dhyarra-Kristall. Das hatte er auch früher schon getan, als er noch den weißen Rolls-Royce mit den vergoldeten Chromteilen besaß.
Er dachte nicht ernsthaft darüber nach. Er legte sich nicht darüber Rechenschaft ab, daß er sich damit seiner einzigen und stärksten Waffe gegen Magie beraubte. Er glaubte nicht daran, daß er den Dhyarra benötigen würde — oder vielleicht wollte er auch einfach gar nicht daran glauben.
Er wollte nur mit diesem Fabrizzi handelseinig werden und das Haus kaufen, sonst nichts.
Er schritt über den Kiesweg und erreichte schließlich das Haus. Jetzt am Vormittag sah es nicht ganz so prachtvoll aus wie am gestrigen Abend, aber immerhin gefiel es ihm auch jetzt. Er war sogar froh darüber, daß der gestrige Eindruck ihn leicht getäuscht hatte — so wie jetzt sah das Haus einfach ehrlicher aus. Nicht so überperfekt, nicht so unwirklich vollkommen.
Ted lächelte.
Wieder schritt er die Treppe hinauf und trat ein. Wieder war die Haustür unverschlossen.
Zumindest das, überlegte er, würde sich künftig natürlich ändern. Es gab zu viele Diebe in der Gegend, und er wollte sie nicht dadurch zum Einbrechen provozieren, indem er Tür und Tor offen ließ. Wenn die bisherigen Besitzer das anders gesehen hatten, war es ihr Problem. Ted erwog auch die Anschaffung eines oder zweier
Weitere Kostenlose Bücher