0408 - Der Drachenblut-Vampir
Hand.
In der Nähe gluckerte das Wasser. Wir hörten es zwar, sahen den schmalen Bach aber nicht, so dicht lag in dieser Mulde der Dunst. Er wurde etwas dünner, als wir den flachen Hang hochstiegen, aber viel mehr konnten wir auch nicht sehen.
Bis zu dem Zeitpunkt, als etwas Rotes durch den Nebel flackerte.
»Das ist Feuer!«
Ich hatte den Satz nicht gesagt. Er war meiner Begleiterin über die Lippen gerutscht, und sie fügte auch noch einen nächsten hinzu, der erstickt klang. »Unsere Farm, John, sie brennt.«
***
Um die Banshee konnte sich der Inspektor nicht kümmern, sein Leben war wichtiger, denn die geschleuderte Lanze war ungemein schnell.
Er hechtete zur Seite, tauchte in das Dunkel des Schuppens und hörte einen schrillen Schrei, als er zuerst auf der Schulter landete und sich abrollte.
Die Banshee hatte ihn ausgestoßen. In ihren Schrei hinein klang das Gelächter des Drachenblut-Vampirs, der sich über den Erfolg freute und zusah, wie die Banshee auf die Beine kam.
Er ließ sie gewähren, auch dann, als sie sich umdrehte, auf ihn zuhuschte und er mit einem blitzschnellen Griff nach der brennenden Lanze fasste, um sie ihr aus der Brust zu reißen. Das gelang ihm auch, die Banshee aber hob plötzlich vom Boden ab. Ein brennender Hexenkörper oder magischer Komet jagte durch den großen Stall, wobei die Banshee ihr Ziel auf der Tenne fand.
Dort lagerte das Stroh.
Sie war direkt in die Ballen hineingerast. Die Flamme umgab sie wie eine Wolke, die aufloderte und dabei ihre Haare erfasste.
Als schlimm empfand Suko ihr Kreischen. Das hatte nichts mehr mit dem geisterhaften Ruf der Banshee zu tun, es war das letzte Brüllen vor dem Ende.
Sie schlug um sich, ein Funkenregen hüllte sie ein, und immer tiefer bohrte sie sich in das Stroh, das schon längst Feuer gefangen hatte. Die Flammen nahmen die gesamte Breite der Tenne ein und hatten sie in eine lodernde Hölle verwandelt.
Für dieses Wesen konnte Suko nichts mehr tun. Es war gejagt und vernichtet worden. Jetzt musste er an sich selbst denken.
Der Drachenblut-Vampir hatte seinen Standort geändert. Er war in das von Qualm und Rauch erfüllte Dunkel unter dem Tennenboden gekrochen und lauerte dort wie jemand, der bereit war, jeden Augenblick anzugreifen. Das allerdings tat er nicht. Dafür hallte Suko sein hässliches Lachen entgegen. Es hatte keinen Sinn, den Vampir zu attackieren, denn in der Hölle aus Rauch und Flammen war für Suko ein Überleben unmöglich.
Die Tenne brannte lichterloh. Das Dach platzte bereits. Glühende Balken wurden nicht nur in die Luft geschleudert, sie fielen auch wieder zurück und gaben der Flammenhölle auf der Tenne neue Nahrung.
Auch Suko hüllte der Rauch ein. Die Tür, in die die brennende Lanze gefahren war, hatte ebenfalls Feuer gefangen. Das Holz war alt und trocken. Es brannte wie Zunder. Um die Lanze herum hatte sich ein besonders großer Flammenkreis gebildet. Es war Suko unmöglich, sie an sich zu nehmen.
Auf den Kampf mit dem Drachenblut-Vampir musste er ebenfalls verzichten. Wichtig für ihn war, dass er aus der Scheune kam. Eine fette Rauchwolke quoll gegen sein Gesicht. Er konnte nicht mehr atmen, hielt die Luft an und rannte auf die Tür zu. Über ihm krachte das Gebälk. Taumelnd stürzten brennende Balken dem Boden entgegen, prallten dort hart auf und wurden zu einem wahren feurigen Sprüh, der sich kreisförmig verteilte.
Mit der Schulter rammte Suko die Tür weiter auf. Er spürte schon die Kälte der Nacht und atmete tief die feuchte Luft ein.
Seine Knie waren weich geworden. Er hustete stark, als er von der Scheune wegtaumelte, aber nicht wusste, wo er sich befand, denn der Nebel machte eine Orientierung so gut wie unmöglich. Er lief noch einige Schritte weiter, bevor er sich umdrehte und zurückschaute.
Das Feuer leistete ganze Arbeit. Es hatte mittlerweile die gesamte Scheune erfasst. Aus dem Dach schlugen die roten Finger in langen, gierigen Bahnen.
Irgendwo dort musste sich der Drachenblut-Vampir befinden. Ein Wesen, das selbst dem Feuer trotzte, weil es so gut wie unbesiegbar war durch seine Haut.
Die Scheune verbrannte nicht lautlos. Ihre Zerstörung war von knallenden und explodierenden Geräuschen begleitet, zudem von dicken Rauchwolken, die sich fett und schwarz mit dem wallenden Nebel vermischten.
Der Chinese lief noch weiter zurück und hörte die lauten Rufe durch den Nebel hallen.
Es war diesmal kein Schrei der Banshee. Ein Mensch wollte etwas von dem Inspektor.
Als
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