0414 - Zweikampf um die Ninja-Krone
sie mussten schon zur Familie der Raubvögel gehören.
Möglicherweise waren es Sperber oder Falken.
Yakup fand es interessant, den einen Vogel zu beobachten. Ruhig glitt er durch die Luft, bis zu dem Augenblick, als er plötzlich steil in die Höhe zog, immer kleiner wurde, aber dennoch nicht in den Wolken verschwand, weil er plötzlich umkehrte, sich aber anders verhielt, als hätte er Angst oder würde auf etwas lauern.
Was das bedeuten konnte, wusste Yakup auch nicht, aber er hörte plötzlich den Schrei des zweiten Vogels.
Auf einmal erschien er.
Das Tier tauchte wie ein Geschoss aus dem Düster der Schlucht auf und raste in die Höhe. Das musste einfach eine Flucht sein, und es war auch eine. Nur konnte der Falke sie nicht beenden.
Hinter ihm erschien noch etwas. Ein blitzender Gegenstand, als hätte er sich aus dem Nichts materialisiert.
Und dieser Gegenstand war schneller als der Falke.
Zwei Lidschläge nach dem plötzlichen Erscheinen hatte er sein Ziel erreicht. Der Vogel konnte nichts daran ändern, als das blitzende Stück in seinen Körper hämmerte.
Es war ein Volltreffer. Ein verzweifelter Versuch, noch mit den Flügeln zu schlagen und so zu entkommen, misslang dem Tier. Irgendetwas hatte sich an seinem rechten Flügel festgehakt, und der Vogel folgte der Erdanziehung.
Er fiel.
Sehr schnell verschwand er wieder, Yakup konnte seinen Weg nur noch ahnen, und er hörte plötzlich das satte Klatschen, das entstand, als der Vogel zu Boden prallte.
Da er dieses Geräusch so deutlich vernommen hatte, musste es nicht weit von ihm entfernt aufgeklungen sein.
Er hütete sich jedoch, den Weg sofort zu gehen, sondern blickte erst nach oben.
Dort verschwand Vogel Nummer zwei soeben. Er flog sehr schnell und war nur noch für einen winzigen Augenblick zu sehen, dann nicht mehr. Wieder wurde Yakup das Gefühl nicht los, es bei diesen beiden Vögeln mit Boten oder Beobachtern zu tun zu haben, doch einen Beweis dafür würde er wohl nie bekommen.
Aber er musste einfach wissen, was den ersten Vogel mitten im Flug erwischt und getötet hatte.
Deshalb verließ er seinen Platz an der Felswand. Gern hätte er Licht gehabt, um mehr erkennen zu können. Im Angesicht der lauernden Gefahr, ließ er dies jedoch sein und bewegte sich sehr behutsam, mit zu Boden gerichtetem Blick, auf die gegenüberliegende Wand zu.
Manchmal hat der Mensch Glück.
So erging es auch Yakup. Er sah etwas, das Ähnlichkeit mit dem Vogel haben musste, denn ein Flügel war noch ausgebreitet. Dicht neben dem Tier kniete sich Yakup hin.
Aus der Nähe betrachtet, erkannte er, dass es sich dabei um einen Falken handelte. Seine erste Vermutung war also korrekt gewesen.
Yakup hatte den Bogen wieder entspannt und über die Schulter gehängt. Er benötigte jetzt beide Hände, um das Tier untersuchen zu können, fühlte am und unter dem Gefieder nach und wusste schon beim ersten Tasten Bescheid.
Der Falke war von einem Gegenstand getötet worden, den auch er bei sich trug. Von einem Wurfstern. Nur hatte Yakup ihn nicht geschleudert!
***
Für uns hatte eine lange Wartezeit begonnen, und ich erinnerte mich sehr genau an die Worte des Falken, mit denen er sich für eine Weile von uns verabschiedet hatte.
»Wenn uns jemand etwas Genaues sagen kann, ist es der Vogel.«
Das wollte mir nicht aus dem Sinn, als Suko, der Kommissar und ich den Garten durchwanderten, der für uns geöffnet worden war.
Wir befanden uns in einer parkähnlichen Anlage. Hier war alles von Meisterhand angelegt worden. Jeder Baum hatte seinen bestimmten Platz, nichts sah wie zufällig aus, und doch wirkte das Gelände nicht künstlich. Die angeschütteten Hügel waren mit Bodendeckern bewachsen, die auch im Winter ihre Blüte nicht verloren, sodass immer ein Hauch von Farbe über dem ansonsten vorherrschenden Grün der Landschaft lag.
An einem Teich blieben wir stehen. Das Wasser schimmerte grün, war trotzdem klar, und ich sah eine dünne Schlange zwischen den im Wasser stehenden Pflanzenstängeln.
»Der Zwerg liebt Tiere, nicht wahr?« fragte ich den Kommissar.
»Wie man sieht.«
»Was ist er für ein Mensch?«
Muroto hob die Schultern. »Das kann ich Ihnen auch nicht sagen. Niemand kennt ihn genau. Aber, so erzählt man sich, soll es trotzdem noch jemanden geben, der ihn genauer kennt und über ihn Bescheid weiß. Sein Zwillingsbruder.«
»Wie?« fragte Suko. »Der hat noch einen Bruder?«
»Ja.«
»Kennen Sie den?«
Muroto schüttelte den Kopf. »Leider
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