0417 - Die Straße der Gräber
Menschen. Plötzlich stürmten andere Soldaten und Söldner aus irgendwelchen Winkeln und Ecken herbei. Sie fielen über die Menschen her.
Und sie schlugen mit den Fäusten auf sie ein.
Dabei nahmen sie auch auf die Frauen keine Rücksicht. Brutal wurden alle zu Boden gedroschen, und man riß ihnen ebenfalls die sackartigen Gewänder vom Leib.
Eine andere Kleidung kam zum Vorschein.
Ebenfalls für mich fremd. Ich ging noch näher heran, um sie besser erkennen zu können.
Die Menschen waren von den Peitschen- und Faustschlägen gezeichnet worden. Blutüberströmt knieten oder lagen sie am Boden, aber in ihren Augen las ich den festen Willen, lieber zu sterben, als unterzugehen oder sich einer anderen Gewalt auch seelisch zu beugen.
Meine Blicke glitten tiefer, und plötzlich weiteten sich meine Augen. Einer von ihnen hatte es geschafft und seine Hände unter sein Gewand geschoben.
Er holte etwas hervor.
Ein hölzernes T.
Das Kreuz der Templer.
***
Ich war wie vor den Kopf geschlagen. Das konnte doch nicht wahr sein! Diese sieben vor mir auf dem Boden liegenden Personen sollten Templer sein? Verrückt, unglaublich – aber warum eigentlich nicht?
Ich wußte, daß die Templer immer wieder verfolgt worden waren. Von der offiziellen Kirche ebenso wie von den Kräften der Hölle, wie ich es hier durch die Horror-Reiter hatte erleben können.
AEBA gegen die Templer!
Das war mir neu, ich hatte wieder etwas dazugelernt, undich dachte an die Templer aus meiner Zeit, an das silberne Skelett Hectors und an den Abbé Bloch, einer der führenden Köpfe in der Templer-Gemeinschaft. Schloß sich wieder einmal der Kreis?
Waren die Templer meine eigentlichen Verbündeten? Zumindest konnten sie einfach nicht gegen mich stehen, wenn sie Feinde der Horror-Reiter waren. Demnach mußten sie auch Feinde des Schwarzen Tods gewesen sein.
Himmel, ich dachte wieder in Dimensionen, die meine augenblickliche geistige Verfassung um vieles überstiegen. Wichtig war, daß ich mich auf die folgenden Dinge konzentrierte, denn es war nicht bei dem einen Kreuz geblieben.
Auch die anderen sechs hatten ihre hölzernen Templer-Kreuze hervorgeholt und hielten sie fest, als wären es ihre Rettungsanker.
Mit letzter Kraft quälten sie sich auf die Füße.
Und so standen sie da.
Schwankend, wankend und auch blutüberströmt. Ihre Gesichter waren verzerrt, die Augen weit geöffnet. Über die Gesichter huschte der zuckende Widerschein der Flammen, und die Fackeln selbst spiegelten sich in ihren Pupillen.
Sie sprachen die Dorfbewohner an. Ich hörte nicht, sah nur, wie sie ihre Lippen bewegten, aber es mußten starke Worte und Sätze sein, denn die einfachen Menschen und auch die Soldaten wichen zurück. Die ersten drehten sich um. Sie rannten fluchtartig davon, wahrscheinlich waren sie mit Flüchen belegt worden oder mit Prophezeiungen, die von der Vernichtung in der Hölle sprachen.
Selbst hartgesottene Söldner und Soldaten hielten es nicht mehr aus. Auch die Männer, die gepeitscht hatten, suchten so rasch wie möglich das Weite.
Allmählich leerte sich der Platz um die sieben Personen herum, nur einer blieb noch.
Das war ich.
Aber mich konnten sie nicht sehen, dafür sah ich sie und beobachtete weiter.
Was konnte ich tun? War ich überhaupt in der Lage, durch mein Kreuz in den Lauf des Schicksals einzugreifen? Es hättemich gereizt, dies herauszufinden, und ich fragte mich: Weshalb eigentlich nicht?
Schon einmal hatte ich jemanden mit dem Kreuz berührt und ihn praktisch aus der Vergangenheit in die Zwischenzeit geholt, in der ich mich befand.
Noch lebten sie ja, auch die Grabkreuze sah ich nicht. Demnach hatte es noch keine Gräber von ihnen gegeben.
Ich spielte mit dem Schicksal, als ich auf den ersten zuging. Es war der Mann, der als erstes sein Kreuz hervorgeholt hatte.
Ich berührte ihn mit dem geweihten Silber meines Talismans.
Plötzlich gab es einen Kontakt zwischen uns beiden, eine Brücke war hergestellt worden, und Magie sorgte dafür, daß die Zeiten nicht mehr relevant waren. Es gab eine Mischung.
Er sah mich an.
Nein, er starrte mir ins Gesicht.
Es war ein Blick, den man mit dem Begriff Nichtbegreifen oder Nichtfassen umschreiben konnte. Furchtbar, staunend, abweisend und gleichzeitig voller Angst.
Bevor er sprechen oder sich erholen konnte, ging ich zu dem nächsten und berührte ihn ebenfalls.
Bis zum siebten ging ich, so daß ich für alle versammelten Templer sichtbar wurde.
Jetzt befanden sie sich in
Weitere Kostenlose Bücher