0423 - Rally des Schreckens
geschafft.«
»Ja, zum Glück.«
»Und wie geht es weiter?«
»Muß ich Ihnen da noch eine Antwort geben?«
Sie lächelte und strich mit ihren kalten Fingern über Sukos ebenfalls kalte Wange. »Nein, das brauchen Sie wohl nicht. Lassen Sie mich nur noch sagen, daß ich mich bei Ihnen sicher fühle, Suko.«
»Oh - danke.«
»Manchmal braucht auch eine Frau Schutz, wenn es um Dinge geht, die man möglicherweise nur mit körperlicher Kraft in die Reihe bringen kann.«
Suko nickte. »Wir werden sehen.«
»Wollen Sie Ihre Lampe einschalten?«
Der Inspektor schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, wo sich O'Hirie aufhält. Vielleicht hat er uns gesehen, möglicherweise wartet er auf uns. Ich möchte ihm keine Gelegenheit geben, uns schon sehr früh zu sehen. Wir werden zunächst im Dunkeln weitergehen.«
»Ja, wie Sie meinen.«
Und so schlichen sie los. Beiden war nicht sehr wohl bei ihrer Aktion. Suko dachte da weniger an sich, mehr an die Frau, die langsam außer Atem kam. Sie mußten sich schon ducken, sonst wäre sie an die Decke gestoßen. Die Erde unter ihnen war weich und lehmig. An einigen Stellen so feucht, daß sie ausrutschten. Außerdem hielt sich die Kälte hier unten. Die Temperaturen lagen unter dem Gefrierpunkt.
An einigen Stellen hatte sich Wasser gesammelt. Es war zu Eis erstarrt, das knackte, wenn die beiden Eindringlinge darüber hinwegschritten. Es war kaum zu glauben, daß sie sich unterhalb oder in einer Höhe der Gräber befanden. Der Gang stach in einer geraden Linie dem Grabmal am Hügel entgegen.
Manchmal blieben sie stehen, um zu lauschen. Zu hören war nichts. Suko riskierte es, nahm die Lampe hervor und schaltete sie für einen Moment ein. Das helle kalte Licht der Halogenlampe erfüllte den Tunnel. Plötzlich entdeckte sie, daß der Stollen doch nicht so fest gebaut war.
Alice konnte einen Aufschrei nicht vermeiden. Sie stand unbeweglich und hatte einen Arm ausgestreckt. Mit dem Zeigefinger deutete sie in eine bestimmte Richtung.
»Da - mein Gott…«
Auch Suko schaute jetzt hin. Er drehte die Lampe noch ein wenig, so daß Einzelheiten noch deutlicher hervortraten.
An der Gangwand befand sich ein Loch. Es sah aus wie herausgeschnitten. Vielleicht war es das Fußende eines besetzten Grabs.
Hervor schauten die Reste eines zerstörten Sargs, und dazwischen sahen Suko und Alice einen Fuß, an dem noch die Fetzen eines schmutzigen Leichenhemds klebten.
»Eine Leiche!« murmelte der Inspektor.
»Löschen Sie das Licht!«
Suko lächelte und tat der Frau den Gefallen. »Wohl doch nicht so nervenstark, wie?«
»Wenn man das nicht gewohnt ist.«
»Ich bin es auch nicht. Damit haben wir rechnen müssen. Zum Glück werden wir bald den Friedhof verlassen haben. Dann sieht alles schon anders aus. Kommen Sie.«
Suko fand den Weg auch in der Dunkelheit, und er hatte das Gefühl, daß der Gang sich veränderte.
Er stieg leicht an.
»Ich bin gespannt, wie es in dem Grab aussieht!« flüsterte die Frau. »Das ist einfach…«
»Bitte, seien Sie ruhig.«
»Okay.«
Suko wollte, daß nicht gesprochen wurde. Er hatte das Gefühl, nicht mehr weit vom eigentlichen Ziel entfernt zu sein. Und da mußte man eben Ruhe halten.
Noch war nichts zu sehen. Sosehr er sich auch anstrengte, er entdeckte weder einen Lichtschimmer, noch hörte er irgend etwas. Nur die eigenen und die Schritte seiner Begleiterin waren zu vernehmen.
Im Dunkeln gingen und tasteten sie sich voran. Suko hielt die Arme ausgestreckt und war froh darüber, daß er es getan hatte, denn plötzlich spürte er Widerstand. Mit den Handflächen war er gegen eine Gangwand gestoßen.
Der Tunnel bog hier in eine scharfe Linkskurve. Sie mußten sich durch den engen Knick schieben und blieben kurz danach sofort stehen, denn ihnen war das verwaschen wirkende Licht aufgefallen.
Es war das gleiche rote Glühen, das sie schon einmal gesehen hatten, als Suko die Moosschicht mit dem Messer abkratzte.
»Wir sind wohl da, nicht?« fragte Alice.
»Das scheint mir auch so.«
Einzelheiten waren für sie nicht zu erkennen. Das Innere des Grabmals schwamm in einem rötlichen Licht.
Um das Ziel zu erreichen, brauchten sie nicht wieder eine Leiter hochzuklettern. Der Weg war inzwischen so weit angestiegen, daß sie sich auf einer Höhe befanden.
Erwartet wurden sie nicht. Suko entdeckte auch nicht den feindlichen Götzen Wahina, der in dieser Umgebung seine letzte Ruhestätte bekommen hatte. Er sah nur das rote Glühen, das für ihn ein
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