Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0424 - Das lebende Bild

0424 - Das lebende Bild

Titel: 0424 - Das lebende Bild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Nürnberg als eine Stadt mit großer Vergangenheit bezeichnen. Hier hatten Handwerker, Kaufleute und Künstler ihre Spuren hinterlassen. Einer der bedeutendsten Maler der Welt war hier geboren worden.
    Albrecht Dürer.
    Als mir sein Namen einfiel dachte ich gleich an ein besonderes Bild von ihm. An die vier Reiter der Apokalypse aus der Johannes-Offenbarung. Und diese vier Reiter kannte ich ebenfalls. Ich hatte sie nur unter einem anderen Namen kennengelernt.
    AEBA – die Horror-Reiter.
    Es war nicht gut, daß meine Gedanken zu weit abschweiften, ich mußte mich mit der für mich existierenden Gegenwart befassen, und sie war die Burg und die Stadt.
    Etwa auf halber Höhe befand ich mich und schaute hinunter auf die Dächer der zahlreichen Häuser, die sich um das Ufer der Pegnitz drängten. Die Burg interessierte mich nicht sonderlich, da war die Stadt selbst schon wesentlich wichtiger für mich. Zudem wollte ich den Ort aufsuchen, aus dem es mich in die Vergangenheit verschlagen hatte.
    Der Weg führte in die Stadt. Es mußte eine der Hauptstraßen sein, denn auf dem Weg nach unten liefen zahlreiche Gassen auf sie zu. Der Hang war ebenfalls bebaut worden. Auf den Dächern der meist sehr kleinen Häuser lag eine dicke Schneeschicht. Träge stieg der Rauch aus den Kaminen und verteilte sich im bleigrauen Himmel.
    Menschen sah ich kaum. Die Kälte hatte die Leute in die Häuser gedrängt. Wenn mir jemand entgegenkam, dann zu Fuß oder auf alten Holzschlitten hockend, die als Transportmittel für Holz und Waren dienten.
    Schon bald wurde die Bebauung dichter, wurden die Straßen enger. Die Häuser besaßen die typische Bauweise des Fachwerks.
    Manche Dächer waren hochgezogen, andere flach und hüttenähnlich.
    An den Scheiben klebten oft genug dicke Eisblumen, die Türen waren geschlossen, ebenso die kleinen Läden der Handwerker. Hin und wieder hörte ich ein Hämmern oder Sägen. Manchmal drang auch ein angenehmer Geruch durch die Gassen. Zumeist strömte er aus einer der Bäckereien.
    Wenn mir Menschen begegneten, schauten sie michzumeist aus großen Augen an. Ihre Gesichter schützten sie durch um den Kopf gewickelte Tücher. Die Kragen der Mäntel oder Umhänge standen hoch. Manche hatten sich auch einfach Felle umgehängt.
    Die Altstadt hatte ich inzwischen erreicht, mich in dem Wirrwarr der Gassen jedoch verirrt. Ohne Hilfe würde ich den Platz, den ich suchte, nicht finden.
    Wen sollte ich fragen?
    Das hellklingende Hämmern, das durch die Gassen schallte, war wie eine Einladung für mich. Es vermischte sich in den folgenden Sekunden mit dem dünnen Klang einer Kirchenglocke, der über den Hang wehte und die Menschen zum Gebet mahnte.
    Ich hatte nicht vor, eine Kirche zu betreten, sondern drückte mich in eine Einfahrt. Sie lag zwischen zwei Häusern, war sehr eng, entsprechend dunkel, doch vom Ende der Einfahrt hatte ich den hellen Klang vernommen, und ich ahnte schon, um was es sich dabei handelte. Dort waberte auch der rötliche Schein.
    Der Schnee war in der Einfahrt geschmolzen. Ich schritt über den feuchten Lehm, erreichte einen Hof, sah links von mir das Feuer und rechts eine Mauer, an der zahlreiche Eisenringe befestigt waren. Dort wurden die Pferde angebunden, deren Hufe der Schmied neu beschlug. Nur ein Pferd stand an der Mauer. Wegen der Kälte hatte man ihm eine lange Decke übergelegt.
    Ich war noch nicht gesehen worden und hielt mich auch weiterhin im Schatten.
    Der Schmied arbeitete, obwohl er Besuch hatte. Wahrscheinlich war es der Besitzer des Pferdes. Er stand in der Schmiede, sprach sehr laut und ging schließlich zu seinem Tier, schwang sich in den Sattel und ritt davon.
    Mich sah er nicht.
    Ich wartete noch einen Moment. Der Glockenklang war verstummt. Dann ging ich auf die vorn offene Schmiede zu.
    Wer einen Blick hineinwarf, hatte das Gefühl, in die Höllezu schauen. Da glühte das Schmiedefeuer in der gemauerten Esse, da zischte und dampfte es, die Glut strahlte ab und schob mir eine Wärmewolke entgegen.
    Der Schmied und sein Gehilfe trugen lange Lederschürzen. Ihre geröteten Gesichter zeugten von der anstrengenden Arbeit. Der Schmied, ein kräftiger bärtiger Mann, schlug mit dem Hammer auf ein Stück Eisen und drosch es vor meinen Augen platt.
    Sein Gehilfe stand am Blasebalg und schürte das Feuer. Vom Dach der offenen Schmiede rann das Tauwasser in dicken Tropfen.
    Ich war nicht in die Schmiede hineingegangen, sondern vor ihr stehengeblieben. Von vorn traf mich die Wärme, an

Weitere Kostenlose Bücher