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0429 - Höllenfahrt der Templerkutsche

0429 - Höllenfahrt der Templerkutsche

Titel: 0429 - Höllenfahrt der Templerkutsche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sich sein Gesichtsausdruck, und er lächelte. »Ich glaube, Sie haben von außen genug gesehen. Ich werde Ihnen das Innere des Tempels zeigen. Sie werden überrascht sein.«
    »Eigentlich bin ich kein großer Freund dieser alten Kirchen. Ich fühle mich auch in Museen nicht wohl.«
    »Wollen Sie kneifen, Jane?«
    »Das nicht gerade.«
    »Ich bitte Sie. Jetzt habe ich mir so große Mühe gegeben. Ich will Ihnen etwas von mir selbst zeigen. Wenn ich arbeite, ist das kein Job. Ich fühle es als Berufung.«
    »Vielleicht, aber…«
    »Kein Aber, kommen Sie.« Van Akkeren zog Jane zu sich heran.
    Jane verstand das Zeichen sehr genau. Van Akkeren würde sie auf keinen Fall laufenlassen.
    Er redete über die Schönheit des romanischen Baus, als er mit ihr auf den Eingang zuschritt. Sie öffneten ein kleines Tor innerhalb des Gittergefüges und konnten auf die halbrunde Tür zuschreiten, die aus Holz bestand, in das ein Kreuz eingraviert worden war. Es sah aus wie ein großes T.
    Das T für Templer!
    Van Akkeren besaß sogar einen Schlüssel. Er holte ihn aus der Manteltasche und drückte ihn in das Schloß. Dann drehte er ihn zweimal herum. »Es ist offen.« Mit einer Hand stieß er die Tür auf und schob Jane förmlich über die Schwelle.
    Jetzt hätte sie noch fliehen können, drehte sich auch um, aber da stand van Akkeren wie eine Mauer.
    Zwar lächelte er, aber seine Pupillen lächelten nicht. Sie wirkten wie schwarzes Eis.
    Der Anbau war sehr klein. Sie mußten sich nach links wenden. Um in den Tempel gehen zu können.
    Wieder überwanden sie eine Tür, die abgeschlossen war, so daß Jane ihre Schritte zögernd in das Innere des großen Kuppelbaus setzte.
    Augenblicklich hatte sie das Gefühl, in einer fremden Welt zu stehen.
    Es lag nicht nur an der Kahlheit des großen Raumes, dessen Decke von dicken Säulen gestützt wurden, es war viel mehr die andächtige und gleichzeitig lastende Stille, die Jane Collins irgendwie greifbar vorkam.
    Zwischen diesen Mauern wehte ein anderer Atem.
    Der Hauch des Vergänglichen, der Vergangenheit…
    Sie war schon in viele Kirchen gegangen und hatte vor ihrem Hexendasein immer ein gutes, beruhigendes Gefühl der Entspannung empfunden, wenn sie die großen Kirchenschiffe betrat.
    Hier war es anders.
    Zwar herrschte die gleiche Stille, aber Jane hatte ein beklemmendes Gefühl. Sie spürte, daß van Akkeren dicht hinter sie getreten war. Er legte ihr beide Hände auf die Schultern, und die Frau zuckte zusammen.
    Gleichzeitig zeichnete sich sein Schatten rechts von ihr schräg auf dem glänzenden Steinboden ab.
    »Ist sie nicht wunderbar?« fragte er. »Habe ich zuviel versprochen?«
    Jane wollte die Schultern heben, spürte aber den Druck der beiden Hände und ließ es bleiben.
    »Antworten Sie doch.«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Haben Sie keinen Sinn für diese Dinge?«
    »Nein, im Prinzip nicht, aber ich war hier und kann jetzt wieder gehen. Ich habe Ihnen den Gefallen getan, Mr. van Akkeren.«
    Er lachte lauthals. »So nicht, Jane. Das ist erst der Beginn. Ich werde Ihnen etwas zeigen.« Verstärkt wurde seine Stimme durch die Echos, für die diese Kirche mit ihren kahlen Wänden wie geschaffen schien.
    »Was denn?«
    »Die Gräber…« Seine Stimme klang flüsternd und erzeugte bei Jane einen kalten Schauer.
    Jane wiederholte das letzte Wort. »Gräber?«
    »Ja, du kannst sie hier finden.« Er wurde plötzlich vertraulich. »Sie sind etwas Besonderes.«
    »Restaurieren Sie die auch?«
    »Sicher.« Van Akkeren veränderte seinen Standort, so daß er neben Jane blieb und ihr eine Hand auf die Schulter legen konnte. Obwohl der Tempel ziemlich große Fenster hatte, fiel doch nur wenig Licht in das Innere. Es lag hauptsächlich an den bemalten Scheiben.
    Sie schritten an einer mächtigen Säule vorbei, als sie tiefer in den Tempel gingen. Die Säule war dunkel, fast schwarz, sie paßte in diese Umgebung hinein.
    Plötzlich blieb Jane stehen. Sie hatte die ersten drei Gräber gesehen.
    Flach lagen sie auf der Erde. Nur handhoch aus dem Untergrund wachsende Steinplatten, auf denen diejenigen Personen in Stein gehauen waren, die sich als Leichen unterhalb der Platten befanden.
    Es waren Ritter.
    Jane sah deutlich die Kettenhemden, Rüstungen oder Helme. Aber nie waren die Visiere heruntergeklappt, so daß sie stets in die kalten, toten, steinernen Gesichter schauen konnte, aus denen die pupillenlosen Augen besonders hervorstachen.
    Die steinernen Abbilder der Toten flößten ihr Furcht ein.

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