0429 - In der Monsterhöhle
panischer Angst zu schreien…
***
Von der Stelle, an der Nicole geparkt hatte, bis zur Via Tiburtina zu gelangen, war in der späten Vormittagsstunde ein Kunststück für sich. Aber Carla Tizione, die endlich auch ihren Namen genannt hatte und allmählich Vertrauen zu finden begann, kannte sich einigermaßen aus und lotste Nicole aus der Stadt. Draußen endlich war ein einigermaßen vernünftiges Fahren möglich. Nicole ließ den Mercedes mit mäßigem Tempo ostwärts rollen. Währenddessen lauschte sie der Geschichte, die Carla ihr erzählte.
»So etwas gibt es«, sagte sie schließlich. »Wahrscheinlich handelt es sich um ein Tor in eine andere Welt. Und wenn es hinterher nicht mehr zu sehen war, ist es wohl eines, das sich nur periodisch öffnet und schließt.«
»Was heißt das?« fragte Carla.
Nicole zuckte mit den Schultern. »Es gibt viele Welten. Einige ähneln unserer, andere sind davon grundverschieden. Ich kenne eine, in der die Saurier vor ein paar Millionen Jahren nicht ausgestorben und dafür die Menschen keine Chance hatten, sich zu entwickeln.«
»Das klingt wie ein Science-Fiction-Roman.«
»Ist es aber nicht. Ich schaue mir diese Höhle einmal an. Ich besitze Möglichkeiten, Gefahren schneller zu erkennen als viele andere Menschen, und ich kann mich schützen. Vielleicht finde ich Ihre drei Freunde, Carla.«
Die Römerin schluckte. »Und - und wenn die Höhle tatsächlich nicht mehr existiert?«
»Wenn sie periodisch ist? Nun, ich gehe davon aus, daß es eben ein Weltentor ist, und dann läßt es sich auch wieder öffnen, läßt sich die Höhle herbeizwingen. Dann dauert es zwar etwas länger, und das werde ich auch nicht allein schaffen, aber ich denke doch, daß es keine Probleme gibt.«
»Ich wünsche es mir«, sagte Carla leise.
Sie gab Nicole die Abzweigung an. Wenig später hatten sie die Stelle erreicht, wo die Zelte standen. Nicole lenkte den 500 SEC auf die Wiese und stellte den Motor ab.
Sie sah die Dachkante des Uno-Hecks über die Uferböschung ragen.
»Sagen Sie - können wir vielleicht den Fiat mit Ihrem Wagen herausziehen?« hoffte Carla. »Ich meine, es ist doch ein Mercedes, und der hat doch einen starken Motor.«
Nicole stieg aus und stampfte einige Male auf den Boden.
»Der Boden ist zu weich«, sagte sie. »Das schafft auch der Mercedes nicht. Die Räder werden sich eingraben, und dann sitzen wir genauso fest. Von der Straße her ginge es, aber so immens lange Abschleppseile gibt es nicht. Ein Trecker wäre mit seinen großen Rädern besser geeignet. Aber es wird hier doch in der Umgebung ein paar Bauern geben, nicht wahr?«
»Sicher«, sagte die Römerin.
»So, und nun zeigen Sie mir mal die Höhle«, bat Nicole. Sie musterte die Zelte und die sorgfältig ringsum verteilte Unordnung. Daß die beiden Carabinieri sich dabei gestern abend nichts gedacht hatten, wunderte Nicole ein wenig. Immerhin war deutlich zu erkennen, daß die verstreuten Sachen wenigstens vier verschiedenen Menschen gehörten.
Carla zeigte auf den bewachsenen Hügel am Ufer. »Die Höhle ist nur vom Wasser her zu erreichen«, warnte sie vor.
»Wir müssen schwimmen?« fragte Nicole.
»Nicht unbedingt. Es ist nicht tief. Schaffen Sie das?«
Nicole lächelte. »Warum nicht?« Sie sah wie Carla aus Bluse und Rock schlüpfte. Darunter trug sie einen Badeanzug, war also auf dieses Abenteuer vorbereitet. Nicole zwar nicht, aber selbst wenn es hier von Menschen gewimmelt hätte, hätte sie nicht viel dabei empfunden, sich ausuziehen. Sie legte ihre Kleidung ab und stieg nackt ins Wasser. »Gehen Sie vor, Carla?«
Die Römerin nickte. Nicole folgte ihr bis zu der Höhle, wo Carla die wuchernden Pflanzen auseinander bog. »Hier ist es«, sagte sie. »Einen Moment lang habe ich gefürchtet, es wäre wieder nichts da. Aber es gibt diese Höhle. Hier…«
Nicole sah an ihr vorbei in die Öffnung in der Erde, die schräg abwärts führte.
»Heute nacht war hier also festes Erdreich?«
Carla nickte. »Ich habe es selbst gefühlt.«
»Das heißt, daß es tatsächlich ein periodisches Tor ist. Eines, das sich nur tagsüber öffnet. Das ist ungewöhnlich. Normalerweise wird Magie eher nachts aktiv. Aber vielleicht ist es schon so uralt, daß sich eine zeitliche Verschiebung eingestellt hat.«
Carla schluckte. »Sie werfen hier mit Dingen um sich, die ich kaum verstehen kann.«
»Reine Gewöhnungssache«, behauptete Nicole. »Dann wollen wir mal sehen, was da drinnen los ist.«
»Passen Sie auf!
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