0433 - Zum Sterben einen Stellvertreter
Lady sah überrascht auf und kniff die Lippen zusammen. Ihre Augen verengten sich zu winzigen Schlitzen. Jetzt nützte keine Schönheitsoperation mehr. In diesem Augenblick sah man das wirkliche Alter von Miß Paine.
»Was sagen Sie?« stieß sie hervor.
»Ja, Sie haben richtig gehört. Wir sind den Mördern auf den Fersen. Ihr Boß ist Roger Hellman.«
»Ich denke, dieser Detektiv ist in seinem Wagen verbrannt?« entgegnete sie.
»Nein, er hat alles nur so eingerichtet, daß alle Welt glauben mußte, er wäre erschossen worden und in den Flammen umgekommen. In Wirklichkeit hat er zwei unschuldige Menschen ermordet, während er noch lebt.«
»Aber das ist doch ausgeschlossen«, stammelte die Frau, »das ist doch gar nicht möglich. Es war doch der zitronengelbe Wagen.«
»Geben Sie sich keine Mühe, hinter die teuflischen Tricks eines solchen Verbrechergehirns zu kommen. Jedenfalls wissen wir genau, daß Roger Hellman lebt.«
»Woher wissen Sie es?«
»Er hat heute morgen mit seiner Frau telefoniert. Jeder Irrtum erscheint ausgeschlossen.«
Miß Paine schüttelte den Kopf.
»Und jetzt glauben Sie, daß er der Gangsterboß ist?« fragte sie leise.
»Ja, wir haben eine Reihe von Gründen, das zu glauben. Und wir hoffen, ihn so schnell wie möglich zu fassen. Die Fahndungsplakate werden in wenigen Stunden ausgehängt. Hält Hellman sich noch in New York auf, gerät er unweigerlich in das Netz der Polizei.«
»Wie lange werden Sie brauchen, um ihn zu fassen?«
»Wahrscheinlich wird er in den nächsten zwölf Stunden schon gefaßt sein, denn die Fahndung wird auf den gesamten Bundesstaat ausgedehnt.«
»Ich würde darauf brennen, diesen Hellman kennenzulernen, den Mann, der Lion Brecket erschossen hat«, murmelte sie.
»Können Sie mir einige Fragen beantworten, Miß Paine?«
»Ja, aber wie kommen Sie dazu, Fragen zu stellen?« sagte sie erstaunt.
»Ich verfolge diesen Fall«, antwortete ich, »weil ich unmittelbarer Augenzeuge war.«
Miß Paine sah an mir vorbei zur Tür. Ich stand auf und warf einen Blick in den Korridor.
»Entschuldigen Sie«, sagte ich, »aber ich habe Geräusche im Flur gehört, und man weiß nie, ob die Gangster nicht auch nach Ihrem Leben trachten.«
»Die Geräusche hat mein Kater verursacht.«
»Sagen, Sie, Miß Paine, Sie waren gestern abend mit Lion Brecket zusammen. Wo waren Sie eine Stunde vor dem Kampf?«
»Moment, da muß ich nachdenken«, sagte sie. »Eine Stunde vor dem Kampf waren wir bereits auf dem Weg zum Madison Square Garden.«
»Und zwei Stunden vorher?«
»Saßen wir in einem kleinen Restaurant, ganz in der Nähe, im ›Devil’s Gave‹, wo man sehr gut essen kann.«
»Und da speisten Sie?«
»Ja. Jack bestellte nur ein Stück Toast und ein Glas Milch.«
»Danke. Wann gaben Sie Mr. Hellman den Auftrag, Lion Brecket zu beschatten?«
»Woher wissen Sie das?«
»Wir wissen es.«
»Sie wissen das Datum wahrscheinlich besser als ich«, sagte sie leise, »es war bei mir ein Anflug von Eifersucht, vielleicht. Aber ich habe es schnell überwunden.«
»Hat Roger Hellman nachher noch Kontakt mit Lion gehabt?«
»Das kann ich nicht sagen. Schließlich hat Jack mir nicht alles erzählt. Aber ich wüßte nicht, warum er Kontakt mit einem Detektiv halten sollte.«
»War Lion Brecket rauschgiftsüchtig?«
»Nein.«
»Wäre als Boxer auch schlecht denkbar gewesen. Aber hatte Brecket Verbindung zu Rauschgiftkreisen? Es besteht nämlich die Vermutung, daß er deshalb ermordet wurde.«
»Was soll das bedeuten?« fragte sie unsicher. »Wie soll ich das verstehen?«
»Es gibt in einem solchen Fall eine Menge Gründe. Nehmen Sie doch nur an, Lion Brecket wollte aussteigen, weil er keine Lust mehr hatte mitzumachen. Als Mitwisser bedeutete er für die Bande eine große Gefahr. Deshalb wurde er ermordet.«
»Nein, ich glaube nicht, daß Lion etwas damit zu tun hatte.«
Aber ich war überzeugt, daß Hellman ihn für den Rauschgiftring gewonnen hatte, daß Lion Brecket mitmachte, nun aber plötzlich abspringen wollte. Hellman fürchtete, daß der Boxer singen würde. Deshalb schlug der Gangsterboß zu. Aus dem gleichen Grund mußte auch Zabar sterben.
Alice Paine gähnte hinter der vorgehaltenen Hand. Ich verstand das Zeichen und verabschiedete mich.
»Entschuldigen Sie«, sagte sie im Korridor, »aber ich fühle mich im Augenblick nicht wohl. Ich wünsche Ihnen bei Ihrer Suche nach Hellman viel Erfolg.«
Ich fuhr mit dem Lift nach unten, verließ das Haus und
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