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0436 - Tanz auf dem Scheiterhaufen

0436 - Tanz auf dem Scheiterhaufen

Titel: 0436 - Tanz auf dem Scheiterhaufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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zugehört. »Ich darf gar nicht darüber nachdenken«, hauchte sie. »Das ist ja furchtbar und nicht zu fassen. Wie kann ich in der Vergangenheit sterben, wenn ich in der Zukunft erst noch geboren werde.«
    »Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Du hast in der Zukunft gelebt, bist in die Vergangenheit zurückgeschleudert worden und wirst in dieser Zeit auch sterben. Deine echten Jahre bleiben doch, sie vergehen nicht.«
    Tina lächelte schief. »Soll ich darüber jetzt nachdenken?«
    »Das überlasse ich dir.«
    »Ich will es auch nicht, weil es mir einfach zu kompliziert erscheint. Ich lasse alles an mich herankommen. Vielleicht fange ich erst wieder an zu denken, wenn sie kommen und uns abholen wollen.«
    »Ja, tu das.«
    Eve schaute zum Fenster hoch. Ihr Blick glitt auch über die Fackeln, und ihr kam eine Idee. »Diese Fackeln sind die einzige Waffen, die wir haben, oder?«
    »Wie meinst du das?«
    »Gordon, ich sehe schon, daß du es nicht gewohnt bist, dich durchzusetzen. Die kräftigsten von uns sollten sich mit den Fackeln bewaffnen und den Typen was auf die Schädel geben, wenn sie erscheinen.« Eve schaute Tina und Gordon an, um bei ihnen eine Reaktion erkennen zu können.
    Das dunkelhaarige Mädchen schwieg, während Gordon zeitlupenhaft langsam nickte. »Man sollte zumindest über diese Möglichkeit nachdenken«, sagte er leise. »Es ist besser, mit fliegenden Fahnen unterzugehen, als sich verbrennen zu lassen.«
    Tina preßte beide Hände gegen die Ohren. »Könnt ihr denn damit nicht aufhören?«
    Eve rüttelte sie. »Mädchen, du kannst deine Augen nicht vor den Tatsachen verschließen. Das ist die Walpurgisnacht, die wollen und werden uns verbrennen. Gordon hat doch gesehen, wie sie den Scheiterhaufen errichteten.«
    »Ja, leider.«
    »Wenn wir wenigstens fliehen könnten«, flüsterte Tina.
    »Vielleicht gelingt uns das auch durch einen überraschenden Angriff. Die Typen, die uns holen werden, denken doch sicherlich, daß wir fertig sind und nichts mehr bringen können. Mit den Nerven am Ende, völlig von der Rolle, deprimiert und schicksalsergeben. Aber die sollen sich geirrt haben, das schwöre ich.«
    »Wo nimmst du nur den Mut her?« fragte Tina.
    »Ich weiß nicht, ob das Mut ist. Es kann auch der reine Selbsterhaltungstrieb sein. Ich will nicht einfach untergehen, von der Welt verschwinden, als hätte es mich nie gegeben. Ich hasse diese Schergen, diese Hexen, ich weiß überhaupt nicht, wie so etwas möglich sein kann, aber ich weiß, daß ich mich nicht in die Flammen werfen lasse, das verspreche ich euch.«
    »Gut, dann nehme ich eine Fackel«, sagte Gordon. Er stand auf. »Ich will mal mit den anderen über unseren Plan sprechen. Vielleicht findet sich einer der Herren bereit, die andere zu nehmen.«
    Eve hatte etwas dagegen. »Das brauchst du nicht. Die zweite Fackel nehme ich.«
    Gordon staunte sie an. »Traust du dir denn zu, gegen diese Typen anzugehen?«
    »Zumindest muß ich es versuchen.« Eve lachte leise. »Möglicherweise rechnen sie nicht damit, daß es eine Frau wagen könnte, sie anzugreifen. Sie werden ein anderes Bild von einer Frau besitzen und nur vor ihr Respekt haben, wenn es sich um eine Hexe handelt. Aber aus Weibern können auch Furien werden oder Hyänen, und das will ich beweisen. Klar?«
    »Und ob.«
    Auch Eve stand schon auf den Beinen. Sie ging dorthin, wo eine Fackel an der Wand hing und zog sie hervor.
    »Was machen Sie denn?« fragte Harry.
    »Das sehen Sie doch.« Eve schwenkte die Fackel.
    Als Gordon die zweite nahm, wurden auch die anderen unruhig und standen auf. Sie demonstrierten Geschlossenheit, indem sie eine Erklärung verlangten.
    »Die können Sie bekommen«, sagte Gordon und berichtete von den Plänen.
    »Damit kommen wir doch nicht durch«, entgegnete der Elegante und erntete zustimmendes Nicken.
    »Sie können ja schon freiwillig auf den Scheiterhaufen gehen, Mister.«
    Der Kerl lachte. »Ich höre immer Scheiterhaufen. Soweit ich mich erinnern kann, sind keine Männer auf dem Scheiterhaufen verbrannt worden. Immer nur Frauen.«
    »Spinnen Sie?« fragte Eve. »Wollen Sie vielleicht damit andeuten, daß Sie hier so wegkommen?«
    »Vielleicht.«
    »Und Sie würden uns Frauen auch nicht helfen?«
    »Das käme darauf an.«
    »Nein, Eve, nein!« sagte Gordon dazwischen. »Man hat keine Männer auf die Scheiterhaufen gestellt. Oder nur in den seltensten Fällen. Dafür hat man etwas anderes mit ihnen gemacht. Sie gevierteilt, zum Beispiel. Wissen

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