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044 - Der Todesschwarm

044 - Der Todesschwarm

Titel: 044 - Der Todesschwarm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Patrick
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Moment flog das Tier auf und surrte durchs angelehnte Fenster davon.
    Ronald Marvin starrte ihm mit offenem Mund nach. „Habt ihr – habt ihr das gesehen?“ fragte er verständnislos. „Ich trat mit voller Wucht darauf – trotzdem lebt es!“
    „Die Fliege saß wahrscheinlich völlig sicher in der Höhlung zwischen Absatz und Schuhsohle“, bemerkte Dr. Hillary.
    „Keine Fliege, Doktor – eine Fledermaus“, stellte der Reporter richtig.
    „Tut mir leid – ich sah nur eine Fliege. Aber was es auch gewesen sein mag“, fuhr er rasch fort, als der Reporter aufbegehren wollte, „es überzeugt mich nicht. Ich bleibe nach wie vor dabei: Gloria Barneby starb an einer Virusinfektion.“
    Nur mühsam unterdrückte der amerikanische Reporter die aufsteigende Wut. Er ging zum Tisch, trank den Scotch in einem Zug aus und griff nach seiner Zigarette, die im Aschenbecher lag. Doch sie war inzwischen völlig verglimmt. Mit fahrigen Bewegungen zündete er sich eine neue an. Dabei starrte er auf den Arzt, der sich wieder hingesetzt hatte und sich den Kopf hielt.
    „Fehlt Ihnen was, Doktor?“
    „Ich habe plötzlich rasende Kopfschmerzen.“
    „Bin ich daran schuld?“
    „Nein – das passiert seit einiger Zeit öfters. Ich spüre auf einmal einen furchtbaren Stich im Kopf – im nächsten Augenblick ist es schon wieder vorbei. Sehen Sie“, sagte er mit gequältem Lächeln, „jetzt lässt es bereits nach.“
    „Nun, wir halten Sie nicht mehr lange auf, Doktor – Sie können sich gleich hinlegen. Nur eines möchte ich Ihnen noch sagen: Auch wenn Sie es zehnmal abstreiten – ich weiß, dass Ihre Diagnose falsch ist. Was ich sah, das sah ich. Deshalb wiederhole ich meinen Vorschlag: Untersuchen Sie Gloria noch einmal und ziehen Sie einen Kollegen hinzu.“
    „Kommt nicht in Frage.“
    „Wissen Sie, Dr. Hillary – so langsam glaube ich, dass Sie mich absichtlich an der Nase herum …“
    „Es ist mir egal, was Sie glauben, Mr. Marvin“, sagte der Arzt mit gleichgültigem Gesicht. „Ich bin müde.“
    „Wollen Sie auch bestreiten, dass der Unbekannte in Ihr Arbeitszimmer eingedrungen ist und in Ihrem Untersuchungsbericht geschnüffelt hat?“
    „Keineswegs, aber das eine hat nichts mit dem anderen zu tun. Sie bringen leider Phantasie und Wirklichkeit immer wieder durcheinander.“
    „Vielleicht halten Sie mich wirklich für einen schrecklichen Phantasten – vielleicht auch nicht. Nun, das werde ich herauskriegen – verlassen Sie sich darauf, Doktor. Ihr Kollege, Dr. Forester, wird meiner Ansicht über Glorias merkwürdigen Tod sicherlich ein offeneres Ohr schenken als Sie.“
    Der Arzt hob überrascht den Kopf. „Dr. Forester?“
    Ronald übersah das verräterische Blitzen in seinen Augen nicht. „Ja, Dr. Forester – er kommt morgen zur Beerdigung aus Dublin.“
    Dr. Hillary sah zum Butler, der noch immer neben der Tür stand. Doch der blickte ihn nur mit seinem ausdruckslosen Gesicht an.
    „Was sucht er hier?“ fragte der Arzt und wandte sich wieder dem Reporter zu.
    „Nichts Besonderes – er will nur bei der Beerdigung seiner Stiefschwester dabei sein.“
    „Seine Stiefschw … – ist Gloria etwa seine …?“
    „Seine Stiefschwester – genau, Doktor. Wussten Sie das nicht?“
    Dr. Hillary schüttelte den Kopf.
    „Er hing sehr an Gloria, und gerade als Arzt wird er sie bestimmt noch einmal sehen wollen.“
    „So, so – sie hatte einen Bruder“, murmelte der Arzt. „Gut, dass ich das weiß – ich werde mich gern mit ihm über Glorias Tod unterhalten.“
    „So – jetzt auf einmal?“ fragte Ronald spöttisch.
    „Ja, er ist verwandt mit ihr. Noch dazu Arzt – das ändert für mich die Sachlage.“
    Ronald blickte ihn prüfend an. Er konnte sich seine plötzliche Zustimmung nicht erklären, nachdem er vorher ein derartiges Ansinnen des Reporters entschieden abgelehnt hatte. Auf einmal keimte ein Verdacht in ihm auf.
    „Sagen Sie mal – kennen Sie Dr. Forester?“ fragte er misstrauisch.
    Der Arzt lachte. „Sehr gut sogar, Mr. Marvin. Zu meiner Zeit als Oberarzt im Elisabeth-Hospital in Dublin arbeitete er als Assistent bei mir.“
    Verdammter Kerl, dachte Ronald wütend, daher also dein Einverständnis. Trotzdem – ich werde ihn vorher abfangen. Vielleicht kann ich ihn doch überzeugen – oder zumindest verunsichern.
    „Schade – sehr schade“, sagte er laut. „Bleiben also nur die Bilder, um etwas Greifbares für Inspektor Walcott in die Hände zu kriegen.“
    Der Arzt erblasste.

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