0442 - Stets, wenn er die Peitsche nahm
in groben Zügen, warum man Percy Stout entführt hatte, und wer vermutlich an der ersten Entführung beteiligt gewesen war.
Ich wußte, daß entweder der Anwalt Matthews, oder einer seiner Vertrauten, mit den Gangstern zusammenarbeitete, und ich kannte die Rolle, die Hutchinson gespielt hatte.
Die zweite Entführung von Percy Stout blieb hingegen in dunkel gehüllt.
Immerhin war ich jetzt darüber informiert, daß Percys Entführer das Mädchen dazu aufgefordert hatten, sich in den Abendstunden auf der 72. Straße zu zeigen. »Sie wollen dort mit mir Kontakt aufnehmen«, schloß Liza und holte tief Luft. »Es geht mir allein um um Percy. Bitte, tun Sie nichts, was ihn gefährden könnte! Das müssen Sie mir versprechen!«
»Ich verspreche es«, sagte ich ernst. »Leider liegt sein Leben nicht allein in in meinen Händen.« Ich beugte mich vor.
»Für uns gilt es jetzt, einige sehr wichtige Fragen zu lösen. Frage eins: Wer hat Canzello getötet und warum? Frage zwei: Wer war in Ihrer Wohnung? Weshalb hat der Unbekannte die Streichhölzer mitgenommen? Wollte er den Verdacht auf Sie lenken, oder war das mit den Hölzern eine unbeabsichtigte Panne?«
»Bitte, stellen Sie mir nicht solche Fragen«, sagte das Mädchen. »Wie soll ich sie beantworten?«
»Die dritte und wichtigste Frage lautet: Woher haben Percys jetzige Entführer ihre Informationen bezogen? Es steht fest, daß sie über ausgezeichnete Beziehungen zu Murelli oder Hutchinson verfügen müssen. Möglicherweise hat sich ein kleines Team von Murellis Leuten selbständig gemacht. Die Männer zum Beispiel, die mit Ihrer und Mr. Stouts Entführung beauftragt wurden, haben sicherlich gewußt, worum es geht.«
»Sie glauben, einige der Gangster wollten die Gelegenheit nutzen, das große Geschäft auf eigene Faust zu machen?«
»So sieht es aus. Fest steht, daß jemand dem Gespann Murelli-Hutchinson eine ernste Schlappe beigebracht hat«, sagte ich. »Noch ist der Ausgang völlig ungewiß. Nybo hat versagt, aber das bedeutet nicht, daß Murelli aufgeben wird. Ich kenne ihn. Er ist zäh und gerissen, und er verzeiht keinem, der ihm ein Bein zu stellen wagte.«
»Halten Sie es für denkbar, daß Matthews hinter der Geschichte steckt? Er hatte es auffallend eilig, die Erbschaft flüssig zu machen. Heute nachmittag soll ich mich übrigens in seinem Büro einfinden.« Sie seufzte. »Ich will niemand verdächtigen. Möglicherweise ist Mr. Matthews unschuldig. Vielleicht war es einer seiner Angestellten, der die Erbschaftsinformationen an die Gangster weiterleitete.«
»Das werden wir bald wissen«, sagte ich.
Liza schloß die Augen. »Für Percy und mich hat sich im Grunde nichts geändert. Die Erpresser haben gewechselt, aber die Situation ist gleich geblieben. Percy befindet sich noch immer in der Hand skrupelloser Banditen. Diese Menschen wollen mein Geld, jeden Dollar davon. Sie haben mich fest in der Hand. Wie soll ich mich dagegen wehren?«
»Das werden wir für Sie erledigen«, sagte ich beruhigend.
***
Mr. High, mein Chef, hatte die Berichte sehr sorgfältig studiert. Er war ein rascher, aber aufmerksamer Leser, dessen fabelhaftes Erinnerungsvermögen schon Anlaß zu mancher Anekdote gegeben hatte. Sein Sinn für Einzelheiten war ebenso groß wie sein Talent, das Wichtige vom Unwichtigen zu trennen.
»Haben Sie besondere Maßnahmen zum Schutze und zur Beobachtung der jungen Dame ergriffen?« fragte er, als ich in seinem Office saß. Er hielt den Bericht in seinen Händen; die letzten Ereignisse hatte ich ihm soeben mündlich mitgeteilt.
»Darauf will ich verzichten, Chef. Liza Goddenham ist nicht gefährdet, solange die Erbschaft nicht an sie ausgezahlt wird.«
»Das sehe ich ein. Sie haben der jungen Dame bestimmte Instruktionen gegeben, die als Vorarbeit zur Identifizierung und Ergreifung der Entführer gedacht sind. Wird Liza Goddenham den Mut und die Nerven haben, diese Instruktionen zu befolgen, ohne sich zu verraten? Sie wissen, was davon abhängt.« Ich nickte. »Das Leben von Percy Stout«, sagte ich. »Das ist auch dem Mädchen klar. Ich bin sicher, daß sie ihr Verhalten darauf einstellen wird.«
»Sie ist sehr jung, Jerry.«
»Ohne Zweifel wird sie nervös sein und die innere Erregung zeigen«, gab ich zu. »Aber die Gangster werden diese Nervosität als natürliche Furcht deuten.«
»Hoffen wir es«, sagte Mr. High. Er blickte auf die Uhr. »Ihr Nachmittag ist vermutlich mit weiteren Vorbereitungen und Terminen
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