0443 - Lady Panthera
etwa?
***
Mich, John Sinclair, hatte das Leben wieder. Ich war dem Satan und seinen Helfern gewissermaßen im letzten Augenblick entwischt und dabei dem Sensenmann von der Schippe gesprungen.
Der Teufel hatte mir meinen letzten Fall angekündigt, mich nach Belgien in eine alte Templer-Komturei gelockt, wo ich zwischen den Mauern hatte sterben sollen.
Nun, die Hölle hatte verloren. Ich lebte wieder und war nach London zurückgekehrt.
Die Wiedersehensfeier hatten die Conollys arrangiert, und sie war zu einem Fest ausgeufert, über das ich lieber den Mantel des Schweigens lege. Ein Wahnsinn, was wir gekippt hatten! Einige hatten sich ja vornehm zurückgehalten, besonders die Frauen, aber Bill und ich hatten uns richtig einen auf die Lampe gegossen.
Am anderen Morgen war ich natürlich nicht fähig, ins Büro zu gehen, und erst gegen Mittag ging es mir besser. Nach einer Dusche und fünf Minuten Gymnastik fühlte ich mich wieder halbwegs fit, ins Büro zu fahren.
Ich nahm diesmal ein Taxi. Als ich die mir so vertraute Halle betrat, durchströmte mich ein Gefühl des Glücks. Oft genug hatte ich den Arbeitsplatz verflucht, aber jetzt hätte ich jeden Stein an der Wand küssen können.
Ich sah auch die Tafel, wo die Namen der Kollegen eingraviert worden waren, die bei der Ausübung ihres Berufes ihr Leben verloren hatten.
Wie leicht hätte meiner auch dort stehen können. Es war zum Glück anders gekommen.
Zudem schien es sich herumgesprochen zu haben, was mit mir losgewesen war. Die Kollegen, die ich traf, grüßten freundlicher. Manche erkundigten sich nach meinem Wohlergehen, und ich konnte mit gutem Gewissen behaupten, dass ich mich prächtig fühlte.
»Aber den Geistern sagen Sie nicht Good bye?« fragte einer.
»Nein.«
»Sie müssen es wissen.«
Da ich noch in der Halle stand, rief man mich zum Telefon. Ich musste in die Portierloge und hörte die aufgekratzt klingende Stimme eines Chiefinspektor namens Tanner.
»Na, Sinclair, wieder von den Toten zurück?«
»Ja, es hat mir im Jenseits nicht gefallen.«
»Andere behaupten aber das Gegenteil, wenn man den Berichten glauben darf, die klinisch Totgewesene nach ihrem Erwachen von sich geben.«
»Sie fehlten mir, Tanner. Ich habe direkt Ihren alten Hut vermisst.«
»Den werden Sie dann noch öfter zu sehen bekommen.«
»Hoffentlich.«
»Jedenfalls freue ich mich, dass Sie wieder auf den Beinen sind, John. Bis später mal.«
»Okay. Und danke für den Anruf.«
Lächelnd verließ ich die Loge. Es tat gut, Freunde zu haben, die sich Sorgen machten.
Ich schlenderte zum Lift. Als er in die Höhe schoss, merkte ich an dem dumpfen Gefühl in Kopf und Magen, dass ich noch immer nicht fit war.
Leichte Schweißausbrüche kamen hinzu. Die Sünden der Nacht musste ich jetzt büßen.
Langsamer als sonst schritt ich den Gang zu meinem Büro entlang, das ich mit Suko teilte. Im Vorzimmer saß Glenda Perkins. Auch sie hatte mitgefeiert, aber sie sah im Gegensatz zu mir so aus wie der frische Sommertag, den London erlebte.
Das Kleid war neu, ich hatte es jedenfalls noch nicht gesehen, und das Lächeln strahlte mir entgegen.
»Willkommen zu Haus, John!«
»Zu Hause ist gut.«
»Das bist du doch hier, oder?«
Ich ließ mich auf einen Stuhl fallen und drückte beide Hände gegen die Wangen. »Irgendwie fühle ich mich wie durchgedreht.«
»Wer so schluckt wie du?«
Ich zog die Stirn in Falten. »War das denn so viel?«
»Jedenfalls mehr als genug.«
Suko hatte meine Stimme gehört und öffnete die Tür zum Büro. »Ach, da sitzt der müde Krieger ja.«
Lässig hob ich den Arm. »Hallo, Tiger.«
»Tiger ist gut. Kannst du überhaupt noch denken, oder hat dir das Bier den Verstand aus dem Schädel gespült?«
»Wo nichts ist, kann man nichts wegspülen«, gab Glenda ihren Senf dazu und stellte die Kaffeemaschine an.
»Was bist du gemein!« Ich stand vorsichtig auf. Es tuckerte nicht mehr in meinem Schädel. »Wie geht es eigentlich Bill? Hat schon jemand mit ihm gesprochen?«
»Ich habe es versucht«, antwortete Suko.
»Und?«
»Wie gesagt, John, ich habe es versucht, aber Bill war nicht in der Lage, mit mir zu reden. Die Schluckerei hat ihn so umgehauen, dass er bis jetzt noch nicht aus dem Bett kriechen konnte. Sheila hat es mir erzählt. Sie muss ihn pflegen. Einige Male hat sie ihm schon Eisbeutel auf die Stirn gelegt.«
Ich nickte. »Da ist er selbst schuld. Er soll ja nicht so viel trinken.«
Glenda lachte. »Wer im Glashaus
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