0453 - Heißer Draht zu Killer-Jo
ein. Vom übrigen Personal des Senders hatte niemand eine Ahnung, was eine organisatorische Glanzleistung war.
Larosse wußte lediglich, daß nach dem Abschluß und der Auswertung der Testsendungen mit den »Einsatzfilmen« begonnen werden sollte. Diese Filme dienten dazu, eine Verkaufskampagne einzuleiten, von der er aber nichts Näheres wußte. Man hatte ihm nur gesagt, daß man der Presse wegen um Geheimhaltung besorgt war.
Von Rauschgift hatte er keine Ahnung. Erst als Patsy Pail verschwand, dämmerte ihm, daß anderes dahinterstecken mußte.
An diesem Punkt der Aussage ging die Tür auf, und Harry Reyss trat ein. Larosse fuhr zusammen, als sähe er ein Gespenst.
»Wenn es nach Ihnen gegangen wäre«, sagte Reyss mit schneidender Stimme, »dann wäre ich tatsächlich beerdigt worden.«
Larosse rang sichtlich um Fassung.
»Dann war es Bartlett«, stieß er nach kurzer Pause hervor, und es klang fast erleichtert. »Bartlett war es auch, der Joshua am Sonntag wegschickte, aber ich wußte nicht, wohin und wozu. Sie können mir glauben, Mr. Reyss, damit hatte ich nichts zu tun. Ich war lediglich für den Sender verantwortlich.«
Reyss sah ihn nicht an, sondern fragte mich:
»Wissen Sie jetzt Einzelheiten, Mr. Cotton? Ich sehe da Filme liegen.«
Ich sagte ihm, was ich bisher gesehen und erfahren hatte. Dann bat ich ihn, mit in unser Office zu kommen.
Die bereits ausgestellten Haftbefehle, die Fred Scopa mitgebracht hatte, wurden jetzt vollzogen. Wir nahmen Larosse und seinen »Diener« Barrow mit. Der Umstand, daß Larosse nun mit nur einem Schuh durch das Haus humpeln mußte, demoralisierte ihn völlig. Er hätte fast geweint.
In 'unserem Office begann das Verhör von neuem, wobei kaum Wesentliches herauskam. Larosse blieb bei seiner ersten Aussage, die zu Protokoll genommen und von ihm widerspruchslos unterschrieben wurde.
Danach kam Syd Barrow dran, der sich Joshua Standing und Dan Miller anschloß, und keinen Piep verriet.
Inzwischen war Mr. High von seiner Besprechung zurück. Ich legte ihm nach kurzem Bericht das Protokoll auf den Tisch. Er las es durch und sah mich dann ernst an.
»Danach wird Mr. Larosse auf das Betreiben eines Anwalts sehr bald auf freiem Fuß sein, Jerry«, sagte er.
Ich nickte.
»Sicher, Sir, aber ich hoffe, daß ich bis dahin die Hintermänner, vor allem William Cale, in der Hand habe, und dann über besseres Material verfüge.«
Da ich keine näheren Angaben machte, bohrte der Chef nicht nach, sondern entließ mich mit »Viel Glück, Jerry«. Er lächelte dabei eigenartig, und ich wußte nicht recht, was das bedeuten sollte. Vielleicht hatte er einen Joker im Ärmel, von dem ich nichts ahnte.
Phil hatte sich nicht nach Haus bringen lassen, sondern nach einer Rasur und einem Bad wie ein Wolf in der Kantine gegessen, wie ich hörte. Jetzt lag er in einem abgelegenen Zimmer auf einer Couch und schlief. Ich ließ ihn in Ruhe.
***
Kurz nach meinem Abzug von der Schießerei in Chinatown hatte man mit verstärkten Kräften das Haus durchsucht und in einer recht nett eingerichteten Kammer unter dem Dach einen hübschen Fang gemacht.
Der Chemiker Harold Looke saß dort hinter einer von außen abgeschlossenen Tür unter Hausarrest. Cale hatte wohl sichergehen wollen, daß sich der alte und auffällige Mann nicht unnötig sehen ließ. Der Raum war gut getarnt und wäre von weniger erfahrenen Leuten kaum gefunden worden.
Als ich vom Chef zurückkam, wurde mir der Chemiker vorgeführt. Jetzt wußte ich, warum Mr. High gelächelt hatte.
Man hatte den alten Mann bis jetzt in Ruhe gelassen, und ich ging mit ihm und Sammy Dobster in ein Vernehmungszimmer, wohin ich Kaffee bestellte.
Harry Reyss, der sich inzwischen bei Mr. High vorgestellt hatte, kam als stummer Zuhörer nach und setzte sich abseits, während Sammy einen Stenoblock aufschlug.
Looke trank Kaffee, nahm dankend eine Zigarette und sah mich dann erwartungsvoll an.
»Wir wollen Sie nicht lange beknien, Mr. Looke«, eröffnete ich das Gefecht, »wenn Sie vernünftig sind und gegebene Tatsachen anerkennen. Sie waren nachweislich der leitende Kopf der Hoboken Sweets. Die Analyse der Reste in der Tablettenpresse und dem Rührwerk zeigen uns das.«
Ich legte ihm das maschinenbeschriebene Blatt Papier aus unserem Labor hin, das er sich stumm besah. Er ging es Zeile für Zeile gründlich durch und nickte dann.
»Die Analyse ist vollkommen richtig. Es fehlt eine Kleinigkeit, aber die ist unwichtig. Ich stellte aus dieser
Weitere Kostenlose Bücher