0454 - Sechs Bomben in der City-Bar
knurrte Gardener, ohne dabei erkennen zu lassen, was er davon hielt.
»Wie willst du denn jetzt überhaupt noch an das Geld herankommen?« fragte Talbot.
»Verdammt«, knurrte Diarez. »Bin ich der Boß, oder wer ist es?«
Talbots Frage hatte die anderen endgültig wachgemacht. Bis jetzt, bis zu dieser Stunde, hatten sie sich bedingungslos an Diarez' Unternehmen beteiligt. Keiner von ihnen hatte sich weitere Gedanken gemacht. Diarez war der Boß. Er hatte zu entscheiden. Aber jetzt schien auch er nervös zu werden.
»Also, Boß«, bohrte jetzt auch Gardener, »wie wollen wir an die hunderttausend Bucks herankommen?«
Der Mann mit dem mexikanischen Namen merkte, daß er etwas sagen mußte.
»Ist doch ganz einfach. Wenn die Putzfrau kommt, geht er bestimmt aus seinem Büro heraus…«
»Und dann?« fragte Talbot.
»Dann hat er entweder das Geld dabei, oder es liegt im Büro…«
»Prima Plan!« lachte Gardener vor sich hin. »Wir schnappen uns also erst den Kerl und den Bullen, der garantiert bei ihm ist…«
Talbot mischte sich wieder ein.
»Was wir hier machen, ist eine FBI-Sache, Leute, vergeßt das nicht!«
Diese sachliche Feststellung einer Tatsache, die jeder der vi,er kannte, an die aber in den Stunden seit Beginn des Unternehmens keiner mehr gedacht hatte, wirkte wie eine kalte Dusche.
Es dauerte Minuten, ehe wieder einer den Mund aufmachte.
»Wir können auf der Straße gar nichts mehr machen, und wir können auch nicht mehr warten. Wenn es erst sechs Uhr ist, haben wir verspielt«, knurrte Gardener.
»Fertig machen — wir gehen ’rauf!« ordnete Diarez an.
Gardener lachte laut.
»Was meinst du, was passiert, wenn in dem Bau wirklich Bullen sind, und wir kommen zu viert anmarschiert!«
»Wir haben ja Schießeisen!« Felipe Diarez handelte nicht nur primitiv, er war es von Natur aus. Jahrelang hatte er damit Glück gehabt; oftmals hatte ihn nur seine Brutalität aus den Schwierigkeiten herausbringen können, in die er mit seiner Primitivität geraten war. Der intelligentere Gardener, erst seit kurzem mit Diarez zusammen, verspürte keine Lust, durch die Dummheit des Bosses in die Nähe des Elektrischen Stuhls zu kommen.
»Du gehst allein, ganz allein, Felipe!«
»Bist du verrückt?« Diarez schaute seinen Fahrer verblüfft an.
»Wenn'du nicht allein gehen willst«, sagte Gardener sachlich, »dann gehe ich. Aber dann gehört die Hälfte mir.« Diarez überlegte einen kurzen Moment. Dann nickte er, ohne zu merken, daß er sich damit für alle Zukunft bei seinen Kumpanen als jämmerlicher Feigling hinstellte.
Talbot und Vellano glaubten ohnehin nicht mehr an den Erfolg des Unternehmens. Sie gaben deshalb ohne Umstände ihre Zustimmung. Sie rechneten lieber mit einem kleinen Anteil als mit gar nichts. Außerdem schien ihnen Gardener ein besserer Boß zu sein als der Feigling Diarez.
»Okay!« sagte Gardener und schwang sich aus dem Wagen. Gardener ging mit steifen Beinen — er hatte ja seit vielen Stunden fast reglos im Wagen gesessen — quer über die Straße und verschwand in der Einfahrt der Tiefgarage.
Damit war er ihren Blicken entschwunden.
Die drei Gangster hatten deshalb auch keine Ahnung, daß in diesem Moment ihre Gang das schmählichste Ende fand, das sie sich für eine Gang vorstellen konnten.
Gardener ging die steile Rampe hinunter und hob schon zehn Schritte vor der Einfahrt in die große Halle die beiden Hände in Kopfhöhe.
Der Nachtpförtner schaute ihn mit offenem Mund an.
»He, Alter«, sagte Gardener, »wo ist der G-man, der hier unten aufpaßt?«
Jack Gardeners laute Stimme drang bis in den hintersten Winkel der Tiefgarage. Sie drang auch an das Ohr des G-mans Ronald Chester, einer der fünf G-men, die nach einem genau ausgeklügelten Plan George McPherson und dessen 100 000 Dollar bewachten.
Chester schob seine rechte Hand unter den Jackenaufschlag und kam näher, die ungewohnte Szene argwöhnisch betrachtend.
»Was wollen Sie?« fragte er.
Gardener grinste.
»Mildernde Umstände!«
Chesters Blick traf sich mit dem des Nachtportiers. Der machte eine fragende Bewegung.
»Ich habe einen rot-weißen 65er Ford gestohlen«, fuhr Gardener fort. »Gerade eben habe ich erst erfahren, daß ich mich dabei in eine Erpressersache eingelassen habe. Es geht um einen gewissen McPherson oder so ähnlich. Und da mache ich nicht mit. Die Kerle, die das Ding drehen wollen, stehen draußen, Mister. Wie gesagt, rot-weißer Ford, 65er…«
G-man Chester ging auf den
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