0454 - Sechs Bomben in der City-Bar
Feuerwehrleute mit ihren glänzenden Helmen, Sanitäter in weißen Kitteln, ein Abschleppwagen nebst Besatzung und einige Herren in Zivil standen um ein dünn qualmendes Wrack. Und neugierige Gaffer natürlich.
Die Feuerwehrleute hatten nicht mehr einzugreifen brauchen. Als sie kamen, war die Stichflamme bereits wieder erloschen.
Die Männer von der Ambulanz hatten auch nichts zu tun gehabt. Als sie kamen, fanden sie nichts vor, was sie auf eine Bahre betten konnten.
Der Abschleppwagen war nicht ganz überflüssig, einige Teile mußten immerhin noch von der Straße geräumt werden.
Die Beamten in Zivil aber waren ratlos. Allen voran Lieutenant Hector Crossmann, der sich allen Ernstes gerade in den Arm gekniffen hatte, um sich zu versichern, daß er tatsächlich wach war.
Lieutenant Crossmann von der Zweiten Mordkommission Queens mußte zum zweitenmal innerhalb von fünf Tagen zur Kenntnis nehmen, daß Henry R. Platenberg von einer starken Explosion zerrissen worden war.
Geradezu höhnisch schien es ihn anzugrinsen, dieses fast unbeschädigte, lediglich verbogene Nummernschild KD -331, dieses unzweifelbar echte Schild von einem unzweifelbar echten Wagen des Henry R. Platenberg.
Es überraschte den Lieutenant nicht, daß einer der Beamten seiner Mordkommission ihm die Hand hinhielt, auf der einige zerrissene Blechteile lagen, insbesondere ein nach innen gewölbtes Blechteil, wie es ihm vor vier Tagen von den Spezialisten des FBI als drucksichere Bodenplatte einer Sprühdose vorgeführt worden war.
Und es überraschte ihn erst recht nicht, daß ein zweiter seiner Mitarbeiter auf ihn zukam, eine Pinzette in der Hand und zwischen der Pinzette ’ein graues Stück Kartonpapier, den Fetzen einer Zulassung. Es wunderte ihn nicht, daß auf dem Rest dieses amtlichen Dokumentes gerade noch zu lesen war »… tenberg«.
So sagte denn der Lieutenant Hector Crossmann genau das, was der Mörder erwartet hatte:
»Na also, jetzt ist Henry Platenberg aber wirklich tot.«
»Mensch…«, stammelte Apple. »Jetzt komme ich nicht mehr klar. Jetzt wäre es doch direkt Zeit, daß Wieczorski wieder auftauchen würde.« .
»Nein!« sagte Crossmann müde. »Rufen Sie das FBI, Apple.«
***
Stuart F. Bird gelangte wie durch ein Wunder in Sekundenschnelle von seinem Tisch bis hinter die Bartheke, ohne auf diesem Weg Tische und Gäste umzuwerfen. Dafür aber prallte Norma unsanft gegen eine Ecke des Flaschenschrankes, als ihr Arbeitgeber ihr die Hand auf den Mund legte.
»Halten Sie den Mund, Sie dumme Gans!«
Er riß ihr den Telefonhörer aus der Hand und legte ihn auf die Gabel des Apparates.
»Aber…« setzte Norma an.
Doch Bird fauchte wieder:
»Wollen Sie mir etwa die ganze Show schmeißen mit Ihrem Blödsinn?«
»… das war Pussy!« flüsterte sie an Birds Ohr.
»Gleich!« flüsterte er zurück. Schließlich war die Show des neuen Girls zu Ende, und Birds Höhepunkt wurde mit Beifall aufgenommen.
Norma ging auf ihren Chef zu.
»Vorhin am Telefon«, begann sie, »das war Pussy! Nie werde ich diese Stimme vergessen! Das war Pussy!«
»Sind Sie sicher?« fragte Bird.
»Ja, ich bin sicher. Und sie hat nach Ihnen gefragt. ›Kann ich Mr. Bird sprechen?‹ fragte sie.«
»Unverständlich…«, murmelte Bird. »Was wollte sie?«
»Sie sprach von Bomben hier in der City-Bar«, sagte Norma, »sechs Bomben sollen hier versteckt sein.«
***
Wieder dämmerte das kalte erste Licht des beginnenden Tages, und obwohl die Straßen und die Häuser noch immer die Hitze des vorangegangenen Tages ausstrahlten, fröstelte uns. Wir waren müde und ohne Hoffnung, fanden einfach keine Erklärung für die Ereignisse, keinen Ansatzpunkt, kein Motiv.
Webster als Täter?
Marylin Webster schied aus. Tot. Oder doch nicht? Rosy Vandenhoff? Wieczorski? Tot. Denise? Ja, Denise…
Ich zog meinen Jaguar um die Ecke »Wir sind da!« sagte ich zu Phil.
»City-Bar«, murmelte er.
»Fortlaufendes Programm von 21 bis 4 Uhr«, leuchtete ein Schild in die verdämmernde Nacht.
Ich sah auf die Uhr: 3.45 Uhr.
»Stürzen wir uns ins Nachtleben«, sagte Phil müde.
Die Combo spielte zärtliche Weisen; die Bühne war leer.
Bird strahlte. Daran änderte sich auch nichts, als wir ins Lokal kamen.
»Darf ich Sie an einen Tisch bitten?« fragte er.
Ich lehnte ab.
»Wir haben eine schwere Nacht hinter uns, Mr. Bird, gehen wir also in Ihr Büro, damit wir schnell fertig werden. Die Sprengstoff-Experten werden ohnehin bald kommen. Warum haben Sie das
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