0455 - Gangstertod durch süßes Gift
beziehen?«, fragte er mit verhaltenem Zorn.
»Mein Gefühl als Frau trügt mich selten. Sie sind schlecht, Mr. Roderick.«
»Sind Sie fertig?«
Perry erhob sich. »Ja, ich bin fertig. Vielleicht war es gut, dass alles so gekommen ist.« Sie lächelte spöttisch und sphinxhaft zugleich. »Ich wünsche Ihnen gute Besserung, Mr. Roderick.«
***
»Jetzt weiß ich, wie alles zusammenhängt«, sagte Roderick aufgeregt und blickte Sergenat Kenneth an.
Jim Kenneth stand am Fußende des Krankenbettes. Er wartete auf die Ablösung. Er wollte nach Haus, um mit seinem Wohnungsnachbarn die übliche Mittwochabend-Schachpartie zu spielen. Er freute sich auf ein kühles Bier und auf die hintergründige Spannung des Schachspiels. Und ausgerechnet jetzt bat ihn dieser verdammte Roderick ins Zimmer, um irgendeinen Blödsinn loszuwerden.
»Was meinen Sie denn?«, fragte Kenneth unwirsch. Er war einer von den Beamten, denen man ansah, dass sie viele Jahre als Patrolman und Pflastertreter hinter sich gebracht hatten, ehe sie zur Kriminalpolizei hinübergewechselt waren. Zu besonderer Brillanz hatte er es nie gebracht. Das bewies schon die Tatsache, dass man ihn mit ' einer so simplen Aufgabe wie der Bewachung eines gefährdeten Gangsterbosses betraut hatte.
»Ich weiß, wer sie umgebracht hat. Ich sehe alles auf einmal ganz klar.«
Kenneth biss sich auf die Unterlippe. »Ich rufe am besten Ashwood an«, sagte er. »Der kann alles zu Protokoll nehmen.«
»Ashwood? Mir wäre es lieber, wenn Sie Cotton benachrichtigen.«
»Wie Sie wollen«, sagte Kenneth und trat an das-Telefon. Er wählte eine Nummer. Nach kurzem Gespräch wandte er sich Roderick zu. »Sie haben Pech, mein Lieber, Cotton ist unterwegs.«
»Dann schicken Sie mir eben Ashwood her.«
Eine Stunde später saß Ashwood am Bett Rodericks. Er hatte einen Stenografen mitgebracht, der schweigend mitschrieb, was gesprochen wurde.
»Peggy, war hier«, begann Roderick. »Peggy Thorsten. Kennen Sie das Mädchen?«
»Nur dem Namen nach.«
»Sie hat es getan.«
»Was getan?«
»Die Schwester umgebracht. Oder sie hat sie umbringen lassen.«
Ashwood schien nicht sonderlich beeindruckt zu sein. Er schälte einen Kaugummi aus der Stanniolverpackung. »Das müssen Sie untermauern, Roderick.«
»Sie wollte mich sehen. Sie wollte den Mann betrachten, der sie gezwungen hat, zur Mörderin zu werden. Sie ließ mich ihre Verachtung spüren. Aber auch ihren Hass. Sie hasst mich, weil ich den Mord notwendig machte.«
Ashwood schob den Kaugummi in den Mund. Ein paar Sekunden lang hing der aufreizend frische Duft von Pfefferminz im Raum, dann dominierte wieder der alte Geruch von Bohnerwachs und Desinfektionsmitteln. »Das müssen Sie mir erklären«, sagte Ashwood.
»Sie ist jung. Sie ist kalt und grausam, aber sie ist nicht erfahren genug, um ihre Zunge im Zaum zu halten. Sie sagte ein paar Sätze, die für mich die Situation schlagartig erhellten«, meinte Roderick.
»Kommen Sie zur Sache.«
Roderick schien enttäuscht. »Ich präsentiere Ihnen die Auflösung eines Mordfalles, und Sie tun so, als sei das die alltäglichste Sache von der Welt«, beschwerte er sich.
»Noch ist der Fall nicht aufgeklärt.«
»Wussten Sie, dass Peggy mit Robert Sheridan verlobt ist?«, fragte Roderick.
»Mit dem Eisenbahn-Sheridan?«, fragte Ashwood kauend.
»Der Teufel mag wissen, was das für ein Sheridan ist«, meinte Roderick grollend. »Fest steht, dass er aus einer alten Familie stammt. Ein Snob. Ich war nicht gut genug, verstehen Sie? Er weigerte sich, Peggy zu heiraten, wenn es zwischen mir und Phyllis zu einer Verbindung gekommen wäre.«
Ashwoods Kaubewegungen wurden langsamer. In seinen Augen entzündete sich ein kaum wahrnehmbarer Funke des Interesses. »Weiter«, bat er.
»Versetzen Sie sich doch mal an Peggys Stelle. Sie ist versessen auf Robert. Aber sie kann ihn nur kriegen, wenn ihr die Schwester und ich keinen Strich durch die Rechnung machen. Peggy spricht mit Phyllis. Phyllis lehnt es ab, darauf einzugehen, auf mich zu verzichten. Peggy sieht nur einen Ausweg, doch noch zu Robert Sheridan zu kommen. Die geplante Ehe zwischen Phyllis und mir verhindern.«
»Hm«, machte Ashwood. »Und da glauben Sie, das Mädchen ging hin und erdrosselte die Schwester?«
»Das hat sie bestimmt nicht getan. Aber sie kann sich einen Killer angeheuert haben.«
»Sie reden aus Erfahrung, was?«, fragte Ashwood spöttisch. »Ich wette, Sie wüssten verdammt genau, wie solch ein Fall
Weitere Kostenlose Bücher