0457 - Jagd nach dem Templer-Gold
die Haut ab.« Wieder drehte er sich, aber die Schmerzen blieben.
»Bitte, Professor, denken Sie nach…«
»Das… das war nicht weit weg.«
»Wo genau?«
»Er hat in der Nähe gewohnt. Gisbert wollte sich einquartieren. Der Odenwald, er ist einsam und…« Engelbrecht riß den Mund auf.
Sein gesundes Auge nahm einen noch starreren Blick an, bevor er sich verdrehte und der Mann in eine tiefe Bewußtlosigkeit fiel.
Da war nichts zu machen.
Ich richtete mich wieder auf und war froh, überhaupt eine Information erhalten zu haben. Dann ging ich zum Fenster. Sehr leicht ließ es sich öffnen.
Mein Blick fiel nicht nur in den Park, auch darüber hinweg, bis zu den sanften Hügeln des Taunus, wo ein bunter, herbstlicher Blätterwald ein prächtiges Bild bot, das mir vorkam wie ein Gemälde. Es war fast windstill. Eine in der Luft schwebende Feder wäre kaum weggeweht worden.
Ich schaute mir die Wanne an. Auf der Wasserfläche schwamm das sehr dünne Gold. Gedanken durchströmten meinen Kopf. Ich hatte einen Namen erfahren. Malapartus, der Hüter des Schatzes.
Für mich war er jetzt schon mehr als ein Hüter, denn meiner Ansicht nach war es ihm gelungen, den Schatz magisch zu beeinflussen, denn wer konnte schon fliegende Goldklumpen dirigieren?
Malapartus besaß Kräfte, die ein Mensch normalerweise nicht besaß. Stellte sich die Frage, wer ihm diese Kräfte mit auf den Weg gegeben hatte. Für mich gab es da nur eine Lösung.
Das mußte der Teufel gewesen sein oder aber Baphometh, einer der Stellvertreter und jemand aus der gefährlichen Gruppe um Luzifer. Ihm traute ich so etwas durchaus zu.
Meine Hände waren feucht geworden. Ich hörte in der Ferne die Sirene des Unfallwagens, die die Stille zwischen den Hügeln zerschnitt. Ich drehte mich um und untersuchte den Professor noch einmal.
Er lebte…
Diesmal hatte der Mörder Pech gehabt. Aber ich wußte jetzt, wie gefährlich er war und daß ich mich verdammt vorsehen mußte…
***
Malapartus hatte seine ihm anvertraute Aufgabe nicht ganz erledigen können, und darüber war er betrübt. Man hatte ihn vor langer Zeit als Hüter des Templer-Schatzes auserwählt und ihm so lange das Leben versprochen, wie auch der Schatz vorhanden war.
Über Hunderte von Jahren existierte er jetzt. Er hatte den Wandel der Zeiten mitbekommen und auch erlebt, wie die gewaltigen Maschinen sich immer näher an den Ort herangefressen hatten, wo der Schatz verborgen lag. Die Menschen hatten dieses Gebiet als Steinbruch bezeichnet. Auch früher waren hier schon Steine weggeschleppt worden. Wenn die Maschinen weiter arbeiteten, würden sie den Schatz bald erreicht haben.
Soweit durfte es nicht kommen.
Noch war der Templer-Schatz geschützt, und keiner der Arbeiter ahnte, was sich da in unmittelbarer Nähe befand. Aber sie wurden beobachtet. Es war Malapartus, der sich in Deckung der Bäume hielt und von dieser hoch gelegenen Stelle aus in den tiefen Steinbruch hinabsehen konnte.
Damals, als man ihn hier verborgen hatte, war der Wald noch dichter gewesen. Da hatte es kaum ein Durchkommen gegeben. Die Templer mußten sich den Weg freischlagen durch das Dickicht und das Unterholz. Sie hatten eine gute Stelle gewählt, ein alte Höhle, deren Eingang nur derjenige kannte, der genau wußte, wo er suchen mußte. Ansonsten war er von wild wachsendem Brombeergestrüpp verdeckt.
Malapartus wußte, daß sich die Gefahr mehr als verdoppelt hatte.
Ihm war klar, daß er etwas unternehmen mußte. Schaffte er es nicht, war auch sein Leben beendet.
Und so war er zurückgekehrt und beobachtete die gefräßigen Bagger, die Kies und Gestein aus den Hängen schaufelten, um es auf die LKWs zu laden.
Diese Gefahr schätzte der heimliche Beobachter als nicht so groß ein wie die, die ihm von dem Professor drohte. Er wußte auch, daß der Mann noch lebte und daß er seine Informationen sicherlich an die beiden Besucher weitergegeben hatte.
Gern hätte Malapartus sie getötet. Doch er hatte instinktiv gespürt, daß ihm mit diesen beiden Männern Gegner erwachsen waren, die sehr viel Kraft und Macht besaßen.
Das gefiel Malapartus überhaupt nicht. Wie ein Schemen tauchte er ein in den dichten Wald und bewegte sich lautlos und schattenhaft zwischen den Bäumen hindurch.
Er hatte eine besondere Gabe mitbekommen. Durch die Kraft der Hölle war es ihm gelungen, seinen Körper in einen feinstofflichen umzuwandeln. Hindernisse gab es für ihn nicht mehr. Er schritt einfach hindurch, als wären sie nicht
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