0458 - Eine Frau regiert die Unterwelt
schlug krachend gegen die Wand.
Ich hörte einen halb unterdrückten Schmerzensschrei. Und dann waren sie bei mir. Mit einem Hechtsprung stürzte ich mich auf die Angreifer. Dabei verlor ich die Pistole.
Ich rutschte an jemandem hinunter und bekam zwei Beine zu fassen und ging in die Knie.
Im nächsten Augenblick landete ein mächtiger Boxhieb an meinem Kinn. Durch eine Drehung brachte ich meinen Schädel außer Reichweite der gefährlichen Faust.
Dabei stolperte ich über einen Tisch und warf ihn um. Mit lautem Krachen zerbarst Glas.
Mein Gegner war stark wie ein Bulle, und es gelang ihm, sich loszureißen. Wieder traf seine Faust meinen Kopf.
Aus weiter Feme hörte ich meinen Namen rufen.
Ich wollte aufspringen, aber da verfingen sich meine Füße in der Lampenschnur. Dabei schlug ich mit dem Schädel gegen etwas Hartes. Mein Kopf schien in zwei Teile gespalten zu werden, während der Schmerz wie Feuer durch mein Hirn schoss.
In einem letzten lichten Moment hatte ich das Gefühl, dass meine Gegner nicht recht wussten, ob sie den Kampf fortsetzen oder lieber flüchten sollten.
Was dann kam, entzieht sich meiner Kenntnis.
***
Ich weiß nicht, wie lange ich so gelegen habe. Als ich wieder zu mir kam, sah ich einen Mann mit einem rundlichen Gesicht, der sich über mich beugte. Er kam mir bekannt vor.
Er sah furchtbar komisch aus, als er seinen Mund bewegte, und ich musste lachen.
Der Mund bewegte sich noch heftiger, bis ich endlich begriff, dass seine Mundbewegungen nichts anderes bedeuteten, als dass er mit mir sprach.
Er fragte mich immer wieder nach meinem Namen und wollte wissen, was wir für einen Wochentag hatten. Und dann erkannte ich ihn schließlich, hörte auf zu lachen und beantwortete seine Fragen.
Sofort heiterte sich seine Miene auf, und er lächelte sogar.
»Da haben Sie noch mal Glück gehabt«, sagte unser Doc. »Es sah wohl schlimmer aus, als es ist.«
Jemand bedauerte, dass ich mir nicht das Genick gebrochen hatte. Ich erkannte die Stimme; sie gehörte Mac Davis.
Ich stand auf, sah die Umstehenden der Reihe nach an und fühlte mich wie zu Hause. Es waren dieselben Gesichter, die ich tagtäglich in unserer Dienststelle um mich hatte. Aber sie sahen irgendwie betreten aus.
»Was ist los mit euch?«, fragte ich. »Ich nehme doch an, dass ihr die Kerle erwischt habt.«
Mac Davis schob seinen Kaugummi von einem Mundwinkel in den anderen.
»Lass dir erklären, Jerry«, sagte er verlegen, »es war so verdammt finster, und Tom wollte gerade , .«
»Sie sind also entkommen«, unterbrach ich ihn. Und dann merkte ich, dass Cooper fehlte. »Wo ist Tom?«, wollte ich wissen.
»Das ist es ja gerade«, sagte Mac zerknirscht, »du weißt doch, dass Tom erst ein halbes Jahr bei uns ist. Na ja, der Kleine wollte eben zeigen, was in ihm steckte, und da passierte es.«
»Was passierte?«, fragte ich etwas lauter, als ich beabsichtigt hatte.
»Er bekam gleich ein Ding verpasst, als er den Kopf zur Tür hereinstreckte.«
»Und du?«
»Ich fing ihn auf«, sagte Mac betreten, und dann brülle er auf einmal los: »Was sollte ich denn machen, Jerry? Die Kerle schleuderten mir das Baby so liebevoll entgegen, dass ich ihn einfach auffangen musste. Vielleicht war ich nicht schnell genug auf den Beinen«, gab er zu, »jedenfalls war dann das Chalet leer.«
»Schon gut«, winkte ich ab. »Was ist mit Tom?«
»Ihn hat es härter erwischt«, sagte der Doc. »Gehirnerschütterung, aber wir bekommen ihn wieder auf die Beine.«
Mac berichtete, was sie inzwischen herausgefunden hatten. Die Gangster, es mussten wenigstens drei gewesen sein, waren tatsächlich zum Hudson hinuntergelaufen. Mit einem Motorboot waren sie entkommen.
Natürlich war inzwischen die Water Police benachrichtigt worden, aber es bestand wenig Aussicht, dass sie erwischt wurden.
Für mich gab es keinen Zweifel, dass es sich bei den Entflohenen um Jay Burks und seine beiden Typen handeln musste. Trotzdem konnte ich mir auf die Geschichte keinen Reim machen.
Der anonyme Telefonanruf hatte einen bestimmten Zweck. Aber welchen?
Zwei Tote waren auf der Strecke geblieben. In welchem Zusammenhang standen sie zu dem geheimnisvollen Telefonanruf?
Ich saß im Büro. Vor mir stand eine Kanne mit starkem Kaffee, daneben lag die Mappe mit den bisherigen Untersuchungsergebnissen des Falles Gowan.
Immer wieder stand eine Person im Mittelpunkt des Geschehens: Lucia Priestly. Jay Burks war für mich nur eine Randfigur, ein Handlanger.
Ich hatte
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