0458 - Eine Frau regiert die Unterwelt
theatralischer Auftritt wirkte einstudiert.
»Lass das«, fuhr sie ihn an. »Ich habe mit dir zu reden.«
Sofort blieb er stehen und ließ die Arme sinken.
»Aber Liebling, warum so nervös? Dieser Polyp ist doch weg. Ich habe ihn vom Fenster aus beobachtet und gesehen, wie er in einen Jaguar stieg.«
»Er wird wiederkommen, Ed«, sagte Lucia, »und dann wird er alle Beweise gegen uns zusammenhaben. Wir haben Fehler gemacht, Ed.«
Edward Clements starrte sie hilflos an. »Aber, aber, Liebling, das verstehe ich nicht. Es klappt alles ganz ausgezeichnet. Ich habe , die letzte Sendung selbst nach Las Vegas gebracht. Und niemand hat mich gesehen, als ich heute Morgen zurückkam.«
»Was für ein hirnverbrannter Idiot du bist«, fuhr sie ihn an. »Ich werde mir nie verzeihen, dass ich dich geheiratet habe, noch dazu heimlich wie ein verliebter Teenager. Weißt du überhaupt, was in den letzten vierundzwanzig Stunden in diesem Haus passiert ist?«
Edward Clements, der bei seiner eigenen Frau als Chauffeur angestellt war, begriff nie etwas. Er war ein gut aussehender Gigolo, ein williges Werkzeug in den Händen seiner skrupellosen Frau.
Seine unnatürlich flimmernden Augen verrieten, dass er ein heimliches Laster hatte: Rauschgift!
Im Augenblick fühlte er sich stark, weil er sich kurz vorher eine Injektion gegeben hatte. »Niemand sagt mir etwas in diesem Haus«, fuhr er auf, und seine Stimme bekam beinahe eirien männlichen Klang.
»Dann sollst du es jetzt hören«, sagte Lucia. »Aber setz dich vorher, sonst fällst du um.«
Gehorsam kam er ihrem Wunsch nach. Sein Aufbegehren war schon erschöpft.
»Heute Nacht hat es hier zwei Tote gegeben. Der eine war Robert Gowan und…«
»Nein!«, schrie er und schlug die Hände vors Gesicht.
Sie warf ihm einen verächtlichen Blick zu und fuhr unbeirrt fort: »… und der andere Sam, der Gärtner.«
»Lucia«, schluchzte er, »das ist ja furchtbar.«
»Furchtbar nicht, nur dumm und unangenehm«, sagte sie in einem Ton, als ob sie von einer verunglückten Party redete. »Wenn ich geahnt hätte, dass Robert Gowan Selbstmord begehen würde, hätten wir uns das ganze Theater mit den falschen Chips sparen können.«
»Lucia«, wimmerte der Mann weinerlich, »ich verstehe das alles nicht, und die Sache mit den Jetons auch nicht. Es war doch so ein gutes Geschäft.«
»Darum ging es mir nicht. Aber wozu soll ich dir das auseinandersetzen, du begreifst es nicht. Noch ein paar Tage«, fügte sie leise hinzu, »und dann wäre mir alles in den Schoß gefallen.«
Edward hob den Kopf. »Und es war Selbstmord, sagst du - wirklich Selbstmord?«
»Was sonst?«, schrie sie ihn unbeherrscht an- »Oder glaubst du vielleicht, ich habe es getan?«
Sie belauerte ihn, wie ein Raubtier. Und dann stand sie plötzlich auf, ging tänzelnd auf ihn zu und legte die Arme um seinen Hals. »Lieber«, hauchte sie, »ich bin so unglücklich. Du wirst mich verlieren, Liebster. Ich fühle es. Dieser G-man gibt keine Ruhe, und du weißt noch nicht das Schlimmste.«
Edward Clements stand völlig unter ihrem Einfluss. Er war ihr ergeben wie ein Hund. »Sag es mir«, bettelte er. »Sag mir alles, Liebste.«
Sie strich ihm mit der Hand über den Kopf. Es war eine Bewegung, die sie in einem schlechten Liebesfilm gesehen haben musste, sonst wäre sie bestimmt nicht darauf gekommen.
»Es handelt sich um einen Mann namens Jay Burks.«
»Wer ist das?«
»Ein Verbrecher. Er erpresst mich. Er ist es auch, der Sam ermordet hat. Und jetzt bin ich an der Reihe.«
»Aber warum? Warum?«
»Er weiß von der Sache mit den falschen Chips, und er weiß auch, dass wir verheiratet sind. Also kennt er deine Vergangenheit. Rauschgifthandel, mein Lieber, und das Delikt ist noch nicht verjährt.«
Eds Lippen zucken unaufhörlich. Die Wirkung der Droge begann nachzulassen. Er war nur noch ein hilfloses Bündel Mensch.
»Sag mir, was sollen wir tun? Ich tue alles. Alles, hörst du, Lucia?«
In den Augen der Frau blitzte es triumphierend auf. Jetzt hatte sie ihn so weit. Wenn sie ihm eine doppelte Dosis Morphium gab, musste er die Sache durchstehen.
Sie legte den Kopf auf seine Schulter und schmiegte sich fest an ihn. »Nur du kannst uns retten, Ed«, flüsterte sie. »Ja, Burks ist sowieso ein toter Mann. Wenn ihn die Polizei erwischt, kommt er auf den elektrischen Stuhl. Aber vorher wird er reden.« Ihre Stimme wurde beschwörend. »Und das darf er nicht, Ed, hörst du. Wir müssen der Polizei zuvorkommen. Wir
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