0458 - Eine Frau regiert die Unterwelt
war.
»William«, sagte sie erstaunt und freundlich zugleich, »ich freue mich. Aber ist es nicht ein bisschen unvorsichtig, jetzt hierherzukommen?«
»Ich habe etwas mit dir zu besprechen, Mrs. Lucia Clements!«
»Ach, du weißt also?«
»Ja, ich weiß, und ich erwarte eine Erklärung.« Seine Stimme klang nicht so freundlich wie vorhin bei meinem Besuch.
»Ist das so wichtig?«
»Für mich ja, wir wollten schließlich heiraten.«
»Dem steht nichts im Wege«, sagte sie, und ich spürte förmlich, wie sie ihn dabei anlächelte.
»Jetzt nicht mehr«, entgegnete er erregt. »Du hast es ausgezeichnet verstanden, dich seiner zu entledigen.«
»Leider ist etwas schiefgegangen. Ich wollte zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Edward war schon immer ein Trottel. Ich konnte nicht wissen, dass er den falschen erwischen würde. Sonst lebte Burks nicht mehr, und dieser Spitzel Cotton hätte endlich seinen Mörder.«
»Lucia«, schrie er auf.
»Aber was willst du denn, Liebling?«, fragte sie. »Ich habe alles so eingefädelt, dass es ein Leichtes gewesen wäre, Burks die Schuld zuzuschreiben. Aber leider läuft er noch frei herum. Er ist zu lebendig, William, ein Zustand, den wir schleunigst ändern müssen.«
»Ich will nicht mehr«, sagte Sullivan müde. »Wenn ich gewusst hätte, wohin das alles führt, wäre ich nie…«
»Was bist du für ein erbärmlicher Feigling!«, sagte Lucia Clements, und jetzt lag wieder die alte Kälte in ihrer Stimme, die ich so gut kannte.
»Nein, ich will nicht mehr!«, rief Sullivan erregt. »Dir war von Anfang an alles egal. Als du das Theater mit deiner angeblichen Lähmung aufführtest, hätte ich es schon wissen müssen. Dein Hass auf Robert Gowan kannte keine Grenzen. Nur weil du ihn demütigen wolltest, hast du die Gelähmte gespielt. Schließlich hat er den Wagen gesteuert und war schuld an dem Unfall. Du hast ihn erpresst, Lucia, das weiß ich jetzt.«
Sie lachte höhnisch. »Du bist ein Phantast William.«
Sullivan ging nicht darauf ein. »Und dann hast du die Sache mit den falschen Jetons gestartet. Nur um ihn hereinzulegen, weil du die Fabrik haben wolltest. - Ich weiß nicht, was dann passiert ist, aber irgendwie ging deine Rechnung nicht auf. Deshalb mussten Menschen sterben, die nichts mit der Sache zu tun hatten.«
»Meinst du vielleicht Dick Harper? Der war selbst schuld. Warum hat er mir nachspioniert?«
»Und die anderen? Nein, Lucia, ich bin fertig damit, und mit dir auch.«
Für einen Augenblick trat Stille ein in der ich nur Sullivans erregten Atem hörte.
Dann sprach Lucia weiter: »Du machst einen Fehler, William. Du bist nicht in der Lage, auszusteigen wie aus einem Wagen. Zwei Männer werden dich daran hindern. Der eine heißt Jay Burks und der andere Jerry Cotton. Du kannst dir überlegen, wer der gefährlichere ist.«
»Cotton war heute Morgen in meinem Büro. Und ich sage dir, er weiß mehr, als er vorgibt.«
Sie lachte. »Also daher hast du deine Information über meine Heirat.«
»Ja, von ihm. Und seitdem grüble ich über das Motiv dieser seltsamen Heirat nach. Du tust nichts aus Liebe, Lucia. Das habe ich jetzt erkannt. Also muss es einen anderen Grund geben, weshalb du die Sache verheimlicht hast.«
»Vielleicht gibt es ihn«, sagte sie. »Nur, du wirst ihn niemals erfahren. Und noch eins, William, du kannst nicht mehr aussteigen. Möglicherweise gibt es gegen mich Verdachtsmomente, aber keine handfesten Beweise. - Bei dir ist das anders. Du warst Gowans Konkurrent. Vielleicht hast du das alles gegen ihn arrangiert? Ein Wort von mir, und Jay Burks liefert dich ans Messer.«
»Du bist eine Teufelin!«, schrie er. »Ich könnte dich umbringen, ich könnte dich…«
»Halt«, sagte sie, und ich vermutete, dass sie in diesem Augenblick eine Pistole auf ihn richtete. »Verlass sofort mein Haus. Ich werde mir die Sache mit Jay Burks noch einmal überlegen. So oder so, William, du wirst tun, was ich will.«
Ich hörte sich entfernende Schritte. Gleich d.arauf klappte noch einmal die Tür. Lucia Clements rollte aus dem Zimmer.
Als sie mich in der Halle stehen sah, versuchte sie ein liebenswürdiges Lächeln aufzusetzen.
»Oh, Agent Cotton, was verschafft mir die Ehre?«
Ihre Augen blitzten mich lauernd an und bekamen dann einen nachdenklichen Ausdruck, als ich höflich antwortete: »Eigentlich hatte ich Ihnen ein paar Fragen stellen wollen, aber ich glaube, das ist vorläufig überflüssig.«
Ich nickte ihr knapp zu und verließ das
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