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0458 - Eine Frau regiert die Unterwelt

0458 - Eine Frau regiert die Unterwelt

Titel: 0458 - Eine Frau regiert die Unterwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
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selbstverständlich«, sagte ich salbungsvoll, »denn leider ist das nicht alles, was dieser Kerl im Zusammenhang mit Ihnen behauptet hat. Wir sind überzeugt, dass er lügt«, fuhr ich fort, »aber Sie verstehen, Mr. Sullivan, wir müssen den Aussagen natürlich nachgehen. Auch wenn sie noch so unglaubwürdig sind.«
    Sullivan wurde etwas nervöser. Sein klangvoller Bariton rutschte eine Oktave höher. »Sie tun nur Ihre Pflicht«, sagte er gepresst.
    »Dieser Kerl behauptet also weiter - sein Name ist übrigens Bill Kanoff, aber das wird Ihnen nichts sagen -, dass Jay Burks Sie vor ein paar Tagen in Ihrem Landhaus besucht hat, und zwar in der Nacht, in der Robert Gowan Selbstmord beging. Wie finden Sie das, Mr. Sullivan?«
    »U nver schämt.«
    »Nicht wahr, unverschämt«, wiederholte ich, als ob ich genau seiner Meinung wäre. »Ich hätte mir den Weg zu Ihnen bestimmt erspart, wenn nicht die dumme Sache in Blossom-Park passiert wäre. Und Blossom-Park gehört leider Ihnen, Mr. Sullivan.«
    »Ich sehe da keinen Zusammenhang«, erklärte der Millionär. »Sie haben recht, Blossom-Park ist im Grundbuch auf mich eingetragen, aber ich habe das Grundstück verpachtet.«
    »An wen?«, fragte ich, als ob ich es nicht schon längst wüsste.
    »Warten Sie mal«, sagte er und schien einen Moment zu überlegen, »ja - jetzt weiß ich es wieder, Clay heißt der Mann. Er hat irgendwo in Manhattan ein Lokal.«
    Ich legte mein Gesicht in traurige Falten, so als ob ich zu einem Beileidsbesuch ginge. »Sie haben wirklich Pech, Mr. Sullivan. Ich glaube, gerade diesen Clay haben wir ebenfalls heute Nacht festgenommen. Und das Unangenehmste ist, der Mann ist ein Freund von Jay Burks. Ich fürchte, Sie bekommen einige Schwierigkeiten. Sie sollten sich Ihre Mieter genauer ansehen. Vielleicht wissen Sie es noch gar nicht, aber in Blossom-Park wurden zwei Morde verübt.«
    »Nein«,hauchte er, und sein Gesicht wurde so bleich wie die venezianische Madonna hinter seinem Sessel.
    Meine nächsten Worte gaben ihm den Rest. »Machen Sie sich keine Sorgen, Mr. Sullivan, ich bin überzeugt, dass wir diesen Jay Burks innerhalb der nächsten vierundzwanzig Stunden in die Finger bekommen. Und dann wird sich ja alles aufklären.«
    Ich stand auf, ergriff seine Hand, die sich wie ein nasser Schwamm anfühlte, d schüttelte sie kräftig. »Es war mir wirklich ein Vergnügen, Mr. Sullivan. Und vergessen Sie nicht, Mr. Sullivan, unser Gespräch war rein vertraulich.«
    An der Tür drehte ich mich um. »Ach, richtig, das wollte ich Sie ja noch fragen. Man spricht davon, dass Sie die Kunststofffabrik des verstorbenen Mr. Gowan kaufen wollen. Stimmt das?«
    Nun sah er gar nicht mehr so gut aus, und er wirkte auch nicht mehr so sympathisch. Sein Mund war verkniffen, als er mir antwortete: »Man redet viel, geschäftliche Transaktionen brauchen ihre Zeit.«
    Ich gab noch einen Schuss ins Blaue ab. Und es wurde ein Volltreffer daraus. »Wussten Sie eigentlich, dass Mr. Gowans Stieftochter verheiratet ist, oder besser, war? Jemand hat sie zur Witwe gemacht. Ihr Mann wurde in Blossom-Park erschossen.«
    ***
    Ich beobachtete das Bürohaus von der gegenüberliegenden Seite.
    Als Mr. Sullivan kaum zehn Minuten später herauskam und zur Tiefgarage hinunterging, setzte ich alles auf eine Karte. Sullivan konnte nur ein Ziel haben: Lucia.
    Wenn ich etwas erreichen wollte, musste ich vor ihm dort sein. Die Chancen standen eins zu eins.
    Ich holte meinen Jaguar und fuhr los. Zweimal schaltete ich unterwegs das Rotlicht an, sonst wäre ich hilflos im Vormittagsverkehr stecken geblieben.
    Ich rief unsere Zentrale über Funk und setzte sie von meinem Vorhaben in Kenntnis. Man kann ja nie wissen…
    ***
    Ich ließ den Jaguar stehen und ging die letzten dreihundert Yard zu Fuß. Vor Einbrechern schien sich Lucia Clements nicht zu fürchten. Überall standen Türen und Fenster offen. Am Eingang zur Halle rief ich nach dem Butler, aber es meldete sich niemand. Die weiträumige Halle war völlig leer. Plötzlich hörte ich Stimmen. Und kein Zweifel, eine davon gehörte Mr. Sullivan.
    In meinem Beruf braucht man auch mal Glück, und das hatte ich jetzt.
    Es musste Sullivan sein, der unruhig im Arbeitszimmer hin und her ging. Als eine Tür klappte, wurde es für einen Augenblick still. Dann sprach Lucia. Fast hätte ich ihre Stimme nicht erkannt, denn sie klang weich, beinahe angenehm. Und schon die ersten Sätze machten mir klar, dass das hier eine heiße Spur

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