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0464 - Gemälde des Grauens

0464 - Gemälde des Grauens

Titel: 0464 - Gemälde des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ausgesehen haben, als wäre der Tote von einem Vampir angefallen worden.«
    Ich mußte halten. Das war gut so, denn diese Nachricht alarmierte mich doch. »Wo war das?«
    Suko reichte mir die Zeitung. Er hatte sie so geknickt, daß ich den Artikel mit einem Blick sah.
    In der Tat hatte da jemand etwas über Bißwunden geschrieben, die bei näherer Untersuchung am Hals des Toten entdeckt worden waren. Jetzt vermutete man alles mögliche, und auch die Tat eines Vampirs zählte dazu.
    »Was sagst du?« fragte Suko.
    »Ich weiß nicht so recht.«
    »Du glaubst nicht an die Vampir-Sache.«
    »Im Prinzip fällt es mir schwer, daran zu glauben. Schau mal, wie paßt ein eingeschlagener Schädel denn dazu?«
    »Das weiß ich auch nicht.«
    Ich mußte wieder anfahren, weil die Ampel auf Grün gesprungen war. »Sollten wir uns darum kümmern?« fragte ich nach einer Weile und schaute aus dem Fenster. Rechts neben mir hatte sich die lange Schnauze eines gelben Jaguars herangeschoben. Hinter den getönten Scheiben war die Fahrerin nur undeutlich zu erkennen.
    »Falls Sir James nichts Dringendes vorliegen hat.«
    Ich hob die Schultern.
    »Große Lust hast du aber auch nicht.«
    »Noch nicht. Dabei wartet Glenda voller Sehnsucht. Ich rieche schon ihren Kaffee.«
    »Bist du umgestiegen?«
    »Nein, ich bleibe beim Tee.«
    Neben mir rollte noch immer der Jaguar. Ich sah die Frau etwas deutlicher. Sie wirkte elegant. Um das braune Haar hatte sie ein silberfarbenes Stirnband geschlungen. Es glänzte ebenso wie die Spangen, die in der dichten Fülle steckten.
    Nach fünf Minuten hatte ich die Frau vergessen. Da waren wir bereits auf den kleinen Parkplatz hinter dem Yard-Gebäude gerollt. Er war wirklich klein. Hier durften nur bestimmte Leute ihre Fahrzeuge abstellen. Ich gehörte zum Glück dazu.
    Dann sah ich Glenda wieder. Sie strahlte mich an, war schick gekleidet, auf ihrer grauen Blazerjacke funkelte Straßschmuck. Die blaugraue Streifenhose paßte zum Oberteil, und ich konnte mir ein anerkennendes Nicken nicht verkneifen.
    »Schon wieder neue Sachen?«
    »Nein, nicht so neu. Du warst schließlich einige Zeit nicht hier.«
    »Die paar Tage Urlaub.«
    Ich schnupperte. Der Kaffeeduft schwängerte das Vorzimmer, so daß ich das Gefühl hatte, wieder nach Hause gekommen zu sein.
    Auf unserem gemeinsamen Schreibtisch stand eine mit Herbstblumen gefüllte Vase. Glenda hatte sie zur Begrüßung aufgestellt.
    »Gefallen dir die Blumen?« fragte sie, als sie kam und den Kaffee brachte.
    »Sie stören etwas.«
    »Wie das?« Glenda stellte das Tablett ab.
    »Ich meine ja nur. Wenn wir telefonieren wollen, wird die Schnur sich festhaken und…«
    »Banause«, sagte sie nur, packte die Vase und verschwand im Vorzimmer.
    Suko, der mir gegenübersaß, schüttelte den Kopf. »Mit dir ist heute wirklich nicht viel los.«
    Ich lehnte mich zurück und hob die Schultern. »Jeder hat mal einen miesen Tag.«
    »Dauert das bei dir länger?«
    »Weiß ich nicht.«
    Meine Laune besserte sich, als ich die ersten Schlucke Kaffee getrunken hatte. Er rann heiß und wohlig durch meine Kehle, und ich schloß sogar die Augen.
    Dann kam Glenda wieder! Ihr Gesichtsausdruck zeigte, daß sie leicht sauer war. »Ich habe noch etwas für dich.« Bei diesem Satz ließ sie einen grauen Umschlag auf den Schreibtisch flattern.
    »Hör mal, Mädchen. So war das mit den Blumen nicht gemeint.«
    »Wirklich nicht? Ich habe schon verstanden.«
    »Mein Gott, man kann nicht immer einen guten Tag haben«, verteidigte ich mich.
    »Wenn du wieder normal bist, kannst du mir ja Bescheid geben«, erklärte sie und verschwand.
    »Die hast du ja hart getroffen«, sagte Suko.
    Ich griff zum Brief. »Ja, ich weiß. Irgendwann werde ich das schon regeln.«
    »Nun gut.«
    Ich öffnete den Brief, drehte ihn um, und ein Zettel rutschte mir entgegen. Er war weiß, die Schrift aber rot. Ich drehte die Nachricht so, daß Suko auch mitlesen konnte.
    Er sprach den Satz laut aus. »Der Vampir mit der Axt ist wieder unterwegs…«
    ***
    Ich ließ den Zettel los. Er flatterte dem Schreibtisch entgegen und blieb liegen.
    Suko nickte mir zu. »Das steht darauf, John, und jetzt sind wir an der Reihe.«
    »Sicher.« Ich nahm den Briefumschlag an mich, aber ich suchte vergeblich nach dem Absender. In London war der Brief eingeworfen und gestempelt worden, mehr konnte ich nicht entnehmen.
    »Vielleicht weiß Glenda mehr.« Suko wollte schon zum Hörer greifen, um nebenan anzurufen, als unsere Sekretärin

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