0469 - Der Tod fliegt mit
können."
„Vielleicht schläft er, Großadministrator", sagte der Kamashite.
„Auf jeden Fall sollten wir unser Versteck verlassen", meinte Tschubai. Ich war der gleichen Meinung, wenn ich auch nicht wie Major Lokoshan vermutete, daß der Mausbiber schlafen konnte.
Im Gegenteil, ich fürchtete allmählich ernstlich um das Leben meines kleinen Freundes.
Als Telepath, Teleporter und Telekinet war er zwar so gut wie unschlagbar für parapsychisch unbegabte Lebewesen, aber gerade das verleitete ihn manchmal dazu, Gefahren zu unterschätzen.
Ras brachte uns auf das Dach eines Hochhauses.
Endlich konnten wir die Helme wieder öffnen und natürliche Luft atmen. Wenn man so oft wie ich und Tschubai in den künstlichen Atmosphären von Raumschiffen oder Raumanzügen atmet, dann empfindet man eine natürliche Atmosphäre mit all ihren Gerüchen als eine Kostbarkeit.
Von unserem Hochhaus sahen wir auf einen weiten Platz hinab, um den offenbar Verwaltungsbauten standen. Eines der Gebäude wurde von zwei Flugpanzern und einer Kompanie Kampfrotaoter bewacht. Dort trug man auf einer Antigravplatte gerade das Trümmerstück der Space-Jet hinein.
Hat man euch abgeschossen?
Die telepathische Frage kam so unmittelbar und überraschend, daß ich zuerst dachte, einer meiner beiden Begleiter hätte sie akustisch gestellt. Dann vernahm ich Guckys telepathisches Gelächter - oder das, was Telepathen Gelächter nennen.
Meine Erleichterung und Freude war unbeschreiblich.
Gucky, du Mausehund! schimpfte ich telepathisch.
Warum erreiche ich dich erst jetzt?
Ras und Patulli hatten etwas gemerkt; sie blickten mich prüfend an. Ich nickte Tschubai zu; da strahlte der Teleporter übers ganze Gesicht.
Ich habe geschlafen, gab der Ilt - frech wie immer - zurück. Das steht mir zu. Meine Freizeit ist schließlich im Dienstvertrag geregelt. Du kannst dich beim Betriebsratsvorsitzenden der MARCO POLO erkundigen.
Ich stöhnte innerlich. Der Kleine hatte eine Art, einen auf den Arm zu nehmen! Der Betriebsratsvorsitzende war er nämlich seit anderthalb Wochen selbst!
„Wo bist du?"
„Hier, Leithund!" antwortete er akustisch. Er war direkt neben mir materialisiert. „Wenn du mir eine klassenbewußte Bemerkung gestattest, Chef, man hat euch entdeckt. In ein paar Minuten werden einige Gleiter erscheinen und uns ins Jenseits pusten."
„Ich dachte immer, Marxisten glauben nicht ans Jenseits", sagte Patulli Lokoshan milde.
Der Ilt stieß einen schrillen Pfiff aus. „Ich bin nicht Marxist, sondern Guckyist, du Weltanschauungsmuffel. Und nun sollten wir eine Mücke machen."
Major Lokoshan starrte ihn fassungslos an, ob wegen des „Guckyismus" oder wegen des präkosmischen Jargons, den er als Kind des 35.
Jahrhunderts natürlich nicht kannte, war nicht zu erkennen.
Der Ilt streckte die Hände aus, und wir bildeten eine Teleportationskette.
Bevor wir entmaterialisierten, glaubte ich noch das plötzliche Aufheulen starker Triebwerke zu hören, aber das konnte ebensogut eine akustische Täuschung gewesen sein.
Ich fand mich - und die anderen - im geschmackvoll eingerichteten Wohnraum eines Bungalows wieder. Auf einem runden Tisch mit dicker Glasplatte lagen einige angeknabberte Rüben unbekannter Art und der Folienabzug einer Videozeitung. Daneben standen ein Glas mit Fruchtsaft und eine halb geleerte Packung Konfekt.
„Du hast es dir ja ganz gemütlich gemacht, Gucky", sagte ich mit einem Blick auf den Tisch.
Er grinste und zeigte dabei seinen Nagezahn.
„Das Konfekt ist nicht übel. Möchtest du mal kosten, Chef?" Er hielt mir die Packung telekinetisch vors Gesicht.
Ich lehnte ab. Lokoshan aber griff zu und stopfte sich gleich drei Stücke Zuckerwerk in den Mund.
„Ich wußte ja nicht, wann ihr mich herausholen würdet", sagte der Ilt. „Vielen Dank, daß ihr gekommen seid, Kollegen. Und dir danke ich natürlich auch, Boß."
Der Bursche versuchte mich zu verwirren, um die berechtigten Vorwürfe zu vermeiden.
„Wenn du dich noch einmal unerlaubt von der Truppe entfernst", erklärte ich streng, „dann lege ich dich übers Knie und versohle dir den Hintern, und wenn du tausendmal Betriebsratsvorsitzender bist."
Guckys Fell sträubte sich, dann senkte er den Blick und flüsterte: „Ich sehe ja ein, daß ich Mist gemacht habe, Perry.
Entschuldige bitte. Du bist doch ein Prachtkerl; ich wußte, daß du mich nicht im Stich lassen würdest."
„Ich will keinen Dank!" entgegnete ich wütend, weil ich den Ilt im Verdacht hatte,
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