0470 - Baphomeths Totenwächter
Steinfiguren.
»Sie haben eine Aufgabe zu erledigen«, sagte er.
»Baphometh?«
»Sicher.«
»Und was haben sie mit ihm zu tun?« hakte ich nach. »Oder was könnten sie mit ihm zu tun haben?«
Suko hob die Schultern. »Das müßten wir hier in Paris herausfinden. Deshalb bist du ja schließlich gekommen.«
»Ja.« Ich grinste schief. »Nur frage ich mich, wo Baphometh steckt. Man hat ihn uns wieder abgenommen. Wenn wir ihn finden, dann haben wir auch die steinernen Wächter aus der Templer-Kirche in Soho.«
Suko schielte über den Rand der Tasse hinweg. »Wie groß ist Paris?« fragte er spöttisch.
»Zu groß.«
»Das scheint mir auch so.«
»Welche Möglichkeiten haben wir überhaupt?«
Ich hob die Schultern. »Wir müssen den normalen Weg gehen. Das heißt, den über die örtlichen Kollegen. Ich berichtete dir ja von dem Zeitungsartikel. Zwei tote Frauen in einem Krankenzimmer. Zum ersten die Mutter, zum zweiten die Krankenschwester, die sicherlich als Zeugin fungiert hat. Da müßten wir einhaken.«
Suko legte die Stirn in Falten. »Ich bin mehr für die tote Mutter.«
»Das ist klar. Wir sollten versuchen, in ihrer Vergangenheit etwas zu finden. Meiner Ansicht nach hat sie in irgendeiner Verbindung zur Hölle gestanden.«
»Zu Asmodis, Baphometh oder Beelzebub?«
»Ich tippe auf Baphometh.«
»Und trotzdem hat sie ihn geboren?« Suko war skeptisch. »Irgendwas gefällt mir daran nicht. Ich kann dir den Grund nicht nennen, denn bisher hieß es doch immer, van Akkeren sei derjenige, der Baphomeths Vertretung auf dieser Welt übernommen hat.«
Ich nickte. »Aber er hat nicht allzuviel erreicht.«
»Uns hat er ganz schön Ärger bereitet.«
»Ich gebe dir völlig recht. Viel ist aber nicht herausgekommen. Denk an das Richtschwert der Templer. Das haben wir ihm wegschnappen können. Und einen großen Coup hat er danach nicht gelandet.«
»Stimmt.« Suko trank einen Schluck Kaffee. »Irgendwie mag ich das Zeug nicht. Er schmeckt mir einfach nicht. Kommt der dir nicht auch bitter vor?«
»Vergleiche ihn nicht mit Glenda.«
»So meine ich das nicht einmal.« Suko schob die Tasse zur Seite.
Er stützte sein Kinn auf die Handfläche. Mit der anderen wischte er über sein Gesicht. »Ist es so warm, daß ich schwitzen müßte?« fragte er.
»Eigentlich nicht.«
Er nickte. »John, ich sage dir, da stimmt etwas nicht. Irgend jemand will uns da reinlegen.«
Jetzt war auch ich mißtrauisch geworden, schaute auf den braunen Rest in meiner Tasse und stand auf.
Diese Bewegung war wie ein Hochhuschen. Im nächsten Moment drehte sich der Wintergarten vor meinen Augen. Suko kreiselte ebenfalls, die Tische auch, die Stühle, die Pflanzen in den Töpfen, und ich war froh, mich wieder auf den Stuhl fallen lassen zu können.
Mein Freund starrte mich an. Sein Gesicht sah ungewöhnlich aus.
Die Proportionen hatten sich verschoben. Der rechte Mundwinkel kippte ebenso weg wie das Auge. Auch schwankte er. Einmal vor, dann wieder zurück. Ich hörte seine Stimme.
»John, der verdammte Kaffee. Da hat uns jemand was hineingetan. Ich hätte auf Tee bestehen sollen…«
Nach diesen Worten rutschte er mit dem aufgestützten Arm ab und fiel auf die Tischplatte. Dabei kippte die Tasse. Sie drehte sich und blieb dicht am Rand des Tisches liegen.
»Ja, Ihr Freund hat recht gehabt. Ich habe etwas gemixt.«
Die Frauenstimme kannte ich, wußte aber im Augenblick nicht, zu wem sie gehörte. Mir gelang es, mich umzudrehen. Dabei bewegte ich mich wie ein gichtkranker Greis.
Die Wirtin sah aus wie ein Stock. So in die Länge gezogen, aber mit einem großen Kopf, der ballonartige Ausmaße angenommen hatte. Dennoch sah ich das Grinsen auf dem Gesicht.
»Manchmal sind Polizisten dumm!« keuchte sie. Jedenfalls hörte sich die Stimme so an. »Sehr dumm sind sie. Und ihr gehört zu den dümmsten Bullen, die mir je begegnet sind. Wenn man nicht alles selbst in die Hand nimmt, klappt nichts.«
Ich konnte mich noch halten, indem ich meinen linken Arm auf die Tischplatte gelegt hatte. Doch der Oberkörper pendelte schon vor und zurück. Als ich die Lehne spürte, blieb ich relativ ruhig sitzen. »Okay!« preßte ich hervor. »Okay, Sie haben uns geschafft. Eine… eine … Frage noch.« Das Sprechen fiel mir immer schwerer.
»Für wen… wen arbeiten Sie?«
»Er wird gleich hier sein.«
»Van Akkeren?«
Da lachte sie und ging zur Seite. Ich hatte den Eindruck, als würde sie dabei an einem Gummifaden hängen und mit den Füßen
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