0471 - Im Wartesaal des Todes
zuckte um seine Mundwinkel, doch das entging der Schwester. Sie war ihrer Sache vollkommen sicher, zumal Heaston schimpfte: »Was wollt ihr verdammten Bullen von mir?«
Heaston konnte sich bereits wieder aufrichten. Der Schuß in der Hüfte machte ihm nicht viel zu schaffen. Murrend ließ er sich von Derridge Handschellen verpassen.
»Bei dem geringsten Fluchtversuch schießeh wir sofort«, knurrte Derridge. Dann faßte er Heaston unter die Arme. Trogan packte ebenfalls zu. Gemeinsam schleppten' sie den Gangster aus dem Krankenhaus.
Derridge besaß sogar die Kaltblütigkeit, sich von der Krankenschwester zu verabschieden.
Die drei Banditen bestiegen in aller Gemütsruhe den Streifenwagen und fuhren los. Allerdings nur bis in eine abgelegene Seitenstraße, in der weit und breit niemand zu sehen war. Dort hielten sie am Bordsteinrand.
Zur gleichen Zeit stoppte der Thunderbird hinter dem Streifenwagen. Das Umsteigen dauerte nur einige Sekunden, und wenige Minuten später war der Thunderbird unauffällig im dichten Verkehrsgewühl New Yorks untergetaucht.
***
»Gratuliere, Jerry, die Festnahme von Red Heaston war ein Erfolg«, sagte Mr. High. Im selben Augenblick klopfte es an der Tür.
Ben Simpson, der Portier, hatte seinen Posten verlassen. Er stand im Türrahmen und hielt einen kleinen Jungen an der Hand. Auf dem anderen Arm trug Simpson einen schweren Kranz mit schwarzer Schleife. Die Finger hatten einen großen Umschlag umklammert. Simpsons Gesicht war so blaß wie die Wand, seine Augen wirkten etwas gerötet.
»Sir…« Simpson brach ab. Nicht aus Verlegenheit, seine Stimme versagte ganz einfach. Er räusperte sich wieder und setzte erneut an.
»Sir…«
Mr. High 'schaute verwundert auf Simpson, der als äußerst besonnener Mann galt. Ihn brachte so leicht nichts aus der Ruhe. Mr. High war mit wenigen Schritten bei Simpson und nahm ihm den Umschlag aus der Hand. Im gleichen Augenblick konnte ich lesen, was auf der Schleife des Kranzes stand.
»Dem lieben Phil — seine Freunde.«
Der Chef hatte den Umschlag geöffnet. Er hielt den Ausweis meines Freundes und seine Dienstmarke in der Hand.
Wir wußten alle nicht, was wir sagen sollten. Die Erkenntnis, der Schmerz lähmte all unsere Gedanken. Phil… nein…
Die Stimme des kleinen Jungen riß uns aus unseren Gedanken.
»Kann ich jetzt wieder gehen?« fragte er schüchtern. Mr. High nahm ihn bei der Hand und setzte ihn auf einen Stuhl. Der Junge mochte etwa zwölf Jahre alt sein.
»Wer hat dir den Kranz gegeben?« fragte mein Chef.
»Ein Patrolman, ein Polizist«, krächzte der Kleine. Seine Hand fuhr in die Tasche und kam mit einem Dollarstück wieder zum Vorschein. »Das hat er mir dafür gegeben.«
»Das kann nicht wahr sein. Junge, du darfst uns nicht belügen. Wir wollen die Wahrheit wissen.«
»Natürlich sage ich die Wahrheit«, empörte sich der Kleine. »Ich weiß sogar noch, welche Nummer der Patrolman an seiner Uniform trüg.«
Mr. High beugte sich gespannt vor. »Welche?« fragte er.
»319.«
Der Chef griff sofort zum Telefon und ließ sich mit der City-Police verbinden, Captain Hywood war am Apparat.
»Welchen Namen hat der Patrolman 319 und wo ist er?«
Hywood schwieg einen Augenblick, Als er dann sprach, klang seine sonst so laute Stimme mit einem Male fast gedämpft.
»Was wissen Sie über den Patrolman 319, Mr. High?«
»Er ist in ein Verbrechen verwickelt«, gab der Chef kurz zurück.
»Vielleicht«, sagte Hywood. »Vielleicht auch nicht. Vielleicht ist er nämlich schon einige Stunden tot. Der Wagen 319, in dem Patrolmen 319 und 319 a saßen, wurde vor einer halben Stunde verlassen aufgefunden. Der Wagen war vorher als überfällig gemeldet worden. Mittlerweile habe ich festgestellt, daß unbekannte Gangster den Häftling Red Heaston aus dem St. Vincent’s Hospital entführt haben. Ich wollte Ihnen gerade Meldung machen. Die Gangster benutzten dabei die Kleidung und die Ausweise der beiden vermißten Patrolmen. Allerdings paßt die Beschreibung der Entführer, die wir von der Krankenschwester erhielten, nicht auf das Aussehen der Patrolmen. Es kommt ziemlich selten vor, daß sich ein Polizist freiwillig von seinem Streifenwagen und der Uniform trennt«, schloß Hywood.
Wir hatten genau verstanden, was der Captain sagen wollte. Wir begriffen sofort, daß uns die unbekannte Gangsterbande wieder einmal zuvorgekommen war.
»Ich rufe an, weil die Gangster in Uniform einem kleinen Jungen einen Kranz mit Trauerschleife für
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