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0471 - Im Wartesaal des Todes

0471 - Im Wartesaal des Todes

Titel: 0471 - Im Wartesaal des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
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Besucher standen. Der Chef goß sich ein Glas halbvoll mit Whisky. Er leerte es in einem Zug.
    Mr. High trank sonst grundsätzlich keinen Whisky.
    Dann setzte er sich wieder an den Schreibtisch. Seine Hand ruhte auf dem Hörer des Telefons. Er erwartete einen Anruf.
    Zwei Minuten mußte er warten. Dann schellte es. Der Chef ergriff schnell den Hörer.
    »High«, meldete er sich müde. Am anderen Ende der Leitung sprach Edwards, der diensthabende Leiter unseres Labors.
    »Das Blut ist unzweifelhaft von Phil. Die Asche ist nicht genau zu definieren«, erklärte Edwards bedrückt.
    »Danke«, sagte Mr. High nur und legte auf. Für eine ganze Weile saß er unbeweglich an seinem Schreibtisch. In seinem Gesicht zuckte es. Schließlich griff er zu dem zweiten, roten Telefon, das auf seinem Arbeitsplatz stand.
    »Guten Tag, Sir«, meldete sich Mr. High. Dann sprach er zehn Minuten mit John Edgar Hoover, dem FBI-Direktor in Washington. Mr. High erstattete einen genauen Bericht und empfing seine Anweisungen. Schließlich legte er wieder auf. Sofort wandte er sich dem anderen Telefon wieder zu.
    »Helen«, sagte Mr. High.
    »Ja, Sir?«
    »Veranlassen Sie bitte alles für ein Staatsbegräbnis…«
    Mr. High hörte das leise Schluchzen am anderen Ende der Leitung. »Ist denn keine Hoffnung mehr? Sie sagten doch, daß man immer…«
    »Nein, Helen«, sagte Mr. High leise. »Immer nicht. Phil Deckers sterblichen Überreste kamen mit der Nachmittagspost!«
    ***
    Seltsam, in diesem Augenblick, als sie mich mit der schußbereiten Pistole bedrohte, registrierte ich zum ersten Male, wie sie überhaupt aussah.
    Sie hatte langes blondes Haar und grünlich schillernde Augen. Ihre Hände wirkten schmal und gepflegt. Nur ihre Lippen paßten nicht ganz zu den Attributen der Weiblichkeit. Sie waren zu schmal.
    Leila Reynolds deutete mit der leeren Hand auf die Schußwaffe.
    »Ich habe übrigens einen ordnungsgemäßen Waffenschein für dieses Ding«, sagte sie gleichmütig. »Wenn ich jetzt wirklich in Verbindung mit Gangstern stehen würde, die Sie jagen, oder die ein Phil Decker jagt, der angeblich hiergewesen sein soll, dann brauchte ich nur abzudrücken.«
    »Und warum ziehen Sie die Waffe? Wollen Sie wissen, ob ich Angst vor Schußwaffen habe?«
    »Jetzt rede ich«, wies mich Leila Reynolds zurück. »Die Rechtslage ist folgende: Sie sind in mein Zimmer gekommen und stellen mir eine ganze Reihe von Fragen. Fragen, die ich unhöflich finde. Aus diesem Grund ist Ihre Anwesenheit nicht länger in diesem Zimmer erwünscht. Wenn Sie mich dennoch vernehmen wollen, müssen Sie mir eine Vorladung schicken. Hier brauche ich keine Fragen zu beantworten. Zum Distrikt können Sie mich auch nicht mitnehmen, weil die Verdachtsmomente nicht ausreichend sind.«
    »Sie sind ein sehr kluges Kind«, sagte ich anerkennend.
    »Ich habe auch zwei Semester Jura in Cleveland studiert«, gab sie schnippisch zurück. Gleichzeitig schien sie aber diese Aussage am liebsten rückgängig gemacht zu haben. Ärgerlich biß sie sich auf die Lippen. Doch dann hatte sie sich schon wieder gefangen und fuhr fort: »Das Gespräch ist übrigens auf Tonband aufgezeichnet. Machen Sie sich also keine falschen Hoffnungen.«
    »Okay«, sagte ich ruhig. »Wir werden uns bestimmt noch sehen.«
    »Tun Sie, was Sie wollen, nur rauschen Sie bald ab.«
    »Noch etwas. Ich bin befugt, Ihre Waffe sicherzustellen. Ich kann laut Rechtsprechung jede Waffe einziehen und überprüfen, ob mit ihr nicht ein Verbrechen verübt worden ist.«
    Einen Augenblick sah sie mich nachdenklich an. »Ist in diesem Fall denn überhaupt schon geschossen worden?«
    »Sie vergessen Harry Minton und den Fernsehproduzenten Tiller!«
    In ihren Augen malte sich Verwunderung ab. Ich konnte nicht sagen, ob sie gespielt oder echt war.
    »Ich kenne diese Leute nicht«, sagte sie ruhig.
    Ich lächelte. »Schade, wo doch die Zeitungen über beide Fälle so groß berichtet haben.«
    »Es steht jedem frei, Zeitung zu lesen oder nicht«, gab sie schnippisch zurück.
    »Richtig. Bekomme ich nun Ihre Pistole?«
    Sie lächelte maliziös und reichte mir die Waffe herüber. »Geben Sie acht, G-man, sie ist geladen«, sagte sie schnippisch. Ich ging nicht darauf ein. Mit ein paar Schritten wandte ich mich zur Tür.
    Im Flur war es immer noch dunkel. Ich wollte gerade wieder die Treppe hinabsteigen, als ich hinter mir ein kratzendes Geräusch vernahm. Instinktiv warf ich mich zur Seite. Keine Sekunde zu früh. Dort, wo gerade noch

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