0471 - Im Wartesaal des Todes
Austauschkassette. Die Gangster hatten die Unterlagen von all meinen Erfindungen.«
»Ganz einfach. Man muß nur darauf kommen. Im Grunde genommen ist die Sache direkt primitiv.«
»Genialität ist letztlich immer primitiv«, belehrte der Erfinder, »denn Genialität wird vom Instinkt gesteuert.«
»Geschafft!«
»Wie bitte?«
»Die Fesseln sind los. Ich bin frei.«
Für eine ganze Weile war nur ein unruhiges Scharren in dem kleinen Gefängnis zu hören. Dann brummte der Mann: »Sogar die Streichhölzer haben mir die Burschen gelassen.«
Gleich darauf flammte ein Licht auf. Der Mann, der sich von seinen Fesseln befreit hatte, leuchtete sich selbst ins Gesicht und sagte zu dem anderen Gefangenen: »Gestatten, Phil Decker, Special Agent des FBI New York.«
***
Als ich ins Distriktgebäude zurückkehrte, spürte ich förmlich, daß irgend etwas passiert war. Meine Kollegen wichen meinen Blicken aus und schauten stumm zur Seite. Ich wagte nicht zu fragen, und die Ungewißheit bohrte in meiner Brust.
Steve Dillaggio wartete in meinem Office. Er legte mir schweigend eine Liste vor.
»Was ist das?«
»Ermittlungsergebnisse, die bei den Lohngelddiebstählen bislang gemacht worden sind.«
»Okay. Gibt es irgendwo etwas Auffälliges?«
»Well, sämtliche beraubten Banken haben Anlagen der Security Safe Company benutzt.«
»Ist diese Firma bereits überprüft worden?«
»Ja, sie scheint einwandfrei zu sein. Wir müssen nur herausbekommen, wie die genauen Pläne dieser Firma in die Hände der Verbrecher gefallen sind.«
»Okay«, sagte ich. »Ich werde mich sofort darum kümmern.« Irgendwie hatte ich den Wunsch, so schnell wie möglich wieder das Distriktgebäude zu verlassen. Steve Dillaggio schien auch erleichtert zu sein, als ich wieder abbrauste. Bevor ich das Gebäude verließ, ging ich noch auf einen Sprung ins Labor. Ich ließ die Pistole, die ich Leila Reynolds abgenommen hatte, kurz auf Fingerprints untersuchen und gab sie dann den Ballistikern.
Bruce Drugan, der Experte für Fingerprints, hatte sofort einen Abdruck sichergestellt und fütterte unsere elektronische Kartei damit. Zwei Minuten später hatten wir das Ergebnis.
»Von wem sollen die Fingerprints stammen?« fragte mich Drugan noch einmal.
»Nachtklubtänzerin Leila Reynolds«, brummte ich. »Ist die Dame vielleicht schon vorbestraft? Sollte mich nicht wundern.«
»No«, sagte Drugan. »Die Reynolds ist nicht vorbestraft. Dafür aber die Dame, deren Fingerabdrücke hier auf der Waffe sind. Sie heißt Nora Cummings, ehemalige Studentin der Columbia-Universität. Sie wurde vor zwei Jahren mit einem Mann namens Red Heaston wegen Bandendiebstahls verurteilt. Gegen sie läuft ein Fahndungsersuchen in mehreren Staaten. Mich wundert es nur, daß diese Dame nicht schon eher auf getaucht ist.«
»Mich wundert in diesem Fall gar nichts mehr«, gab ich unwillig zurück. »Gib die Ergebnisse sofort an Steve Dillaggio weiter. Er soll die Fahndung nach dieser Leila Reynolds ankurbeln. Die Zeitungen müssen informiert werden, sämtliche Patrolmen brauchen ihre Beschreibung. Ich kümmere mich jetzt erst einmal um die Security Company. Kann sein, daß dort auch ganz neue Aspekte auftauchen.« Mit diesen Worten rauschte ich ab. Ich ahnte noch nicht, wie recht ich haben sollte.
***
»Dieser G-man hat unseren ganzen Plan umgeworfen«, schnaubte das Girl. »Red hat es auch erwischt. Der Boden wird hier allmählich zu heiß. Wir müssen uns absetzen.«
»Klar. Was wird aus den beiden im Keller?«
»Du kannst gleich einmal nachsehen, ob sie schon erledigt sind.«
»Gut, warum hast du eigentlich diesen Trick mit der Asche gemacht?«
»Mickey, du lernst es nie! Wenn wir dem FBI nicht in irgendeiner Form die Leiche Deckers präsentiert hätten, wäre hier in New York die Hölle losgewesen. Schon jetzt fahndet man an allen Ecken und Kanten nach uns. Selbst die Unterwelt steht schon auf der Seite der Polizei. Sie will wieder ihre Ruhe haben. Dadurch, daß wir die Asche und das Blut schickten, haben wir dem FBI die Suche nach Phil Decker abgenommen. Es gab uns eine Verschnaufpause.«
»Gut, wenn du es so siehst. Was geschieht aber jetzt mit den anderen?«
Die Frau sah Mickey Derridge durchdringend an. »Mickey«, sagte sie lockend. »Glaubst du nicht, daß das Geld für uns beide ausreicht…?«
Derridge schluckte nervös. Unter diesem Gesichtspunkt hatte er die ganze Sache noch gar nicht betrachtet.
»Du meinst… also… aber was wird der Boß denn dazu
Weitere Kostenlose Bücher