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0471 - Im Wartesaal des Todes

0471 - Im Wartesaal des Todes

Titel: 0471 - Im Wartesaal des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
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Kinnspitze. Er knickte in den Knien ein, aber nur so weit, um seinen Kopf in meinen Magen zu stoßen. Ich sah funkelnde Sterne vor meinen Augen tanzen und schlug beidhändig ohne Deckung zurück. Meine Fäuste prasselten auf den Gangster wie ein Hagelschauer, und ich hörte sein Ächzen. Er fiel hin, rollte sich einige Yard zur Seite und kam dann wieder auf die Beine.
    Ich riß die Arme hoch und erwartete seinen Angriff. Aber er reagierte anders. Er lief weg. Er hastete zum Rand des Daches. Die letzte Dachpfanne dieses Hauses war nur knapp drei Yard von dem Flachdach des Nachbarhauses entfernt.
    »Mich bekommst du nie«, hörte ich die schrille Stimme des Gangsters. Gleichzeitig sprang er. Mitten im Sprung lief plötzlich ein Ruck durch seinen Körper. Irgend etwas schien ihn für einen Augenblick festzuhalten. Er drehte sich in der Luft, breitete seine Arme aus und schoß dann grell schreiend in den Abgrund zwischen den beiden Häusern.
    Keuchend erreichte ich den Dachrand. Der Abstand zum Nachbarhaus war wirklich mehr als gering. Ich konnte nicht begreifen, warum Red Heaston den Sprung nicht geschafft hatte. Dann sah ich es plötzlich:
    Zwischen den beiden Häusern war der dünne Draht einer Fernsehantenne gespannt. In diesem Draht hatten sich die Beine des Gangsters verfangen und ihn zum Absturz gebracht. Red Heaston würde keine Aussage mehr machen können.
    Ich starrte in die Tiefe. Weit unter mir konnte ich einen Fleck auf dem Pflaster der Straße ausmachen. Dort lag Red Heaston. Gerade stürmten zwei Kollegen der City-Police aus einem Streifenwagen heraus. Ich winkte ihnen zu, damit sie mich vom Dach holten. Zwei Minuten später öffnete sich die Klappe. Als ich noch einmal die Wohnung von Leila Reynolds betrat, fand ieb sie verlassen vor.
    Aufgerissene Schubladen, umgeworfene Stühle und verstreute Kleidungsstücke zeugten davon, daß die Tänzerin in aller Eile ihre Wohnung verlassen hatte.
    ***
    »Hat die Schwefelsäure die Gummiflasche schon zerfressen?« fragte der Erfinder.
    »Natürlich, hören Sie es nicht tropfen?«
    »Doch, aber warum kriechen Sie denn in die Richtung der Flasche?«
    Die Dunkelheit in der kleinen Gefängniszelle war einfach nicht zu durchdringen. Die beiden Menschen konnten nur ahnen, was passierte. Sie waren einem grausamen, langsamen Tod ausgeliefert.
    »Weil ich die Schwefelsäure brauche.«
    »Wollen Sie schneller sterben?«
    »Nein, überleben will ich«, kam es brummig zurück.
    Der Erfinder seufzte. »Ich glaube, Sie verstehen mich nicht. Vielleicht wollen Sie mich auch gar nicht verstehen.«
    »Doch. Aber ich will auch überleben. Erzählen Sie mir von Ihrer Tochter.«
    »Warum? Ich habe sie doch nur einmal in meinem Leben gesehen. Wissen Sie, meine Frau hat mich vor zwanzig Jahren verlassen. Sie sagte, ich sei zu schrullig.«
    »Was Sie nicht sagen«, kam es ironisch zurück.
    »Doch, wirklich. Auf manche Menschen wirke ich seltsam. Dabei will ich doch nur meine Ruhe bei der Arbeit.«
    »Gut, und wie war das mit Ihrer Tochter?«
    »Mein Freund Harry Minton brachte sie eines Tages in mein Haus. Meine Tochter hatte mich gesucht, nachdem ihre Mutter gestorben war.«
    »Wunderbar. Sie haben also Ihre Tochter nach langer Zeit der Trennung wiedergefunden. Was sagte sie denn?«
    »Erst bekam ich eins über den Kopf«, erzählte der Erfinder.
    »Darnned!«
    »Wie bitte?«
    »Ich sagte ,damned‘, denn ich bin an die Schwefelsäure gestoßen.«
    »Was wollen Sie denn überhaupt damit?«
    »Ich versuche, die Säure zu unserer Befreiung zu benutzen. Die Säure kann nämlich nicht nur die menschliche Haut zerfressen, sondern auch solide Hanfstricke, die wir um unsere Gelenke haben.«
    Der Erfinder schwieg einen Augenblick. Dann brach er wieder das Schweigen. »Junger Mann, Sie sind gar nicht so unintelligent. Sie können sich einmal bei mir als Assistent melden.«
    »Wie war das nun mit Ihrer Tochter?«
    »Sie befand sich in den Händen von Gangstern.«
    »Warum?«
    »Weiß ich nicht. Sie sagte es mir jedenfalls.«
    »Und was geschah dann?«
    »Ich mußte meine Erfindungen für die Banken verraten. Ich wußte natürlich genau, wo meine Kombinationen eine schwache Stelle hatten. Die sagte ich den Gangstern.«
    »Und warum paßte immer der Schlüssel zu der vertauschten Kassette?«
    »Schlösser bestehen aus einzelnen Sicherungen. Ich brauchte ihnen ja nur die Kombination zu sagen, dann konnten sie den Schlüssel hundertprozentig nachbauen. Natürlich auch das Schloß für die

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