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0471 - Schandturm der Templer

0471 - Schandturm der Templer

Titel: 0471 - Schandturm der Templer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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stammt?«
    Dominique bekam große Augen. »Nein, das hat man mir nicht erzählt. Die Menschen sprechen selten darüber. Ich glaube, sie haben auch sehr große Angst.«
    »Für mich sind sie feige.«
    »Was ist das?«
    Ich lächelte. »Schon gut, verlassen wir diesen ungastlichen Ort.«
    Das Mädchen war einverstanden. Obwohl wir sie jetzt näher kannten, gab sie mir dennoch einige Rätsel auf. Dominique war bereit gewesen, sich Baphometh zu opfern. So etwas kostete Überwindung, das tat man nicht von ungefähr. Da brauchte man eine lange Vorbereitung. Sie hatte sich schnell damit abgefunden, wieder zu den Lebenden zu gehören. Meines Erachtens zu schnell.
    »Hast du auch einen Nachnamen?« wollte ich wissen.
    »Ja. Ich heiße Bertrand.«
    Mit diesem Namen konnte ich nichts anfangen, auch Suko hob nur die Schultern.
    Bevor wir gingen, warfen wir noch einen letzten Blick auf die von uns zerstörte Gestalt.
    Sie lag auf dem Boden und sah so aus, als hätte sie sich darin festgekrallt. Die Beine hingen noch in der aufgewühlten Erde, aus der das untote Grauen gestiegen war.
    Es gab mehrere Wege, die nach Belpech führten. Da sich Dominique am besten auskannte, überließen wir ihr die Wahl.
    Die Sonne war bereits gesunken. Ihren Ball konnten wir nicht mehr sehen. Allerdings leuchtete die dunkelrote Glut noch den Himmel aus, als hätte jemand die Klappe eines riesigen Ofens geöffnet.
    Feuer am Himmel. War das ein Zeichen.
    Leichtfüßig schritt Dominique vor uns her. Ihr weiter Rock schwang bei jedem Schritt, der Saum schleifte manchmal über den Boden, so daß Staubwolken in die Höhe quollen.
    Dieser Platz, auf dem nichts wuchs, wirkte tatsächlich inmitten der Rebstöcke wie ein Stück verbrannte Erde. Er schien mit einem gewaltigen Messer aus den Hängen herausgeschnitten worden zu sein.
    Die Wege waren schmal. Rechts und links standen die Reben. An ihnen hingen die Trauben und wenn wir hinunter ins Tal schauten, konnten wir den Ort kaum sehen, dafür aber die Burg, die immer mächtiger und gewaltiger wurde, je mehr wir uns ihr näherten.
    Die vier Türme waren riesige Klötze. Miteinander verbunden durch dicke und auch hohe Mauern, die erst dort endeten, wo sich die Spitzen der Türme befanden.
    Sie waren rund und besaßen einen gewaltigen Durchmesser. Schießscharten harkten Lücken in das Gestein. Aber wir sahen auch die Pfähle, die von den einzelnen Türmen in die Höhe stachen.
    Ich sprach Dominique darauf an.
    »Es sind die Schandpfähle, hat man mir gesagt.«
    »Für wen?«
    »Mörder und Diebe. Verbrecher und schlimme Gestalten. Wer einmal an die Schandpfähle gebunden wurde, der war verloren. Sie haben dort Menschen verhungern lassen, aber auch Tiere angelockt.«
    »Vögel?« fragte ich.
    Das Mädchen nickte heftig. »Ja, die Adler aus den Bergen. Sie kamen und töteten.«
    »Ohne Grund?«
    Sie hob die Schultern. »Ich weiß es nicht. Aber man sprach von einem Lockstoff, der die Vögel herbeiruft. Genauer kann ich es nicht erklären. Das wäre auch etwas für den mordenden Kopf.«
    Ich schielte sie von der Seite her an. Im Prinzip hatte sie recht. Wenn jemand an einen Pfahl gebunden war, würde er keine Chance mehr haben, sich gegen den Kopf zu verteidigen.
    Die Hänge der Weinberge endeten tatsächlich erst dort, wo bereits die ersten Häuser standen. Zumeist alte Schuppen, in denen Holz und Werkzeug aufbewahrt wurde.
    Über den Bergen lag nach wie vor der feuerrote Schein einer versinkenden Sonne. Für uns sah es so aus, als würden die Kanten, Gipfel und Sättel in Blut gebadet. Ein schaurigschönes Bild, auch etwas für Romantiker.
    Bevor wir die Weinhänge verließen, hielt ich Dominique fest. »Ich habe noch eine Frage. Weshalb sehen wir keine Menschen in Belpech?«
    »Sie haben Angst.«
    »Vor dem Kopf?«
    »Ja.«
    »Er dürfte doch jetzt nicht mehr morden, wo du dich angeblich geopfert hast.«
    »Ja, das kann sein, aber sie werden es, prüfen wollen.«
    »Dann laß sie kommen.«
    »Ihr seid sehr mutig.«
    Ich lachte. »Das bleibt nun mal nicht aus.«
    Wir schauten auf das Dorf. Um die Burg zu erreichen, mußten wir entweder um den Ort herumgehen oder mittendurch. Sie stand wie ein schützendes Denkmal im Hintergrund. Eine gewaltige Trutzburg, in deren Mauerschatten sich die Häuser duckten und klein wie Spielzeug wirkten. Ich konnte verstehen, daß sich die Menschen früher gern im Schatten einer so gewaltigen Burg angesiedelt hatten.
    Wind strich über unsere Gesichter. Dominique fror ein wenig.

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