0475 - Meine Totenbraut
ich. Diablita hat dich mit einem grausamen, teuflischen Leben bestraft. Es ist schlimmer als der Tod. Ein Mensch muß sterben, so sieht es der gewaltige Kreislauf der Natur zu. Was aus Erde geschaffen wurde, muß wieder als Erde in diesen Kreislauf zurückkehren. Auch du kannst dich nicht dagegen stemmen.«
»Meine Liebe ist größer. Weißt du, was es für ein junges Mädchen bedeutet, die Klostermauern zu verlassen? In deiner Zeit möglicherweise nicht so viel wie in meiner. Ich habe den entscheidenden Schritt gewagt und das Kloster verlassen, deshalb kann ich von meiner Liebe nicht lassen. Das mußt du einsehen.«
»Ich kann es nicht.«
»Gut, ich werde dir die entscheidende Frage stellen. Ich betrachte mich noch als deine Braut. Jetzt möchte ich von dir wissen, ob du mich heiraten willst?«
»Nein, niemals!«
Sie lachte meiner laut gesprochenen Antwort nach, als wollte sie noch das Echo in sich aufsaugen.
»Ich verstehe dich nicht, hast du denn keine Angst davor, daß dein Freund von dem Ding vernichtet wird. Es ist mein Beschützer, du hast es nicht gesehen, aber glaube mir, es existiert. In der Tiefe des Sees hockt es und wartet ebenfalls auf die Ereignisse. Hast du davor keine Furcht?«
»Schon.«
Margaretha lächelte. »Wie tief ist also eure Freundschaft? Würdest du den anderen opfern?«
»Das nicht.«
»Dann heirate- mich. Eine andere Möglichkeit gibt es für dich nicht. Ich will keine Braut mehr sein, sondern Frau. Du hast das Kreuz bekommen und eine Verpflichtung übernommen, daran solltest du immer denken, auch wenn du jetzt John Sinclair und nicht mehr Hector de Valois heißt. Verstehst du das?«
»Ja, ich habe es begriffen.«
»Handle danach. Ich gebe dir nur mehr eine kurze Bedenkzeit!«
Verdammt, dieses Wesen hatte mich in einen schlimmen Gewissenskonflikt gebracht. Lehnte ich ab, starb Suko. Sie war so fest von ihren Zielen überzeugt, daß sie im wahrsten Sinne des Wortes über Leichen gehen würde.
Aber konnte ich eine Tote ehelichen? Es wäre eine Farce gewesen, ein Bund, den ich nie eingehalten hätte.
»Die Antwort, John Sinclair!«
»Was geschieht, wenn ich dich heirate?«
Margaretha legte den Kopf schief.
»Kannst du dir das wirklich nicht vorstellen? Wir würden leben wie Mann und Frau. Ich würde dich begleiten und dir kein Hindernis sein. Du könntest dich auf mich verlassen.«
»Und wenn es eine andere Frau gäbe?«
»Wäre ich gezwungen, so zu handeln, wie es Diablita getan hat. Ich lasse mir den Mann nicht noch einmal nehmen.«
Für einen Moment schloß ich die Augen. Was mir hier vorgeschlagen wurde, war der reine Irrsinn.
»Wenn du so handelst wie sie, stellst du dich mit ihr auf eine Stufe.«
»Ja, ich weiß, aber manchmal muß man sich selbst überwinden, und ich bin soweit. Sagst du ja oder nein? Ich will deine Antwort jetzt haben. Jetzt und sofort. Denke an deinen Freund.«
Es gab für mich keine andere Möglichkeit. Zudem glaubte ich nicht, daß dieses Wesen bluffte. Margaretha war so fanatisch geworden, sie würde alles andere aus dem Weg räumen, um ihr Ziel zu erreichen.
»Ja«, erwiderte ich, »wir werden heiraten…«
Das Monstrum kam!
***
Suko sah es wie einen breiten Berg, der sich näher und näher schob. Dabei wühlte es Schlamm und dunkles Wasser vom Grund her in die Höhe, so daß Wellen hochgepeitscht wurden und gegen das Ufer in den Schilfgürtel peitschten.
Es bewegte auch seine gewaltigen Arme und schaufelte sich förmlich den Weg frei.
Der Inspektor konnte nichts tun. Er fühlte sich schwach, gezeichnet von einer lebenden Toten, die an seinem Hals ihre Spuren hinterlassen hatte. Ihre Magie war mächtig, sie schwächte den Menschen, aber Suko war nicht wehrlos.
Noch besaß er eine Galgenfrist. Zudem bewegte sich das Monstrum nicht sehr schnell. Es wirkte so, als wollte es die Lage voll auskosten, um dann richtig zuschlagen zu können.
Er besaß als Waffe die Beretta, die er aber steckenließ. Die magische Kraft der Silberkugeln reichte möglicherweise nicht aus, zudem wollte er die Bestie nicht reizen.
Und da gab es noch etwas, das er bei sich trug. Auf diese Waffe hatte er sich bisher immer verlassen können, und er war auch bereit, sie heute wieder einzusetzen.
Die Dämonenpeitsche!
Gegen den monströsen Koloß ein lächerliches Ding, aber Suko wollte die Peitsche auch nicht gegen die Bestie einsetzen, ihm war eine ganz andere Idee gekommen.
Margaretha war es gelungen, ihn magisch zu zeichnen. Die Verletzungen an seinem Hals
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