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0479 - Die Nacht der bösen Angela

0479 - Die Nacht der bösen Angela

Titel: 0479 - Die Nacht der bösen Angela Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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habe sie gesehen. Es ist kaum eine Stunde her, da entdeckten meine Frau und ich sie vor unserem Fenster. Die böse Angela schleicht durch die Nacht und das Dorf. Sie wird uns alle holen und zu Blutsaugern machen, weil sie selbst einer ist.«
    »Was sollen wir denn tun?« fragte jemand aus dem Hintergrund.
    Keiner wußte Rat.
    Der pensionierte Major kam. Er ging noch immer so, als würde er die Front seiner angetretenen Soldaten abschreiten. »Wir werden uns in unsere Häuser zurückziehen müssen. Ein Rückzug aus taktischen Gründen kann oft besser sein als eine Attacke.«
    Niemand widersprach ihm, auch Thomas nicht, der mit Angela direkt zu tun gehabt hatte.
    Gérard legte seinem Sohn eine Hand auf die Schulter. »Ich freue mich jedenfalls, daß du es geschafft hast. Du glaubst nicht, was sich deine Mutter und ich gesorgt haben.«
    »Das kann ich verstehen, aber die Strecke war einfach zu schlecht. Ich konnte nicht schneller fahren.«
    »Kommst du jetzt nach Hause?«
    »Klar, steig ein.«
    Der R 4 rollte wenig später tiefer in den Ort hinein. Die Cingars wohnten nicht an der Hauptstraße.
    Während sich Thomas auf das Fahren konzentrierte, saß sein Vater geduckt neben ihm und schaute aus dem Fenster, ob es nicht möglich war, die Vampirin zu entdecken.
    Er sah sie nicht.
    Erst als die beiden Männer eine Nebenstraße fast bis zu deren Ende durchfahren hatten und vor dem kleinen Haus der Cingars hielten, atmeten sie auf.
    »Mutter hat sie vertrieben«, erzählte Gérard beim Aussteigen und hämmerte die Tür zu. »Sie nahm das große Kreuz aus dem Schlafzimmer. Da bekam die böse Angela Furcht.«
    »Das kann ich mir vorstellen.«
    Madame Cingar hatte bereits auf ihre beiden Männer gewartet und öffnete die Haustür.
    Sicherheitshalber hatte sie das Kreuz mitgenommen, stellte es jetzt ab und breitete die Arme aus.
    »Junge!« rief sie. »Junge.«
    Thomas ließ sich umarmen. »Ich habe sie gesehen, Mutter. Ich habe sie gesehen. Sie wollte mich töten…«
    »Jetzt bist du bei uns.«
    »Ja, das stimmt.« Er lachte auf.
    Sein Vater war schon ins Haus gegangen. Mutter und Sohn folgten. Im Wohnzimmer trafen sie zusammen, wo Gérard bereits drei Gläser mit selbst gebranntem Obstschnaps gefüllt hatte.
    »Kommt, auf den Schreck hin müssen wir einen Schluck nehmen!« sagte er und reichte zwei Gläser weiter. Sie tranken, schauten sich an, und in ihren Augen stand die gleiche stumme Frage.
    Weshalb gerade wir? Warum hat es uns erwischt? Was haben die Menschen aus Tullmer diesem Wesen getan?
    Niemand wußte die Antwort. Eines aber war geblieben und würde sich auch in Zukunft nicht so leicht verdrängen lassen.
    Die Angst vor der Zukunft…
    ***
    Abbé Bloch blickte aus dem Fenster des kleinen Frühstückzimmers und lachte fröhlich. So hatte ich ihn nur selten erlebt. Deshalb fragte ich ihn: »Was hast du?«
    »Schau dich um, John. Sieh nach draußen und zum Himmel hoch. Ist es nicht herrlich, wenn die Sonne scheint?«
    Da konnte ich nicht widersprechen. Er hatte ja so recht. Nach der düsteren Nacht und dem dunstverhangenen Tag zuvor, hatte man mit diesem strahlenden Sonnenschein nicht mehr rechnen können.
    Aber der Abbé warnte auch gleichzeitig.
    »Mach dir nicht zu große Hoffnungen, John. Wie ich diese Tage kenne, kann das Wetter ebenso schnell umschlagen. Man hat am Morgen oft Sonne, am Nachmittag wird es dann widerlich. Nebel, Regen, Schnee und so weiter.«
    »Bis dahin sind wir in Tullmer.«
    »Sicher.«
    Das Frühstück war gut. Es wurde Käse, Konfitüre, Ei und auch Wurst serviert. Die Brötchen waren ebenso frisch wie die Croissants. Im Elsaß aß man eben gut und gern.
    Eine halbe Stunde später verließen wir die kleine Pension und stiegen in unseren Leihwagen. Der Abbé hatte ihn besorgt. Es war ein Talbot der Mittelklasse.
    Die Fahrt wurde zum Vergnügen. Ohne Schnee und Glatteis kamen wir durch, auch wenn wir die weiße Pracht noch im Westen auf den Bergen liegen sahen. Von den Hängen hoben sich dabei die dunklen Waldhänge ab. Sie sahen aus wie schwarze, lange Streifen.
    Der Abbé fuhr über die gut ausgebauten Nebenstrecken in Richtung Norden. Bis nach Straßburg mußten wir nicht. Unser Ziel lag zwischen Colmar und Straßburg.
    Wir sprachen natürlich über den Fall. »Und du rechnest fest damit, daß die böse Angela existiert?« fragte ich.
    »Ja. Das kann kein Zufall sein.« Er klappte die Sonnenblende nach unten. »Auch mein Ahnherr war ein Vampir. Die alten Chroniken mögen zwar etwas

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