0479 - Die Nacht der bösen Angela
jemand.«
»Nein, darin«, sagte ich leise, löste mich von meinem Begleiter und ging um das Becken. Von der Seite hatte ich einen etwas besseren Blick.
Mein Herz schlug plötzlich schneller. Automatisch faßte ich dorthin, wo sich mein Kreuz befand, denn jetzt erst spürte ich die leichte Wärme, die von ihm abgegeben wurde.
Es wollte mich vor der Gestalt warnen, die ich endlich erkannt hatte.
Es war einer der vier Horror-Reiter!
***
Auf seiner Brust entdeckte ich - wenn auch nicht sehr deutlich - einen großen Buchstaben.
Ein A!
Entweder gehörte die Gestalt zu dem Dämon Astaroth oder Amducias. Wie dem auch sei, beide waren gefährlich.
Der Reiter bewegte sich nicht. Er stand dort wie ein Standbild. Durch das vor ihm nach unten fallende Wasser wirkte der Buchstabe auf seiner Brust wie ein zerlaufender Fleck, und auch er selbst erinnerte mich an einen schwarzen Klumpen.
Ich holte mein Kreuz hervor. Wenn es sein mußte, wollte ich durch das Wasser, doch dazu kam es nicht mehr. Bevor ich mein Kreuz einsetzen konnte, war der Reiter wieder verschwunden. So schnell und lautlos, als hätte es ihn zuvor nicht gegeben.
»Er ist weg, John.«
Ich drehte mich zu Bloch hin. »War er denn je da, oder haben wir uns getäuscht?«
»Nein, zum Teufel, das war keine Täuschung. Alles, nur das nicht. Er war da und ist verschwunden. Wobei ich mich nur frage, wo er hergekommen ist. Weißt du eine Antwort?«
»Nein.«
Der Abbé schlug mit der rechten Faust gegen seine linke Handfläche. »Jedenfalls wissen wir jetzt Bescheid. Hinter dieser Quelle steckt mehr, als es den Anschein hat. Und wahrscheinlich auch hinter dem gesamten Fall. John, es geht nicht nur um die böse Angela. Dieser Fall ist größer, viel größer.«
Ich widersprach nicht. Das Auftauchen des Horror-Reiters hatte die Probleme nicht gerade verkleinert. Die vier Reiter der Apokalypse traten eigentlich nie einzeln auf. Wo sich einer aufhielt, konnten die anderen drei nicht weit sein.
Zusammen bildeten sie eine höllische Schutztruppe für einen bestimmten Dämon. Ein Abkömmling des Teufels namens Baphometh, ein Kind-Dämon, dessen Geburt wir leider nicht hatten verhindern können.
Baphometh und die Horror-Reiter führten die Gruppe von Templern an, die sich vor einigen Jahrhunderten von den normalen und gottesfürchtigen Templer-Rittern abgespalten hatte und den Weg in die finsteren Pfade der Hölle ging.
Noch heute jagten sie ihre ehemaligen Brüder. Sie wollten sie töten, an der Spitze natürlich Abbé Bloch. Bisher jedoch hatte der Abbé es verstanden, die Angriffe abzuwehren. Mit der Geburt Baphomeths allerdings war die Gruppe stärker geworden, was uns überhaupt nicht gefiel. Hinzu kam noch ein Mann namens van Akkeren. Er nannte sich Grusel-Star und hatte die Templer als Vertreter Baphomeths bis zu dessen Wiedergeburt geführt. Wie er nun zu diesem Kind-Dämon stand, wußte ich nicht, aber mit ihm mußten wir ebenfalls rechnen.
Ich hörte die Schritte des Abbé selbst durch das Klatschen des fallenden Wassers. »So ist es, John, wir haben es nicht nur mit der bösen Angela zu tun. Ich aber frage mich, welch eine Rolle sie in diesem teuflischen Machwerk übernommen hat.«
»Wir werden sie fragen, falls wir dazu kommen.«
»Möchtest du trotzdem nach Tullmer fahren?«
»Ja. Wir wissen jetzt, daß etwas auf uns zukommt und müssen auch damit rechnen, den anderen drei Horror-Reitern zu begegnen. Ich weiß nicht, wann sie erscheinen werden, rechne aber damit, daß sie die böse Angela unterstützen. Vielleicht ist sie auch deshalb zurückgekehrt.«
»Wegen der Reiter?«
»Ja.«
Der Abbé knetete sein Kinn. »So ganz kann ich mir das zwar nicht vorstellen, aber ich möchte dir auch nicht widersprechen. Ich bin nur gespannt, welche Gemeinsamkeiten es zwischen den Reitern und der bösen Angela gibt.«
»Die könnten möglicherweise in der Vergangenheit zu suchen sein.« Ich grinste knapp. »Vielleicht wird uns Angela aufklären, wenn wir ihr die entsprechenden Fragen stellen.«
Bloch nickte. »Dennoch würde ich dieses Gebiet nicht vergessen oder aus den Augen lassen. Ich habe einfach das Gefühl, daß sich hier noch etwas ereignen wird.«
»Möglich.«
»Weißt du, John, Dämonen lieben die Nacht, besonders Vampire. Wir werden bis zum Anbruch der Dunkelheit warten müssen. Erst dann wird sich Angela aus ihrem Versteck wagen. Und wir sollten die Zeit nutzen. Möglicherweise wissen die Bewohner von Tullmer mehr.«
Der letzte Satz war
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