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048 - Die Bande des Schreckens

048 - Die Bande des Schreckens

Titel: 048 - Die Bande des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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setzen, gar nie eintreten.« Sie stand auf und reichte ihm ihre kalte Hand. »Gute Nacht, Mr. Long, und viel Glück!«
    Sein Blick verriet Bewunderung, als er ihre Hand erfaßte. »Sie wollen, wie ich höre, auch nach Heartsease?« fragte er in scherzendem Ton. »Ich an Ihrer Stelle würde nicht hinfahren!« Ihre Augen drückten eine gewisse Belustigung aus.
    »Das ist ein Ratschlag, den ich Ihnen erteilen könnte«, sagte sie.

15
    Als der Wetter sein Büro in Scotland Yard erreichte, gab er dem Mann, der den ganzen Tag mit der Durchsicht von Akten in Somerset House verbracht hatte, Anweisung, den Postzug nach Norden zu benützen. Er selbst begab sich in seine Wohnung in der St. James' Street, wo er seine Koffer schon gepackt und im Wagen verstaut vorfand. Als er nach Marlow telefonierte, erfuhr er von Mr. Monkfords Wirtschafterin, daß der Bankier bereits mit dem Wagen nach Heartsease abgereist sei, und zwar ›in Begleitung des Herrn, der sich in letzter Zeit immer im Hause aufhielt‹. Dieser Mann war Oberwachtmeister Rouch von der Kriminalabteilung.
    Der Wetter zog seine Handschuhe an, klappte den Kragen seines Mantels hoch, denn es hatte den ganzen Nachmittag geregnet, und schaute sich nochmals in der Wohnung um. Erst jetzt erblickte er auf dem Tisch einen Briefumschlag und rief seinen Diener.
    »Wer hat den Brief gebracht?«
    »Ich weiß es nicht. Kurz bevor Sie kamen, fand ich ihn im Briefkasten und legte ihn auf den Tisch. Ich dachte nicht mehr daran... «
    Die Adresse war mit Bleistift und fehlerhaft geschrieben. Die gummierte Klappe war noch feucht, als Long den Umschlag aufriß und ein schmutziges Papier herausnahm, auf dem stand: ›Fahren Sie nicht nach Heartsease!‹ Nur diese wenigen Worte. Long betrachtete den Zettel von allen Seiten und legte ihn vorsichtig in die Tischschublade, um später eine Untersuchung auf Fingerabdrücke vornehmen zu können.
    Als er auf die Straße trat, regnete es in Strömen. Der Chauffeur wischte die Scheiben ab, als der Inspektor zu ihm trat.
    »Ich brauche Sie nicht, Marchant!«
    »Sie brauchen mich nicht, Sir? Aber Sie sagten doch...«
    »Macht nichts -«, unterbrach ihn der Wetter. »Sie haben Frau und Familie, nicht wahr?«
    »Jawohl.«
    »Dann bleiben Sie ruhig in London, hier ist es sicherer«, meinte Long und fuhr die St. James' Street entlang nach dem Park.
    Es war neun Uhr, als er in Heartsease ankam. Den ganzen Tag hatte es geregnet. Er übergab den Wagen dem Garagenwärter und betrat die große, altertümliche Hotelhalle. Sie war schon recht gut besetzt, obgleich die Golfwoche erst in zwei Tagen eröffnet wurde.
    Der Wetter meldete sich im Empfangsraum und lächelte dem Fräulein hinter dem Schalter freundlich zu.
    Nichts an Miss Cravel erinnerte im entferntesten an den beunruhigenden nächtlichen Vorfall von neulich. Sie erwiderte sein Lächeln, und er fand, daß sie in dem einfachen schwarzen Kleid hübscher aussehe als in der kostbaren Toilette, in der er sie zuletzt gesehen hatte.
    »Mr. Monkford erwartet Sie. Sie kennen doch die Zimmer, Mr. Long?«
    Er schaute nach rechts und links, dann fragte er mit gedämpfter Stimme:
    »Wollen Sie mir etwas beantworten, Miss Cravel?«
    Für einen Augenblick glaubte er eine Spur von Argwohn in ihrem Blick zu lesen, als sie antwortete:
    »Selbstverständlich! Wenn es mir möglich ist.«
    »Wer bezahlt meine Rechnung?«
    »Aber Mr. Monkford natürlich!«
    »Dem Himmel sei's gedankt!«
    Er ließ sie ratlos zurück, denn offenbar verstand sie seinen Spott nicht.
    Im Salon traf er Monkford an, der dort eben gespeist hatte und sich in heiterer Stimmung befand. Auf dem Weg hierher hatte er einen Antiquitätenladen aufgesucht und einige Stücke echter Bristoler Glaswaren gefunden. Vier smaragdgrüne Becher standen bereits in einer Reihe auf dem Kaminsims.
    »Übrigens«, äußerte er, »ist das ›Schwarze Schicksal‹ nicht echt. Ich habe jedoch Miss Revelstoke noch nicht Verständigt. Sie kommt ja nächste Woche hierher.« »Das ›Schwarze Schicksal‹?«
    Im ersten Moment kam Long die kleine Statue der Negerin nicht in den Sinn.
    »Sie ist nicht echt! Eine Nachahmung. Ich weiß zwar nicht, ob ich mit Miss Revelstoke darüber sprechen soll. Ich befürchte, die alte Dame wird sich sehr aufregen.«
    Ein Kellner kam ins Zimmer, um den Tisch abzuräumen. Nachdem er wieder gegangen war, fragte der Wetter:
    »Ist Miss Revelstoke eine sehr reiche Dame?«
    »Ja-a«, sagte Monkford mit der für jeden Bankier gebotenen

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