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048 - Die Bande des Schreckens

048 - Die Bande des Schreckens

Titel: 048 - Die Bande des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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lauschte angestrengt - endlich schien er überzeugt zu sein, daß die beiden, mit denen er nebenan gesprochen hatte, verschwunden waren. Vorsichtig trat er einige Schritte näher.
    Jetzt bemerkte Nora etwas in diesem verstörten Gesicht, das vorher darin nicht zu lesen gewesen war - eine seltsame Entschlossenheit, ein höchst auffallender Ausdruck in einem Gesicht, das bisher immer fast willenlos gewirkt hatte.
    »Setzen Sie sich, und kümmern Sie sich nicht mehr um die Geschichte!« Er zog einen verstaubten Stuhl an den Tisch heran. »Sie haben zwei Stunden Zeit, um sich zu entscheiden, dann kommen beide zurück.« »Wer sind sie?«
    »Niemand, den Sie kennen. Es ist die Bande des Schreckens!« »Sind Sie in ihrer Gewalt?« Er nickte heftig.
    »In ihrer Gewalt - und mehr als das.« Das Atmen schien ihm Schwierigkeiten zu bereiten, ein- oder zweimal griff seine Hand an den dünnen Hals. »Würden Sie mich heiraten, um Ihr Leben zu retten?«
    »Ich will Sie nicht beleidigen...« Sie stockte.
    »Sie beleidigen mich nicht«, entgegnete er schroff. »Das beleidigt mich nicht im geringsten. Um Himmels willen, kümmern Sie sich nicht um meine Gefühle! Aber - würden Sie mich heiraten, um Ihr Leben zu retten? Würden Sie mich heiraten?«
    »Ich würde Sie unter keinen Umständen heiraten.« »Lieben Sie jemand anders?«
    »Ich - ich glaube nicht, obgleich ich hoffe, eines Tages zu heiraten.«
    Ein nachdenklicher Zug erschien auf seinem Gesicht. Er drehte sich um und ging auf Zehenspitzen ins Nebenzimmer. Als er nach fünf Minuten zurückkehrte, hielt er einen Armeerevolver in der Hand. Er wandte sich ab und untersuchte die Patronenkammer. »Kommen Sie mit!«
    Sie gehorchte, ohne zu fragen, und folgte ihm in den Nebenraum. Es war ein Schlafzimmer. Durch einen engen Gang erreichten sie eine Haustür. Am Himmel leuchtete ein blasser Mond. Ein Fußpfad führte über eine endlos scheinende Wiese. »Warten Sie hier!«
    ›Hier‹ bedeutete eine kleine, zerfallene Gartenpforte. Sie folgte ihm mit den Augen, bis er in der Dunkelheit verschwand. Bald hörte sie ihn rufen. Mühsam stolperte sie ein Stück weit durch eine weglose Wildnis von Unkraut und erreichte einen Weg, der mit Kieselsteinen bestreut war, die unter ihren Schritten knirschten.
    Crayley beugte sich über das Flußufer. Sie hörte das Gerassel einer Kette.
    »Können Sie den Bootsrand sehen? Ich habe kein Licht, und es ist auch besser, keins zu haben.«
    Es war stockdunkel. Dichte Büsche hingen über ihren Köpfen. Sie bückte sich, griff nach der eisenbeschlagenen Seitenwand, setzte einen Fuß auf den schwankenden Boden.
    »Gehen Sie ganz nach hinten!« flüsterte er. Sie tastete sich weiter, bis sie das äußerste Ende erreicht hatte. Das Boot schaukelte, dann bewegte es sich vom Fleck. »Können Sie rudern? Neben Ihnen sind die Ruder.« Sie tastete danach, fand die Griffe und begann, rückwärts zu rudern. In einigen Sekunden befanden sie sich in der Mitte des Stromes. »Flußabwärts!« rief er leise. »Kein Geräusch!«
    Vorsichtig bewegte sie die Ruder, ohne sie aus dem Wasser zu heben. Zu ihrer rechten Seite sah sie verschwommen den dunklen Umriß des Landhauses.
    Eine kleine Barkasse, gleichfalls stromabwärts fahrend, war im Begriff, sie zu überholen, doch konnten sie gerade noch rechtzeitig in die Schleuse einfahren. Crayley sprach nicht mehr, bis sie die Templeschleuse verlassen hatten und die Biegung bei Marlow passierten. Langsam kam er zum Bootsende, wo sie saß.
    »Eine Gefahr besteht noch«, sagte er. »Wenn sie Ihre Flucht entdeckt haben sollten, werden sie mit dem Motorboot, das in der Nähe der Templeschleuse liegt, leicht herüberkommen können... «
    Er hatte kaum ausgesprochen, als etwas Blaßweißes, Langes vom rechten Ufer her aus der Dunkelheit hervorschoß. »Rudern Sie!« rief Crayleys ächzende Stimme. »Ans Ufer - wir können laufen!«
    Das glatte, weiße Ding näherte sich rasch. Als sie noch ein halbes Dutzend Yards vom Buckinghamshire-Ufer entfernt waren, legte es sich längsseits neben ihr Boot. Jemand beugte sich vor und faßte das Mädchen am Arm. Sie wehrte sich verzweifelt und zappelte, als sie in das Motorboot gezogen wurde. Ihre Füße hingen noch im Wasser, da kam ihr in plötzlicher Eingebung ein Jiu-Jitsu-Griff in den Sinn - sie legte dem Angreifer ihre Handfläche ans Kinn und warf seinen Kopf zurück. Er gab sie frei, sie ließ sich ins Wasser fallen, tauchte unter dem Boot durch und schwamm der Strommitte zu. Sie sah

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