048 - Die Bande des Schreckens
nicht aufgehört. Clay - ich will ihn weiter so nennen, es war sein Spitzname als Knabe -muß ein unermüdlicher Arbeiter gewesen sein. Er hat zweifellos eine große Anzahl gefälschter Dokumente hinterlassen, und einige davon sind bereits in Umlauf gesetzt worden. Die Bande hat kein Geld mehr. Clay war nicht der Mann, der für sich oder seine Bundesgenossen sparte. Du kannst mir glauben, die Bande des Schreckens befindet sich in einer mißlichen finanziellen Lage und wird dir noch manche Sorge bereiten.«
»Was für Sorge?«
Sir Godley zuckte die Achseln.
»Monkford ist getötet worden. Ich bin sicher, daß dahinter eine Geldangelegenheit steckt. Aber - du bist mit Neuigkeiten vollgestopft, Arnold, erzähle, was geschehen ist!« Der Vater hörte stillschweigend zu, bis Arnold geendet hatte, dann nickte er bedächtig.
»Sie sind hinter Monkfords Geld her. Das Mädchen ist nur ein Werkzeug in der Geschichte. Armer, alter Crayley!«
»Kanntest du ihn?«
»Ihn kennen?« wiederholte Sir Godley. »Aber selbstverständlich, jeder kannte Crayley. Du sagtest, daß du ihn im Verdacht hattest. Seit wann war das?«
Arnold überlegte einige Sekunden.
»Seit dem Tage, an dem ich Clay Shelton in Colchester festgenommen habe. Crayley war dabei - und ich bin sicher, daß er da war, um den Fälscher zu decken. Clay Shelton hatte nie einen Revolver bei sich. Nach seiner Verhaftung untersuchte ich seine Kleidung und fand keinen Anhaltspunkt dafür, daß er je in einer seiner Taschen einen Browning herumgetragen hätte. Der Deckvogel trug jeweils den Revolver bei sich - und in diesem Fall vermasselte Crayley die Situation. Als er sich in den Kampf einmischte, geschah es nur in der Absicht, Clay Shelton einen Revolver in die Hand zu drücken, und das tat er auch. Die Herkunft des Brownings habe ich herausgefunden. Er wurde sechs Monate vorher in Belgien gekauft - und genau sechs Monate zuvor verbrachte Jackson Crayley den Winter in Spa. Er hielt sich tatsächlich in Spa auf, als der Revolver gekauft wurde, obwohl wir nicht nachweisen können, daß er ihn selbst erstanden hat. Er beauftragte wahrscheinlich einen belgischen Diener mit dem Ankauf. Jedenfalls, ein beachtenswerter Zufall, nicht wahr? Kennst du Miss Revelstoke, Vater?« Sir Godley schüttelte den Kopf.
»Ich habe sie gesehen - bin ihr auch vorgestellt worden, aber ich kenne die Dame nicht. Ich habe auch nie etwas dergleichen gehört, daß sie mit Shelton in Verbindung gestanden hätte. Du hältst sie für ein Mitglied der Bande? Mir klingt das recht unwahrscheinlich, denn soviel ich gehört habe, genießt sie einen ausgezeichneten Ruf.«
»Eine Dame vom Scheitel bis zur Sohle!« stieß Arnold Long sarkastisch hervor. »Soll ich dir sagen, wer sie ist oder vielmehr war? Sie war der Schatzmeister, der Geldverwalter von Clay Sheltons Bande. Monkford selbst erzählte mir, daß sie einmal eine Dreiviertelmillion in seiner Bank liegen hatte - angeblich das Vermächtnis eines sagenhaften Bruders. Soweit ich aber feststellen konnte, hatte sie gar keinen Bruder.« »Frauen in ihrem Alter sind oft etwas töricht und lassen sich von Männern wie Henry beeinflussen. Vielleicht wirst du herausfinden, daß sie ahnungslos und nur ein Werkzeug war. Allerdings, warum Henry, mit seiner vorzüglichen Praxis, unter Verdacht stehen sollte, ein Mörder zu sein, verstehe ich nicht. Aller Wahrscheinlichkeit nach hatte Clay dieses Bündnis geschlossen, weil er ein geborener Stratege und ausgezeichneter Führer war. Aber warum sie nach seinem Tod fortfahren sollten...«
»Den Grund hast du schon erwähnt, Vater«, unterbrach Arnold. »Die Bande ist pleite. Sie haben noch gewisse Dokumente, die sie unterbringen können. Sie müssen Geld beschaffen, und Rache ist nur Nebensache. Sie haben Monkford getötet, damit sie sein Vermögen auf Nora Sanders übertragen können...«
»Welche dich außerordentlich interessiert«, bemerkte der Vater mit einem Seitenblick. »Und ich nähme sogar eine Schwiegertochter in Kauf, wenn ich erleben könnte, daß du dich mit irgendeiner anständigen und schöpferischen Arbeit befassen würdest.«
Der Wetter schnaufte.
»Bankier!« sagte er verächtlich. »Ein Geldverleiher... Ich wäre lieber ein guter Detektiv.«
»Das gerade fürchte ich. Ich möchte dich aber doch lieber am Leben wissen.«
27
In Arnold Long war ein seltsames Gefühl aufgestiegen, als er nach einer genauen Durchsicht der Akten in Somerset House entdeckt hatte, daß Clay Shelton, den er in
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