0482 - Die mörderischen City-Gnome
nein, direkt unter uns«, er deutete zu Boden, »das uns hilft. Deshalb habe ich darauf gedrängt, die verdammten Zellen verlassen zu können.«
»Dann wußtest du etwas«, hielt man ihm vor.
Er lächelte kalt. »Zumindest ahnte ich einiges.«
Ben Segal sprang zum Fenster hoch und wollte hinausschauen. Er sah aber nichts. Deshalb drehte er sich um und fragte: »Wie können wir auf einer normalen Straße absinken?«
Ricky Modena breitete die Arme aus. »Lassen wir uns einfach überraschen«, sagte er.
»Und du traust diesen Freunden?« fragte Ben.
»Sicher.«
»Ich aber nicht!« schrie Cato. Er war der kleinste und bulligste unter ihnen, rannte plötzlich auf die Trennwand zwischen Fahrerhaus und Laderaum zu und hämmerte mit den Fäusten so lange dagegen, bis Ricky es leid war.
Er packte zu, schleuderte Cato herum und baute ihn richtig auf. Seine Faust kam wie ein Hammer.
Für Cato platzte ein Weltall voller Sterne vor den Augen auf, bevor er in Längsrichtung durch den Wagen flog und mit dem Rücken gegen die verschlossene Tür schlug. Dort fiel er auch zu Boden und blieb jammernd liegen.
Ricky streichelte seine rechte Faust. »Noch jemand, der Bedarf hat?«
Keiner meldete sich, aber Ben Segal wollte wissen, was ihnen passieren konnte.
»Wir werden in eine andere Welt hineingleiten und wissend wieder hervorkommen.«
Ben bekam ein starres Gesicht. »Vielleicht in die Welt der Toten?« hauchte er.
»Möglich.«
Segal schaute auf Malik. Der wich dem Blick aus und starrte zu Boden. Sie hatten Furcht, doch Ricky konnte darüber nur lachen. »Ich weiß überhaupt nicht, weshalb ihr euch aufregt. Das ist doch alles wunderbar. Denkt an Jilette. Wir haben ihn gekannt, wir mochten ihn sogar, und er kam auch aus dem Reich der Toten.«
»Wie er möchte ich nicht werden«, flüsterte Art Malik.
»Das wirst du auch nicht. Und jetzt haltet den Mund! Ich muß mich konzentrieren.«
Niemand sprach ein Wort. Dyan Cato hatte den Befehl ebenfalls verstanden. Er richtete sich auf und tupfte Blut aus seiner kleinen Wunde im Gesicht.
Der Wagen senkte sich tiefer. Er sackte nicht auf geradem Weg ab, sondern kippte ein wenig schräg, mit dem Heckteil zuerst, so daß seine Vorderschnauze aufrecht stehen mußte.
Die Rocker hatten es schwer, das Gleichgewicht zu halten. Besser klappte es, als sie sich hinhockten.
Und sie hörten die Angst der beiden Männer im Fahrerhaus. Ricky Modena weidete sich daran. Ihm gefiel die Angst. Seine Augen begannen förmlich zu leuchten, und er konnte sich auch nicht beherrschen, als er plötzlich anfing, schallend zu lachen.
Eine widerlich anmutende Schadenfreude, die auch hinter der Stahlwand von den leidenden Personen im Fahrerhaus gehört werden mußte.
Die Rocker kümmerten sich darum nicht. Sie sanken immer tiefer, aber sie sahen nicht das Ziel. Als hätten sie einen gemeinsamen Befehl bekommen, so schauten sie schräg hoch, wo sich dicht unter der Decke die Fenster befanden und wenig von dem grauen Tageslicht einsickern ließen.
Das aber änderte sich plötzlich.
Zuerst war es nur ein grünlich angehauchter Schatten, der allerdings bald an Farbe zunahm und zu einem hellen glasigen Grün wurde. Es stand wie eine Wand hinter den Fenstern und schien den Wagen geschluckt zu haben.
Auch Ricky hockte am Boden. Er nickte und meinte sich selbst damit, um seine Worte zu bestätigen. »Ja«, flüsterte er, »es ist soweit. Die andere Welt hat uns verschlungen. Noch befinden wir uns auf der Reise, aber jetzt kann uns nichts mehr passieren.«
»Eine grüne Welt?« fragte Ben.
»Klar.«
»Sieht denn so das Reich der Toten aus?«
Ricky winkte ungeduldig ab. »Was weiß ich denn, zum Henker? Alles ist möglich.«
»Wir können sogar noch atmen«, erklärte Cato mit zitternder Stimme.
Modena lachte. »Da siehst du mal, was man uns alles gönnt. Jedenfalls habe ich keine Furcht, das kann ich euch versichern. Wir sind sicher wie hinter…« Er begann zu lachen. »Wie hinter Gefängnismauern.«
Dann konzentrierten sie sich auf die Schreie der Bewacher. Sie waren schrecklich, man hörte aus ihnen die Todesangst, und urplötzlich verstummten sie.
Es wurde still…
Drückend und beklemmend still. Nichts war mehr zu hören, nur die lauten Atemgeräusche der Rocker störten die Ruhe.
Auch Ricky war nervös geworden. Seine Hände schlossen sich zu Fäusten, um sich sofort wieder zu öffnen. Auf seinem Rücken lag eine kalte Haut, er bewegte seine Lippen, ohne zu sprechen. Hin und wieder wischte
Weitere Kostenlose Bücher