0486 - Der unheimliche Shaolin
die sich auf Whisper, den Staubgeist, bezogen. Er hatte uns in den letzten Tagen in Südfrankreich das Leben zur Hölle gemacht.
»Die Sache ist geklärt, Sir.«
»Auch mit den Behörden?«
»So gut wie.«
»Dann ist es gut.«
»Haben Sie uns deshalb rufen lassen?« fragte Suko.
»Nein. Es geht um etwas anderes, um etwas ganz anderes. Und ich weiß auch nicht, ob es ein Fall für Sie ist. Jedenfalls sollten wir ein Auge darauf halten.« Er blickte uns hinter seinen dicken Brillengläsern scharf an. »Kennen Sie sich in der Kunst aus?«
Ich winkte ab. »Da ist bei mir nicht viel hängengeblieben.«
»Und bei Ihnen, Suko?«
»Ebenfalls.«
»Es geht hier um eine bestimmte Kunst, meine Herren. Und zwar um die asiatische, die alte asiatische Kunst, die sehr wertvoll ist und für die auch reiche Europäer Interesse zeigen.«
»Hat man da spezielle Dinge im Auge?« fragte ich. »Ist es der indische oder der chinesische Kulturraum, aus dem die Dinge stammen?«
»Indische nicht so sehr. Es geht mehr nach Tibet, China oder in die Mongolei hinein.«
»Und wer stellt sie aus?«
Sir James schüttelte den Kopf. »Es gibt keine Ausstellung in dem Sinne. Es ist eine Versteigerung angesagt. Ein reicher Geschäftsmann will sich oder muß sich davon trennen.«
»Dann ist er nicht so reich«, meinte Suko.
»So sieht es aus.«
»Und was haben wir mit der Sache zu tun?« fragte ich.
»Eigentlich nichts, aber da ist etwas, was mich unruhig gemacht hat. Das wertvollste Stück dieser Ausstellung ist nicht größer als Ihre Hand, John.«
»Ein Medaillon, eine Brosche, ein Diamant…«
»Lassen Sie mich ausreden! Es ist nur ein Stück Haut. Ein auf Yakhaut gezeichneter Lageplan, aber nur der vierte Teil davon. Die anderen drei Teile sind irgendwo verborgen.«
»Ein Lageplan«, murmelte ich. »Es läßt darauf schließen, daß es sich um einen Schatz handelt.«
»Nein, nicht direkt.«
»Sie wissen es, Sir?«
»Ja, Suko. Es geht dabei um eine uralte Waffe. Was es für eine Waffe ist und wie sie aussieht, weiß ich nicht. Jedenfalls soll sie sehr wertvoll sein.« Sir James hob die Schultern. »Möglicherweise ein Schwert oder einen Dolch. Wie gesagt, bisher können wir leider nur darüber spekulieren.«
»Und wir sollen herausfinden«, fuhr Suko fort, »um welch eine Waffe es sich handelt.«
»Genau.« Sir James lehnte sich zurück. »Es gibt da eine gewisse Flüsterpropaganda. Man spricht davon, daß es sich bei diesem Gegenstand um eine magische Waffe handelt.«
Ich lächelte. »Interessant.«
»Ja. Das haben auch andere Leute erkannt. Man gab mir einen kollegialen Tip. Der japanische Geheimdienst Kempetai ließ mir die Nachricht zukommen, weil ein japanischer Millionär nach London gekommen ist, der unbedingt den Teil des Plans ersteigern will. Er möchte also die magische Waffe in die Hände bekommen.«
»Was ist daran so verwerflich?«
»Das habe ich mich auch gefragt, Suko, aber die japanischen Kollegen sind besser informiert. Sie sagten mir den Namen des Mannes, der sich in London befindet. Er heißt Kerenga!«
Suko und ich schauten uns an. Ich hob die Schultern. »Nie gehört, Sir. Wirklich nicht.«
»Ich kannte ihn auch nicht. Wie gesagt, er ist Millionär und Geschäftsmann. Gleichzeitig gilt er in gewissen Geheimdienstkreisen als sehr konservativ und als einer der Anführer des offiziell in Japan verbotenen Ninja-Kults. Man sagt, daß er mehrere Kampfsportschulen leitet, wo er seine Leute ausbilden läßt. Was er sich einmal in den Kopf gesetzt hat, führt er auch durch.«
»Und er will den Teil des Plans haben?«
»Ja.« Sir James nickte. »Kerenga ist nicht umsonst mit seinem Clan nach London gekommen. Offiziell nennt er sie Berater, aber ich bin der festen Überzeugung, daß es sich bei diesen Männern um ausgebildete Ninja handelt.«
»Sind sie bereits in Erscheinung getreten?«
»Sie halten sich noch zurück. Kerenga und seine Leute verlassen die Suite so gut wie nie.«
»Sollen wir ihm einen Besuch abstatten?« fragte Suko.
»Nein, das nicht. Er könnte Verdacht schöpfen. Aber ich möchte Sie bitten, der Versteigerung beizuwohnen.«
»Wann findet sie statt?«
»Morgen früh um elf Uhr.«
»Wir werden dort sein«, versprach ich.
Suko hatte noch eine weitere Frage. »Sagen Sie, Sir, wie heißt der Mensch, der die alten Kunstgegenstände versteigern läßt?«
»Paul Bancroft!«
Den Namen kannte ich. »Der Elektro-Bancroft?«
»Genau der, John. Seine Firma steckt tatsächlich in einer
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