0489 - Der Rächer des Schwarzen Tods
Es war nichts Ungewöhnliches. So etwas fand man oft in den Gängen, die zu den Toiletten der Lokale führten.
Niemand brauchte zu wissen, welches Ziel Suko hatte; deshalb fragte er auch nicht nach dem Weg zu Blakes Garderobe oder Requisitenzimmer. Das wollte er ohne Hilfe finden.
Zur Toilette brauchte er nicht. Eine Tür gegenüber war abgeschlossen. Sie führte zu den Privaträumen, wie ein neben ihr an der Wand hängendes Schild verkündete.
Am Ende des Ganges sah Suko noch eine weitere Tür. Wahrscheinlich führte sie auf den Hof.
Der Inspektor probierte die Klinke. Er hatte Pech, weil die Tür verschlossen war. Da Suko unbedingt hinaus wollte, griff er zu seinem Besteck. Das Schloß sah nicht gerade aus, als gehörte es zu dem Modernsten auf diesem Gebiet. Es war leicht zu knacken. Schon nach wenigen Sekunden schnappte es auf.
Suko drückte die Tür nach außen. Kühlere Luft umfächerte sein Gesicht. Ein Zeichen, daß er ins Freie treten konnte. Suko schob sich durch den Spalt und gelangte in eine graue Hinterhofwelt.
Die Sonne hielt sich längst hinter den langen Schatten der Dämmerung verborgen. Hausfassaden wuchsen vor Suko in die Höhe. An einigen Stellen war kein Putz mehr vorhanden. Da schimmerten dann die alten grauen Steine hindurch.
Auf den Balkonen saßen Menschen und starrten sich gegenseitig an. Radios dudelten, Kinder spielten auf dem Hof, nicht weit entfernt dröhnten die Motoren heißer Feuerstühle.
Links lag ein Anbau. Suko schätzte die Ausmaße der Disco ab und kam zu dem Entschluß, daß dieser Anbau noch dazugehören mußte. Möglicherweise befand sich dort die Garderobe des Zauberers.
Fenster sah der Chinese nicht. Dafür eine Tür, die sehr stabil aussah. Als Suko auf die Tür zuging und davor stehenblieb, tauchte plötzlich eine hochgewachsene Gestalt auf. Der Mann trug eine weiße Jacke und eine blaue Samtcordhose. Dazu ein rotes Hemd mit viel Rüschen. Sein schwarzes Haar stand als Borste vom Kopf auf. Die Augenbrauen hatten sich drohend zusammengeschoben, als er vor Suko stehenblieb und ihn kalt anblickte.
»Was suchst du denn da, Meister?« Er wippte lässig auf den Fußballen.
Suko mochte es nicht, wenn er so angeredet wurde. »Geht es Sie etwas an, Mister?«
»Sicher.«
»Und wieso?«
»Weil mir der Laden hier gehört. Ich bin der Besitzer und gerade zur rechten Zeit gekommen.«
»Das scheint mir auch so.«
»Also hauen Sie ab, Mann!«
Suko deutete auf die Tür. »Ich will dort hinein.«
»Hau ab, Mann!« Der Disco-Besitzer kam einen Schritt vor.
Suko reagierte schnell. Plötzlich hielt er seinen Ausweis in der Hand, den der Elegante anstarrte, als wäre er der Lauf eines Revolvers. »Sie sind ein Bulle?«
»So ungefähr.«
Der Mann strich über seine kurzen Haare. »Verdammt, hier wird nicht gedealt. Ich weiß nicht, was Sie hier wollen!«
»In den Anbau.«
»Da finden Sie keinen Stoff.«
»Um den geht es mir auch nicht. Ich möchte Ihrem Zauberer einen Besuch abstatten.«
»Der steht auf der Bühne.«
»Das weiß ich. Er braucht von meinem Besuch nichts zu wissen.«
Der Elegante starrte Suko für die Dauer einiger Sekunden an, bevor er nickte. »Ach so ist das«, sagte er. »So ist das also. Sie meinen, daß Blake den Stoff…«
»Davon habe ich nichts gesagt. Kommen wir zur Sache. Schließen Sie mir die Tür auf?«
»Muß ich ja wohl.«
Suko grinste. »Es wäre zumindest besser für Sie.«
Der Mann griff in die Hosentasche und holte ein Schlüsselbund hervor. Er nahm einen der vier Schlüssel, bückte sich und schob ihn in das schmale Schloß.
Zweimal drehte er den Schlüssel herum, bevor er die Tür aufdrückte und Suko in einen dunklen Gang sehen ließ. »Da müssen Sie durch. Es gibt nur eine Tür an der rechten Seite. Durch sie können Sie die Garderoben erreichen.«
»Danke.«
»Ist sonst noch etwas?«
»Ja, ich möchte Ihnen raten, sich ruhig zu verhalten! Machen Sie keinen Ärger und kein Aufsehen. Und, sagen Sie dem guten Blake nichts von meinem Besuch.«
»Ich werde mich hüten.« Der Besitzer drehte sich um und schritt staksig davon.
Er drehte sich noch einmal um, da war Suko bereits im Innern des Anbaus verschwunden und hatte die Tür hinter sich zugezogen. Nach einem Lichtschalter suchte er nicht vergeblich, nur nutzte es ihm nichts, als er ihn nach unten kickte.
Keine einzige Lampe erhellte den Gang.
Suko ärgerte sich und zischte einen Fluch. Er mußte sich auf seine Lampe verlassen.
Im hellen Lichtfinger tanzten unzählige
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