0489 - Die Spinnenhöhle
auch den Nordrand Roms allmählich in Bedrängnis brachten, hatten eine Schlammbahn daraus gemacht. Diese Schlammbahn zeigte Reifenspuren.
Aldani, seit fast 15 Jahren im Dienst, stieß seinen Kollegen an. »Stopp mal, Enzo. Das ist doch nicht normal!«
»Was denn?« fragte Kollege Mascarotti und begrub das Bremspedal unter seiner Schuhgröße 49. Der Lancia kam zum Stehen.
»Hier fährt doch sonst nie ein Schwein«, bemerkte Aldani trocken. »Laß uns doch mal nachsehen, wieso hier plötzlich Reifenspuren sind!«
»Natürlich fährt hier nie ein Schwein. Schweine fahren überhaupt nicht. Dafür schmecken sie aber gut, wenn sie erst mal in Einzelteilen im Rauch hängen«, erwiderte Mascarotti. »Aber falls du zweibeinige Schweine meinst, Giovanni; warum sollen die hier nicht fahren? Diese Schlammbahn hat doch sogar einen Namen! Da steht das Schild. Via del Canneto.«
»Deswegen ist das noch lange keine Straße, sondern ein als Sackgasse getarnter Waldweg! Da stimmt was nicht, das sind nämlich keine Geländereifen! Also ist der Förster nicht unterwegs.«
»Aber zu Fuß glitsche ich da nicht rein«, protestierte Mascarotti. »Sackgasse? Na, dann wollen wir mal im Rückwärtsgang hinein, dann haben wir’s später leichter! Was hoffst du da überhaupt zu finden? Julius Cäsars Geheimschatz?«
»Vielleicht ein gestohlenes Auto, das hier versteckt wird.«
Und dann tauchte am Ende des Weges das geschlossene Cabrio auf, dessen Fahrertür offenstand.
Mascarotti pfiff durch die Zähne. »Ein Mercedes SL«, stellte er fest. »Noch einer von den schönen, alten!«
Aldani hing schon am Funkgerät. Er las das Kennzeichen ab - noch von der alten, kleinen Sorte mit den weißen Ziffern auf schwarzem Grund. Eine halbe Minute später kam die Antwort.
»Der Wagen wurde gestern am Flughafen als gestohlen gemeldet. Hat die Parkhausschranke durchbrochen.«
»Ach. Deshalb auch die Beulen und Schrammen am Vorderwagen«, stellte Aldani fest. »Na, da wollen wir doch mal sehen, was es mit diesem Wagen auf sich hat.« Er stieg aus und zog seine Pistole. Vorsichtig näherte er sich dem Cabrio.
***
Davidoff starrte Saranow an, der sich jetzt langsam aufrichtete. Dabei hätte er doch tot sein müssen! Davidoff hatte ihn erschossen!
Der Assistent kauerte sich zusammen. Fassungslos fixierte er aus seinen vier Augen den Parapsychologen. Die Beißzangen mahlten nervös gegeneinander. Davidoffs Hinterleib zuckte; die Beine waren in Sprungbereitschaft.
Saranow war unverletzt!
Aber er war zornig. Und schnell in seinen Reaktionen. Noch im Aufstehen entdeckte er die Makarow-Pistole, die Davidoff fallengelassen hatte, und nahm sie an sich.
»Steh auf, Genosse Wassilij«, sagte er rauh.
Davidoff zögerte. »Erheb dich!« brüllte Saranow ihn an. Erschrocken flitzte Davidoff hoch, drückte sich aber immer noch in die Zimmerecke. Er starrte die Pistole in Saranows Hand an. Draußen auf dem Gang wurde es laut. Jemand schob die Tür vorsichtig auf. »Ist was passiert? Soll ich die Polizei rufen?« erkundigte sich der Mitbewohner.
»Raus!« donnerte Saranow ihn an. »Hol, was du willst, Freundchen, aber mach die Tür von draußen zu! Deine Aufmerksamkeit ist lobenswert, aber hier gibt’s keinen Leninorden zu verdienen!« Er hatte die Waffe auf den Tisch geworfen und schob den Nachbarn einfach vor seinem Bauch her wieder nach draußen, knallte die Tür zu und schloß ab. Dann war er unglaublich flink wieder am Tisch.
Davidoffs Entscheidung, nach vom zu springen und die Pistole in die Greifklauen zu nehmen, kam zu spät.
»Was machen Sie nur für Dummheiten, Genosse Wassilij?« fragte Saranow kopfschüttelnd, nahm das Magazin aus der Waffe und entlud auch den Lauf. Dann betrachtete er die Patronen.
Er grinste.
»Zu meinem Glück hat dich wohl dein Waffenhändler über den Tisch gezogen, Dummkopf!« sagte er und warf Davidoff eine Patrone zu. »Damit kannst du höchstens eine brave Hausspinne erschießen, wenn sie dir nahe genug vor die Mündung läuft! Das sind Platzpatronen, Mann! Bist wohl nie beim Militär gewesen, wie?«
Davidoff schluckte. Es stimmte; er war kein Soldat gewesen. Zu mager, zu kränklich. Statt dessen hatte er die Universität besuchen dürfen.
Saranow warf die Makarow in den Sessel und setzte sich auf die Tischkante, neben den zerstörten Alukoffer. »Kommen Sie, Wassilij. Was ist los mit Ihnen? Wo ist die Spinne? Da stimmt doch etwas nicht. Ihre Reaktionen sind ganz anders als früher, und Sie sind doch auch nicht
Weitere Kostenlose Bücher