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0492 - Die Wölfin von Rom

0492 - Die Wölfin von Rom

Titel: 0492 - Die Wölfin von Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sein.
    Der Markt aber bot ein Gefühl von Weite, trotz der zahlreichen Stände, Karren und bunten Schirme, die Mensch und Ware vor den Strahlen der Sonne schützen sollten.
    Gemüse, Wurstwaren, Nudeln, Fisch, Trödel, Kleider – es gab nichts, was es nicht gab. Neben mir schnatterten Enten in ihren Käfigen. Sie standen zusammen mit fetten Kaninchen.
    Der Verkäufer hockte auf einer Kiste und rauchte. Um seinen Kopf hatte er ein rotes Tuch gebunden. Er glich einem korsischen Seeräuber.
    Auch hier ließen wir uns treiben. Der Geruch von gerösteten Mandeln wehte uns entgegen. Ein junger Mann hinter einem schwarzen Eisengrill pries sie als die besten Mandeln der Welt an.
    Überhaupt versuchte jeder Verkäufer den anderen zu überschreien. Der eine hatte das beste Fleisch, der andere das beste Gemüse, und so etwas konnten sich der Fisch- und Wursthändler nicht bieten lassen. Auch sie priesen ihre Waren dementsprechend an.
    Alles war frisch. Die Tomaten glänzten wie angestrichen.
    Kinderhände mit Probierwürfeln reckten sich uns entgegen. Die Tomaten waren fleischig, sie schmeckten sogar ohne Salz. Wer hier Waren kaufte, war nicht betrogen.
    Männer und Frauen schwitzten um die Wette, handelten mit den Verkäufern, und Kinder tobten um ihre Eltern oder Großeltern herum. La Mamma hatte hier das Sagen. Ich sah die irresten Typen und mußte an Commissario Savinis Worte denken.
    Jeder Römer ist ein Individualist!
    Hier wurde es mir bestätigt.
    Nur die Wölfe entdeckten wir nicht. Zwar unzählige Hunde, aber sie waren nicht mit den von uns Gesuchten zu vergleichen. Zumeist Bastarde, die von den Abfällen lebten oder sich mit Katzen balgten, die ebenfalls stehlen wollten.
    Wir hatten es nicht eilig. Im Gegensatz zu den anderen Besuchern waren wir nicht erschienen, um zu kaufen. Suko und ich beobachteten nur. Die dunklen Brillen verbargen unsere Augen.
    Wenn es die Sicht erlaubte, blickten wir hoch zu den Dächern.
    Hier war fast jedes Haus in einem anderen Stil errichtet worden.
    Zweimal durchwanderten wir den Markt, ohne eine Spur der Bestien entdeckt zu haben.
    »Pause?« fragte ich.
    »Wo?«
    Ich deutete auf eine Bar. Es war kein Nachtclub oder ein ähnliches Etablissement, sondern eine normale Kneipe, in der man seinen Kaffee, seinen Wein oder Grappa nehmen konnte.
    »Einverstanden.«
    Im Innern war es ziemlich dunkel und auch kühl. Das tat gut nach der Wärme draußen. Es war nicht viel los, der große Ansturm würde gegen Mittag beginnen. Wir brauchten auch keine Getränke-Gutscheine zu lösen, wie es oft in den Bars in Rom üblich ist, suchten uns einen Platz an der Theke und bestellten Kaffee. Ich nahm noch einen Grappa dazu, der meine Lebensgeister wieder aufmöbeln sollte.
    Suko deutete auf das dicke Glas. »Haut der dich nicht vom Hocker?«
    »Einer nicht.«
    Wir hatten uns so hingestellt, daß wir durch die offene Tür auf den Campo blicken konnten. Der Eingang lag im Sonnenlicht. Der sich dahinter abzeichnende Markt hatte durch den Lichteinfall einen anderen Glanz bekommen. Er wirkte verschwommen, verwaschen, ein Pastellbild, einem Gemälde ähnlich.
    In der dunkelsten Ecke des Lokals flipperte jemand mit einer wahren Hingabe. Das Rollen der Kugel begleitete er mit seinen Kommentaren. Auf dem Kopf trug der Mann eine Mütze aus rotgelbem Stoff, den Farben des Fußball-Vereins AS Rom.
    Ein ganz normaler Vormittag. Stunden, die man eigentlich genießen konnte, nur wollte uns dies nicht so recht gelingen. Beide spürten wir den Druck, ohne allerdings darüber zu diskutieren.
    Von der anderen Seite der Theke schob sich jemand näher, als wir unseren Kaffee erhielten. Es war ein knochig wirkender Mann mit grauen Haaren. In seinem Mundwinkel klebte eine Zigarette. Er roch nach Knoblauch und nickte uns zu.
    »Ich kenne dich«, sagte er zu mir.
    »Ach ja? Und woher?«
    »Ich habe dich mit einem Wolf gesehen.«
    Der Mann hatte so laut gesprochen, daß auch der Wirt aufmerksam wurde.
    »Wann denn?« fragte ich.
    »Heute morgen. Ich kam zum Campo. Ich glaube, du warst sogar auf einem Dach.«
    »Das kann nicht sein.«
    »Doch, ich irre mich nicht.« Er spie die Kippe zielsicher in einen leeren Ascher. »Du warst es. Und du hast auch mit diesen verfluchten Wölfen zu tun.«
    »Hör auf, Pietro«, mischte sich der Wirt ein, um dann zur Tür zu schauen, weil ein neuer Gast das Lokal betrat. Es war ein Bekannter von mir: Gibli, der Carabiniere.
    Für einen Moment stutzte er, dann kam er näher und nickte mir zu. »Ach,

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