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0493 - Janes Umkehr

0493 - Janes Umkehr

Titel: 0493 - Janes Umkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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holte und ihn Lady Sarah überreichte.
    Sie setzte ihre Brille auf, las sehr intensiv, schüttelte einige Male den Kopf, wurde immer blasser und meinte: »Das… das darf doch nicht wahr sein.«
    »Leider stimmt es!«
    »Sie ist einfach gegangen!« Lady Sarah sprach ins Leere, während ihre Hände nach unten sanken.
    »Einfach so.«
    »Du hast mit ihr gelebt, Sarah«, sagte ich. »Ist dir an Jane etwas aufgefallen?«
    »Das allerdings.«
    »Was genau?«
    »Sie war in den letzten Wochen so komisch, irgendwie seltsam und anders. Das hast du ja auch bemerkt. Ich kam nicht mit ihr zurecht. Oft genug hatte ich das Gefühl, mit einer Fremden zu reden. Sie hörte mir kaum zu, war mit ihren Gedanken ganz woanders.«
    »Depressionen?« hakte ich nach.
    »Man kann es fast so nennen. Jedenfalls befand sich Jane auf dem Weg zu diesem Ziel.«
    »Es war die Vergangenheit, nicht wahr?«
    »Ja, sie konnte ihr einfach nicht entrinnen. Kräfte, die ich nicht kannte, mußten sich ihrer bemächtigt haben.« Lady Sarah preßte die Hände gegen ihr Gesicht. »Es war schlimm für sie, aber für mich nicht minder. Ich hätte ihr gern geholfen, nur stemmte sie sich gegen mein Vorhaben. Sie wollte es einfach nicht. Immer wieder war die andere Seite stärker. Jane befand sich in einem unsichtbaren Bann. Und jetzt haben sie es geschafft. Oder glaubst du, John, daß sie diesen Brief freiwillig geschrieben hat?«
    »Ja und nein.«
    »Wieso?«
    »Sie steht unter Druck, weiß dies, hütet sich aber gleichzeitig, sich dagegen zu wehren. Wahrscheinlich ist es ihr nicht leicht gefallen, die Zeilen zu schreiben.«
    »Und jetzt ist sie verschwunden.« Lady Sarah lehnte sich im Sessel zurück. »Wäre ich doch nicht auf den Gedanken gekommen, heute einkaufen zu gehen.« Sie deutete auf die Tüte. »Zwei Schals im Sonderangebot. Einen für Jane, einen für mich. Ein Unding.«
    »Du hättest sicherlich nichts daran ändern können. Jane wollte es durchführen.«
    »So sieht es aus.« Lady Sarah schaute auf die Puppe, die ich mitgebracht hatte. »Ob sie der auslösende Faktor ist?«
    »Ein wichtiger bestimmt.«
    »Die Hexe hat sie dir gegeben, weil sie rachsüchtig ist«, sagte Lady Sarah. »Wie heißt die Frau?«
    »Keine Ahnung.«
    »Habt ihr keine Nachforschungen angestellt?«
    Ich lächelte wissend. »Du hättest sie sehen müssen, als sie vor meinen Füßen lag. Nachdem sie sich umgebracht hatte, löste sie sich langsam auf. Es blieb nicht mehr viel von ihr zurück. Es tut mir leid, aber diese Spur ist gelöscht.«
    »Wo willst du ansetzen?«
    »Bei dir.«
    »Wie soll ich das verstehen?«
    »Abandur«, sagte ich. »So lautet ein Name. Er muß hinter allem stecken. Kennst du ihn?«
    »Nein«, erklärte Lady Sarah ohne große Überlegungen. »Ich kenne ihn nicht. Hättest du Namen wie Abraxis gesagt oder Asmodis, aber so bin ich überfragt.«
    »Laß uns in deine Bibliothek gehen«, bat ich sie. »Da finden wir sicher etwas.«
    Lady Sarah stemmte ihre Arme auf die Sessellehne. »Nur gut, daß ich einen Fahrstuhl habe einbauen lassen.«
    »Geht es dir so schlecht?« fragte ich besorgt.
    »Gut jedenfalls nicht.«
    Ich ging zu ihr und half ihr hoch. »Tja, mein Junge, da habe ich wieder einmal gemerkt, daß eine alte Frau kein D-Zug ist. Die Knochen wollen nicht mehr so.«
    »Du wirst dich noch einige Jahre halten, meine Liebe.«
    Sie runzelte die Stirn. »Wobei ich hoffe, daß ich sie zusammen mit Jane verbringen kann.«
    Ich erwiderte nichts, hoffte nur, daß sich ihr Wunsch auch erfüllte. Denn es war auch meiner…
    ***
    Jane Collins war in den Wagen gestiegen und losgefahren. Einfach so und irgendwohin.
    Man hatte ihr dies befohlen, und sie folgte dem Befehl. Er war da, das Denken hatte sie einem anderen überlassen müssen. Er allein diktierte Jane den Weg und führte sie durch London, bis sie die Außenbezirke erreicht hatte.
    Hier flaute der Verkehr ab, und die hellen Strahlen der Sonne flossen über Felder, Wiesen und lichte Wälder ein wie feines Tuch.
    Der Himmel zeigte noch immer eine Quellbewölkung, aber sie wurde gegen Westen hin dünner.
    Manchmal zuckten Janes Mundwinkel. Immer dann, wenn sie einen erneuten Gedankenbefehl erhalten hatte. Sie fuhr dann schneller oder ließ mit dem Tempo nach. Hin und wieder rollte sie auf eine Ampel zu, blieb bei Rot stehen, lehnte sich zurück, verschränkte die Hände hinter dem Kopf und starrte ins Leere.
    Man hatte sie gerufen, sie würde gehorchen.
    Es lag schon Wochen zurück, als sie zum erstenmal die

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