0493 - Janes Umkehr
konnte sich wieder fangen. Er wischte über sein schweißfeuchtes Gesicht, lächelte verkrampft und meinte: »Eine gute Schau, wirklich.«
Edwina beugte sich vor. »Der Beweis meines Könnens. Ich wollte dir nur zeigen, daß du nicht drücken kannst.«
»Okay, okay. Ich habe es gelesen.« Er lachte unmotiviert. »Ich soll drei Leute töten.«
»Ja.«
»Und wie habt ihr euch das vorgestellt, zum Teufel?«
»Das überlassen wir dir. Du bist fast an der Spitze, dir hat es nichts ausgemacht, andere, die sich dir in den Weg stellten, zu Boden zu drücken. Jetzt, mein Lieber, wirst du dein Meisterstück liefern. Drei Morde! Und laß sie gut aussehen!«
»Ich werde mich umhören.«
»Wonach?«
»Nach bezahlten Killern!«
Edwina richtete sich wieder auf, drückte den Kopf zurück und fing abermals an zu lachen. »Wahnsinn!« keuchte sie. »Das ist der reine Wahnsinn, aber ein Irrtum. Du wirst dir keine bezahlten Killer besorgen, mein Freund. Das ist allein deine Sache!«
»Ich soll…?«
»Jawohl, du wirst sie töten. Die Reihenfolge ist beliebig. Wir überlassen es dir, wen du dir als ersten vornimmst. Ich könnte mir allerdings denken, daß Sinclair das größte Problem sein wird. Kennst du ihn eigentlich?«
»Ich habe von ihm gehört!«
»Dann ist es gut.«
Der Anwalt senkte den Kopf. »Es wird verdammt schwer sein, ihn zu töten.«
»Das wissen wir. Es war auch nicht leicht für uns, dich so in die Höhe zu boxen.«
Stern schluckte. »Sicher«, gab er dann zu. »Sie haben la recht.« Er hob die Schultern. »Wie soll ich es machen? Ich selbst besitze keine Waffe, ich habe…«
Edwina winkte ab und öffnete ihren Mantel. Sie trug ein dunkelgraues Kleid, mehr einen Fetzen, aber sie hatte unter dem Mantel eine Tasche hängen, die sie nun hervorzerrte. »Wir stehen dir zur Seite, Jerry. Wenn du die Tasche öffnest, wirst du einige Dinge finden, die du sicherlich brauchen kannst.« Sie schleuderte das schwarze Lederpaket auf den Schreibtisch. »Hier.«
Stern nickte. »Und wann soll ich anfangen?«
»So früh wie möglich. Du kannst es auch wie ein Unfall aussehen lassen. Vor allen Dingen bei dieser Perkins. Du findest alle Dinge in der Tasche. Und noch etwas soll ich dir sagen. Keine Tat ohne Belohnung. Man hat dich eingeladen. Wenn alles vorbei ist, wirst du das Fest erleben. Du sollst einer der Ehrengäste beim Hexen-Polterabend sein.«
»Ich? Was - wieso?«
»Ein Hexenpolterabend, mein Freund. Es ist etwas Besonderes, wenn ein Mensch und ein Dämon heiraten.«
»Abandur?«
»So ist es.«
»Und wen will er heiraten?«
»Eine Ehemalige namens Jane Collins…«
***
Als der Wagen draußen hielt, stand ich vor der Tür. Lady Sarah stieg aus dem Taxi, ich lief hin und stützte sie, weil sie mir doch ziemlich wacklig auf den Beinen erschien.
»Danke, mein Junge, danke«, sagte sie und beglich die Rechnung. Dann gingen wir dem Haus entgegen. Lady Sarah schwitzte, aber sie lächelte verzerrt.
Ich half ihr aus dem Mantel und hängte das Kleidungsstück auf. Lady Sarah war ins Wohnzimmer gegangen. Sie bat mich, ihr einen Brandy einzuschenken.
»So etwas bekommt man ja nicht in diesen verdammten Krankenhäusern«, beschwerte sie sich.
»Manchmal ist es ganz gut so.«
»Aber nicht für mich.«
Ich genehmigte mir auch ein Glas. Lady Sarah leerte das ihre mit einem Schluck. »Das hat gutgetan«, stöhnte sie. »Ja, das war hervorragend.«
Ich hatte nur genippt, saß ihr gegenüber und schaute sie an. Sie schüttelte den Kopf. »Mein Junge«, sagte sie, »das war tatsächlich ein Mordanschlag, wie man ihn im Kino erlebt. Der Stoß in den Rücken, der Fall auf die Straße…« Sie atmete tief ein. »Wäre der Fahrer nicht so geistesgegenwärtig gewesen, hätte es mich gegeben.« Ihre Stimme wurde leiser. »Dabei weiß ich nicht einmal seinen Namen. Aber das läßt sich ja herausfinden.«
»Hast du die Person möglicherweise erkannt, die dich gestoßen hat?«
»Ja. Es war eine Frau. Sie fiel mir schon während des Einkaufsbummels auf. Trotz der günstigen Witterung trug sie einen Mantel mit hochgestelltem Kragen, aber eine sehr große Sonnenbrille vor den Augen. Ich konnte ihr Gesicht kaum erkennen.«
»Bestimmt eine Hexe.«
»Meinst du?«
»Ja, Sarah, und ich habe auch meine Gründe.« Ich berichtete ihr haarklein von meinen Erlebnissen.
Sie hörte aufmerksam zu, und ihre Haltung nahm die Starre eines straff gespannten Seils an, als ich Janes Abschiedsbrief erwähnte, ihn anschließend aus der Tasche
Weitere Kostenlose Bücher