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0495 - Im Zuchthaus hört die Liebe auf

0495 - Im Zuchthaus hört die Liebe auf

Titel: 0495 - Im Zuchthaus hört die Liebe auf Kostenlos Bücher Online Lesen
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Yorker Taxifahrer angeblich einen Fahrplan studierte und dabei alle Passanten musterte. Sie erkannten sich, ohne ein Wort zu wechseln.
    Im Abstand von zehn Schritt folgte Sandy dem Taxifahrer, der zum Nebenausgang Lexington Avenue ging und dort auf ein Yellow Cab zusteuerte. Sandy ließ sich eine Minute später in die Sitze fallen, und Potters zog los.
    »Wo hast du den geklaut?« grinste Sandy und fis.chte sich einen Glimmstengel aus der Packung.
    »Am liebsten«, sagte Potters mit unbewegtem Gesicht, »am liebsten würde ich dich mit einem großen Stein bewaffnet in den Hudson schmeißen.«
    Sandy ließ vor Verblüffung das Streichholz fallen und trat die Flamme auf dem Gummiboden aus.
    »Da ich aber mit im Dreck stecke, habe ich es mir überlegt«, sagte er langsam. »Von jetzt an nehme ich die Sache in die Hand. Ihr beide habt euch wie die letzten Idioten angestellt.«
    Bevor Sandy aufbrausen konnte, warf ihm Potters einen Zeitungsausschnitt über die Schulter zum Teil eines Boulevardblattes, das erst vor einer halben Stunde erschienen war.
    ***
    Wenn irgendwo in New York ein Brand ausbricht, ist das für das FBI kein Grund, einzuschreiten. Wenn aber ausgerechnet zwei Tage nach dem Überfall das Baronet-Theater Feuer fängt, wird die Sache für uns interessant. Ich fuhr deshalb gar nicht erst zum Hauptquartier, sondern wendete knapp vor unserer Einfahrt und kurvte auf die Park Avenue zurück.
    So schnell es ging, fegte ich die zehn Straßen bis zur 59. zurück, mußte zweimal auf den Bürgersteig ausweichen und kam ein paar Sekunden früher als der erste Löschzug der Feuerwehr an.
    Aus den rückwärtigen Fenstern quoll schwarzer Rauch. Einige Fußgänger blieben bereits neugierig stehen.
    Phil und ich ruderten durch die Menge und sprangen die Eingangsstufen hinauf. Ein paar Besucher kamen uns in panischer Angst entgegengelaufen, obwohl das Haus keineswegs in hellen Flammen stand.
    Die Portiersloge war unbesetzt. Wir drangen in den großen Zuschauersaal ein. Er war fast leer, die letzten Leute verschwanden hastig durch die geöffneten Seitentüren. Ich schnupperte und sah einen dünnen Rauchfaden unter dem großen Samtvorhang hervorkommen.
    Ohne zu zögern raste ich hin, schlug den Stoff zur Seite und befand mich auf der Bühne. Da das Kino gleichzeitig als Theatersaal diente, konnte man die Leinwand hochziehen und hatte eine Drehbühne vor sich. Ich sah den Rauch aus dem Spalt für die Drehscheibe kommen und rannte zur nächsten Tür.
    Von hier kam ich in einen kleinen Gang, der zu den Kulissenräumen und dem Maschinensaal führte. Hier wurde der Rauch beißender. Ich schlug milden Ärmel vors Gesicht. Die Notbeleuchtung funktionierte, und ich suchte die Treppe nach unten.
    Von irgendwoher kam das Klirren einer eingeschlagenen Fensterscheibe. Gleich darauf ertönte das scharfe Prasseln eines Wasserstrahls. Die Feuerwehr schien schnell zu arbeiten.
    »Hallo, ist dort jemand?« schrie ich in die Tiefe, als ich endlich die Treppe gefunden hatte. Ein plötzliches Wimmern ließ mich losrennen. Dichte Rauchschwaden nahmen mir fast den Atem. Ich rief noch ein paarmal »Hallo!« und kämpfte mich hustend nach unten weiter. Es stank scheußlich nach verbrannten Lumpen.
    Die Hitze wurde größer. Das Zentrum des Feuers mußte sich im Maschinenraum unter der Drehbühne befinden.
    Ich stolperte plötzlich und flog der Länge nach hin.
    Ich war auf etwas Weiches getreten. Ich tastete mich mit den Händen zurück und fand einen Körper auf dem Fußboden ausgestreckt. Es war ein Mann. Er hielt eine Taschenlampe in der Hand, deren Glas zersplittert war. Ich drehte sie um und betätigte den Schalter. Die Birne brannte noch. Ich mußte sie dem Mann ganz dicht an das Gesicht halten, um zu erkennen, daß er tot war.
    Auf den ersten Blick leuchtete mir ein, daß er nicht an Rauchvergiftung gestorben war. Das kleine Loch mitten in seiner Stirn war nicht zu übersehen. Ein dünner Blutfaden lief ihm über das Gesicht.
    Es konnten erst wenige Minuten her sein, daß er erschossen worden war. Ich zog seine Brieftasche aus dem Overall und steckte sie ein. Der Kleidung nach war er ein Filmvorführer.
    Mit zusammengebissenen Zähnen hastete ich weiter. Wenn der Schrei nicht von ihm stammte, dann schwebte vielleicht noch jemand in Lebensgefahr, und ich mußte helfen.
    Die Luft wurde immer schlechter. Ich wußte, daß ich es nicht mehr lange aushalten würde. Mit dem Kopf stieß ich gegen eine Eisentür, die sofort aufschwang. Dahinter

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