0498 - Der Schatten des Killers
ihren Knien. Steffano bezahlte sie auch dementsprechend gut.
Das plötzliche Schrillen des Telefons riß Steffano aus seinen Gedanken.
Er angelte sich den Hörer von der Gabel und meldete sich.
»Steffano«, knurrte er in die Muschel.
»Hier ist Jack der Henker«, kam es vom anderen Ende der Leitung.
Steffano lachte rauh auf. »Hallo, Jack«, sagte er höhnisch. »Ich dachte, du wolltest mich heute umbringen.«
»Du hast nicht genau auf meine Worte geachtet«, gab Jack mit tadelndem Untertan in der Stimme zurück.
»Entschuldige bitte«, sagte Steffano belustigt. »Vielleicht erklärst du mir alles noch einmal ganz genau. Mißverständnisse können ja Vorkommen.«
»Gut«, klang es wütend aus dem Hörer. »Ich habe dir bis heute Zeit gelassen, freiwillig zurückzutreten. Du hättest sogar mit einem Großteil deines Geldes unbeschadet flüchten können.«
»Zu großzügig«, höhnte Steffano. »Jack, du bist nicht zufällig ein verkappter Mitarbeiter irgendeines Wohlfahrtsinstitutes?«
Jack der Henker schien keine Lust zu haben, auf die Witzeleien des Syndikatsbosses einzugehen. »Steffano«, sagte er ruhig. »Die Frist ist abgelaufen. Jetzt kannst du nicht mehr zurück. In nächster Zeit wirst du kassiert. Schade, ich hatte dir eine wirklich gute Gelegenheit gegeben.«
Für einen Augenblick schwieg der Syndikatsboß. Dann hatte er sich wieder gefangen. »Kannst du mir vielleicht auch schon sagen, wie ich kassiert werden soll?«
»Natürlich«, gab Jack der Henker ruhig zurück. »Ich könnte, aber ich will dir die Spannung nicht nehmen.«
»Du willst mich verpfeifen? Du willst bei der Polizei singen?« schrie Freddy Steffano.
»Das habe ich gar nicht nötig«, erklärte Jack der Henker. »Erkundige dich mal nach deinem Buchhalter. Soviel ich weiß, befindet er sich zur Zeit im städtischen Leichenschauhaus.«
Steffano erblaßte. Noch ehe er etwas sagen konnte, knackte es in der Leitung. Jack hatte aufgelegt.
Der Syndikatsboß drückte schnell die Gabel des Telefons nieder. Dann wählte er die Nummer seines Buchhalters.
Dreimal tutete das Amtszeichen, ehe am anderen Ende der Leitung der Hörer endlich abgenommen wurde.
»Isaac?« fragte Steffano.
»Ja«, kam es undeutlich zurück.
Aber der Gangsterboß war mißtrauisch geworden. Die Stimme, die ihm aus dem Hörer entgegenklang, war nicht die seines Buchhalters.
»Nein«, sagte er eisig. »Dort spricht nicht Isaac Bewin. Wer sind Sie?«
»Lieutenant Harry Easton, Leiter der Mordkommission Manhattan East.«
Freddy Steffano legte den Hörer so schnell auf, als hätte er sich die Finger verbrannt.
Bewegungslos starrte er eine Weile auf das Telefon. Die Zuversicht der letzten Stunden war mit einem Male von ihm gewichen. Jetzt spürte er nur die gleiche würgende Angst vor Jack dem Henker, wie sie die anderen betroffenen Gangster von Manhattan kannten.
Er schnappte sich das Telefonbuch und suchte eine Nummer. Dann wählte er den Anschluß des International Airport.
»Hallo?« fragte er und wartete, bis sich das Girl am anderen Ende der Leitung meldete. »Ich möchte so schnell wie möglich nach Südamerika fliegen. Wann geht die nächste Maschine?«
»Wegen des dichten Nebels können zur Zeit keine Langstreckenflugzeuge vom International Airport starten. Wir empfehlen unseren Kunden…«
Freddy Steffano wartete nicht ab, bis das Mädchen seinen Spruch heruntergeleiert hatte. Er legte einfach auf und griff zu seiner Pistole…
»Boys«, sagte er heiser. »Heute machen wir noch ein Faß auf. Ab ins ›Cindy‹! Dort wird gefeiert. Niemand kann uns daran hindern!«
***
Wir waren die Beverly Road zweimal entlanggefahren. Erst hatten wir die linke Häuserseite in Augenschein genommen, dann die rechte.
Schließlich blieb nur ein Haus übrig. Es wirkte völlig unbewohnt. Statt der sonst üblichen Schellen an den Haustüren ragten uns nur ein paar halbverschmorte Kabelstücke entgegen.
Wir fuhren mit dem Jaguar noch ein paar hundert Yard weiter und parkten ihn unter einer Straßenlaterne.
Dann gingen Phil und ich zu dem Haus zurück. »Behalte du die Straße im Auge«, raunte ich meinem Freund leise zu.
Er nickte.
Ich kniete mich vor der Haustür nieder und legte mein Ohr gegen das Schlüsselloch.
Fünf geschlagene Minuten konzentrierte ich mich völlig darauf zu lauschen. Nichts regte sich. Aus dem Haus drang nicht der leiseste Laut, der die Anwesenheit eines Menschen verraten hätte.
»Jetzt müssen wir uns nur noch einen Haussuchungsbefehl
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