0499 - Garingas Fluch
bildeten.
Die Augen kamen mir dunkler vor, obwohl sich die rote Farbe auch in ihnen zeigte. Sie besaßen einen sehr bösen, starren und gefährlichen Blick.
Im Moment war es zweitrangig, denn meine Konzentration galt der Knochenklaue, die, einen Halbbogen beschreibend, sich mit ihrer Fläche auf den Schwertgriff gesenkt hatte.
Ich entdeckte einfach keine Verbindung zum Körper. Sie stach aus dem Dunkel hervor.
Dahin leuchtete ich.
Sofern ich es erkennen konnte, wuchs die Klaue aus dem dunklen Boden. Als hätte jemand ein Skelett eingepflanzt. Die Knochen gaben im Licht der Lampe einen bleichen Schein ab.
Hier stimmte einiges nicht.
Allmählich fühlte ich mich reingelegt. Der Geruch nach einer Falle war nicht mehr zu leugnen.
Wenn diese Templer-Kirche tatsächlich eine Falle für mich gewesen war, mußten mehrere Personen daran gebastelt haben. Zum ersten derjenige, der mich praktisch hergeschickt hatte.
Abbé Bloch!
Erst durch seinen Brief oder durch seine Nachricht war ich auf die alte Kirche in Garway aufmerksam geworden. Himmel, ich vertraute dem Abbé oder hatte ihm vertraut. Daß er erblindet war, lag erst einige Monate zurück.
Dieser Schrecken war mir noch deutlich in Erinnerung geblieben und auch die nachfolgenden Dinge, als die Templer der anderen Seite versucht hatten, den Abbé zu ermorden.
Durch mich hatte er einen gewissen Schutz bekommen, weil ich ihm den Würfel des Heils überließ.
Zusammen mit dem Würfel war Bloch wieder nach Alet-les-Bains gezogen, in die Nähe der Kathedrale der Angst, wo mein Ahnherr Hector de Valois als silbernes Skelett aufgebahrt lag, zusammen mit dem Siegel des Richard Löwenherz.
Der Abbé und seine Getreuen standen voll und ganz auf meiner Seite. Welchen Grund sollte er gehabt haben, mir eine Falle zu stellen? Da fiel mir schon eher der Name Saunders ein. Ihn kannte ich nicht, er hatte sich zudem bei meinen Aktivitäten stets im Hintergrund gehalten und wußte viel, ohne mir jedoch alles mitzuteilen.
Noch immer nicht zeigte er sich am Rand der Öffnung. Der Steinkreis war verschwunden, er hatte sich auf eine ungewöhnliche Art und Weise aufgelöst. Hier herrschte eine starke Magie vor, die gegen mich stand und von mir bekämpft werden mußte.
Dazu mußte ich das Schwert haben.
Wieder glitt mein Blick über das Gesicht des Dämons Garinga. Gesichter sind normalerweise dreidimensional. Sie besitzen Länge, Breite und auch Höhe.
Hier bekam ich den Eindruck, ein zweidimensionales Gesicht vor mir zu sehen. Die Höhe fehlte.
Daß es dazu gekommen war, daran trug sicherlich das Schwert die Schuld.
Gern hätte ich den großen Kämpfer Gottfried von Bouillon danach gefragt.
Das war leider nicht möglich. Ich mußte mit dem auskommen, was man mir hinterlassen hatte.
Um die Klinge überhaupt hervorziehen zu können, mußte ich die Knochenhand vom Griff entfernen. Griff und Hand befanden sich ungefähr in Augenhöhe. Ich hob beide Hände an und klemmte mir die kleine Lampe zwischen die Lippen.
Das Gebein war kalt, als hätte es auf Eis gelegen. Zudem auch schwer, ich hatte Mühe, die Hand in die Höhe zu drücken und vom Griff zu entfernen.
Beim zweiten Anlauf gelang es mir endlich. Die große Knochenklaue rutschte ab und schlug neben mir zu Boden. Das Geräusch hörte sich an, als wäre sie dabei zerbrochen. Es war nicht der Fall. Die große Hand lag dicht neben meinen Füßen.
Der Zugang zum Schwert war frei.
Die Lampe ließ ich zwischen meinen Lippen, weil ich beide Hände um den Griff legte. Ich faßte sehr fest zu. Auf meinem Gesicht lag der Schweiß, auch im Nacken hatten sich die Tropfen versammelt.
Noch einmal holte ich tief Luft. Leicht würde es mir nicht fallen, die Klinge aus dem Gesicht zu ziehen. Schon beim ersten Versuch merkte ich etwas von dem gewaltigen Gewicht des Schwertes.
Ich strengte mich an.
Ein gewaltiger Ruck - und…
Das Schwert kam frei. Es ging leichter, als ich gedacht hatte. Durch den plötzlichen Schwung wurde ich zurückgedrückt, weil ich ihn nicht ausgleichen konnte.
Ich taumelte bis gegen die Stollenwand, verlor für einen Moment die Übersicht, was dem Dämon Garinga wiederum die Gelegenheit gab, zu reagieren.
Er war nicht tot.
Die Klinge hatte ihn nur mehr gebannt, aber nicht vernichtet. Vor meinen Augen blähte er sich auf, als hätte man Luft in einen Ballon gepustet. Auch die Haare bekamen eine gewisse Dimension, sie fingen an, sich zu bewegen, ich vernahm noch ein Zischen, spürte den Luftzug über mein
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